Das Brillant-Feuerwerk, einer der Höhepunkte des Kronacher Freischießens, findet heuer nicht statt. Der Grund: Durch die Hitzewelle der vergangenen Wochen ist die Gefahr eines Wald- und Wiesenbrandes einfach zu hoch.
Lässt er den Himmel wieder leuchten - oder lieber doch nicht? Stefan Schneider wägt jedes Mal sorgsam ab, ob er einen Auftrag ausführt. "Ich habe die Vollverantwortung, da zahlt mir keine Versicherung irgendwas", gibt der Inhaber von "Pyrodrom Feuerwerk" einen Einblick in die Dimension, die eine falsche Entscheidung für ihn haben könnte. Eigentlich hätten er und sein Team am Donnerstag um 22 Uhr das Brillantfeuerwerk "Der Himmel über Kronach in Sternen und Blitzen" abfeuern sollen.
"Wir wollten alles versuchen"
Dann aber kam es anders: "Wir werden kein Risiko eingehen", sagte Karl-Peter Wittig, Platzmeister der Schützengesellschaft Kronach, bereits am Dienstagnachmittag. Am Mittwoch dann die Bestätigung: "Das Feuerwerk fällt aus. Die Warnstufe ist zu hoch, das können wir einfach nicht verantworten", betonte Wittig.
Letztlich war die Absage eine gemeinsame Entscheidung von Schneiders Pyrodrom-Team, der Kronacher Schützengesellschaft sowie der Stadt Kronach und dem Landratsamt. "Für die Bevölkerung wird es wohl eine große Enttäuschung sein", ist sich Wittig über die Strahlkraft der Absage im Klaren. "Das Feuerwerk gehört schließlich einfach zum Freischießen dazu." Ebenso wie das Programm in den Festhallen und am Pavillon - das von der Absage des Feuerwerks nicht betroffen ist.
Bereits Anfang der Woche standen die Verantwortlichen kurz vor einer frühzeitigeren Absage. Die kurzen Regenschauer am Montagabend und Dienstagnachmittag ließen sie aber wieder hoffen. Wittig: "Wir wollten alles versuchen, es geht ja auch um Kosten des Feuerwerks."
Letztmöglicher Termin
Der Mittwochmittag war dann aber der letztmögliche Termin, um eine Entscheidung zu fällen. "Wir hätten ja auch Genehmigungen der Behörden gebraucht. Und auch die Polizei muss ja wissen, ob Umleitungen notwendig sind oder nicht."
Bis zuletzt hätte ein Platzregen viel bewirken können; er blieb letztlich jedoch aus. Der kleine Nieselregen war hingegen eher kontraproduktiv. "Wenn es danach wieder stickig und schwül wird, ist das schlecht", erzählt Schneider.
Die Richtwerte, die der vom Deutschen Wetterdienst herausgegebene Waldbrand-Gefahrenindex (WBI) und der Grasland-Feuerindex (GLFI) für Kronach vorgaben, waren zu hoch. Der Waldbrandindex lag für den Donnerstag auf Stufe 4 von 5. Für Freitag sogar auf der höchsten Stufe. "Und wir hätten das Feuerwerk ja am Abend abgeschossen", gibt Wittig zu bedenken. Dieses Risiko dürfe man schlichtweg nicht eingehen.
Derselben Meinung ist auch Pyrotechniker Schneider. "Jeder klardenkende Feuerwerker schießt dann nicht mehr", erklärt er. Denn selbst bei Stufe 3 wäre das Abbrennen aufgrund des besonderen Abschussortes in der Nähe der Festung Rosenberg nicht hundertprozentig sicher gewesen. Dafür sei der Wald deutlich zu nah und das Gelände für die Feuerwehr auch schlecht befahrbar. Ein Löschwasseranschluss sei dort ebenfalls nicht vorhanden. "Wenn, dann hätten wir mit einem zusätzlichen Tanklöschfahrzeug aufgerüstet", sagt auch Wittig.
"Wir standen die ganze Zeit in engem Kontakt zum Landratsamt und zur Feuerwehr. Am Ende entscheidet dann auch der gesunde Menschenverstand", sagt Feuerwerker Schneider, der mit einer Unterbrechung 2017 seit rund zehn Jahren seine Pyrotechnik in Kronach abbrennt.
Wittig kann sich nicht daran erinnern, dass das Feuerwerk schon einmal wegen erhöhter Brandgefahr abgesagt werden musste: "Auch 2003 nicht, als es so warm war." Neu ist es für die Kronacher trotzdem nicht, dass der Himmel über dem Schützenplatz während des Freischießens nicht von Feuerwerksraketen erstrahlt wird. "Es ist auch schon einmal wegen extremen Regens ausgefallen", erinnert sich Wittig.
Nicht vergessen hat er zudem ein Feuerwerk, das zwar abgeschossen wurde, was aber niemand sah - weil sich eine große Wolke davorgeschoben hatte. Schon vor der endgültigen Entscheidung am Mittwoch war klar: Die sogenannte "Italien-Ware" hätte Stefan Schneider gar nicht erst mitgebracht.
Damit sind handgefertigte Zylinderbomben und großkalibrige Bomben bis 400 Millimeter gemeint. "Bei 150 Millimeter und einem Steigbereich von über 180 Metern hätte ich aufgehört."
Dennoch wurde bis zuletzt alles versucht, um den Kronachern eine zwölfminütige Feuerwerk-Einlage zu präsentieren. Als man den Platzregen jedoch einmal gebraucht hätte, kam er nicht.
Kommentar von Marian Hamacher: Die richtige EntscheidungDas Feuerwerk gehört zum Kronacher Freischießen wie die Klöße zum Schäuferla. Den Donnerstag in einer lauwarmen Sommernacht mit dem Blick auf einen bunt erleuchteten Himmel ausklingen lassen; was gibt es Schöneres? Sei es auf der Hofwiese mit einer Maß Festbier in der Hand oder in Decken eingemummelt im Kreise der Familie im heimischen Garten.
Dennoch ist es die absolut richtige Entscheidung, das Feuerwerk dieses Jahr abzusagen - und den Besuchern somit solche Momente zu nehmen. Das Risiko einzugehen, einen Waldbrand auszulösen, wäre schlichtweg fahrlässig. Nun hat das Feuerwerk nicht nur einen ideellen Wert, sondern auch einen wirtschaftlichen: Immerhin zieht es viele Gäste nur deswegen in Richtung Schützenplatz. Auf mögliche Mehreinnahmen zu verzichten, zeugt daher ebenso von großem Verantwortungsbewusstsein!
Der Inhaber von "Pyrodrom Feuerwerk " heißt immer noch Florian Schneider und nicht wie von Ihnen berichet Stefan Schneider !!
Schade, aber die richtige Entscheidung. Festung in Flammen braucht nun wirklich niemand.