Kreis Kronach: Schnee soll die Wasserspeicher des Frankenwalds wieder füllen

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30 Zentimeter ist die Schneedecke im Oberen Frankenwald derzeit dick. Sobald es taut, wird er die Wasserbodenspeicher füllen können. Die Frage ist nur: Wie sehr können sie aufgefüllt werden? Foto: veronika Schadeck
30 Zentimeter ist die Schneedecke im Oberen Frankenwald derzeit dick. Sobald es taut, wird er die Wasserbodenspeicher füllen können. Die Frage ist nur: Wie sehr können sie aufgefüllt werden? Foto: veronika Schadeck

Der Extrem-Sommer 2018 hat dem Frankenwald ordentlich zugesetzt. Die Förster hoffen nun darauf, dass der ausgetrocknete Waldboden bald erlöst wird. Doch das wird aus zwei Gründen schwierig.

Das Wasser ist zurück. Noch Ende Dezember waren die Auswirkungen des Extrem-Sommers 2018 zu sehen. Deutlich zu sehen. Am besten wohl am Pegelstand der Ködeltalsperre, der nur noch etwas mehr als 436 Meter über Normal Null (NN) betrug - was lediglich knapp zwei Meter mehr waren als beim Rekordtiefstand am 17. Dezember 1991 (434,87). Inzwischen schwimmen die dünnen Eisplatten auf dem momentan zugefrorenen See aber schon wieder auf einer Höhe von 440,5 Metern (siehe linke Grafik). Vier Meter in einem Monat. Nicht schlecht. Eigentlich.

Denn wirklich freuen kann sich Martin Körlin darüber nicht. Obwohl es bedeutet, dass der Himmel nach all den trockenen Monaten seine Schleusen tatsächlich mal wieder geöffnet hat. Dem Wald habe das allerdings nicht viel gebracht. Warum? Dafür müsse man sich den Waldboden einfach nur als einen Blumentopf vorstellen, sagt der 49-Jährige, der als Revierförster am Rennsteig für die bayerische Forstverwaltung arbeitet: "Wenn der mal richtig ausgetrocknet ist und man ihn wieder richtig gießen möchte, fließt das Wasser einfach durch, es bleibt nichts hängen." Dem Boden im Wald gehe es da momentan nicht viel anders.

Es sei ein langer Prozess, ehe die Erde wieder aufquillt und sich die Bodenwasserspeicher wieder ausdehnen können. "Erst dann können sie wieder Wasser aufnehmen." Nicht gerade förderlich sei zudem der häufige Bodenfrost im Oberen Frankenwald gewesen. Der habe nämlich dafür gesorgt, dass das Wasser gar nicht erst in den Boden eindringen konnte. "Das ist mehr oder weniger oberflächlich in Flüsse und Bäche abgeflossen", erklärt Körlin. Während sich dadurch die Speicher der Talsperren wieder fröhlich füllten, blieben die Bodenwasserspeicher leer.

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Im Flachland habe es immerhin keinen leichten Bodenfrost gegeben, weshalb das Wasser dort definitiv tiefer in den Boden eingedrungen sei, sagt der Revierförster. Andererseits seien dafür die Niederschläge dort nicht so hoch gewesen wie in den frostigeren oberen Lagen.

Noch staubtrocken

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Und was bedeutet die derzeit bis zu 30 Zentimeter dicke Schneeschicht für die durstigen Bodenspeicher? "Da ist diesmal kein Frost drunter", freut sich Körlin. Sobald der Schnee im Frühjahr taut, gehe er definitiv in den Boden. "Die Frage ist nur, wie tief", gibt er zu bedenken.

Weil der Boden auf bis zu einen Meter Tiefe ausgetrocknet war, verzichteten viele Förster 2018 darauf, neue Bäume anzupflanzen. Die Gefahr sei zu groß gewesen, dass sie zu wenig Wasser bekommen und im Frühling gar nicht erst anwachsen, erklärte Körlin unserer Redaktion bereits im November.

Am südlichen Ende des Frankenwalds sah es nicht viel anders aus. "Uns hatte es auch extrem getroffen", sagt Anja Mörtlbauer vom Forstrevier Stadtsteinach. Die ersten Auswirkungen der heißen Sommermonate musste sie sogar schon Anfang Juli des vergangenen Jahres beobachten. "Da sind uns auf den Südhängen Bäume einfach vertrocknet", erzählt sie und betont: "Nicht etwa Frischanpflanzungen, sondern richtig große." Normalerweise würden sich Buchen und Fichten gut vor Trockenheit schützen können, indem sie frühzeitig das Laub abwerfen. Das gelinge aber nur, sofern sie bereits den Knospenansatz fürs nächste Jahr tragen. "Das war da aber leider noch nicht der Fall. Es war einfach zu früh zu heiß."

Nun gelte es abzuwarten, wie es nach der Schneeschmelze aussieht, denn aktuell habe sie noch keinen großen Fortschritt beobachten können. Noch vor zwei Wochen habe sie schwere Baumstämme transportiert und als Nebeneffekt mit diesen den Waldboden aufgerissen. "Da war es unten drunter immer noch staubtrocken", sagt Mörtlbauer.

Die Frage nach dem "Wann"

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Ob sich die Bodenwasserspeicher noch einmal füllen, sei schwer zu sagen, meint Martin Körlin. Zum derzeitigen Zeitpunkt eine Prognose abzugeben? Eigentlich unmöglich. Frühestens im März oder April, wenn die Vegetationsperiode und Pflanzzeit wieder beginnt. "Erst dann weiß man, wie tief die Winterfeuchtigkeit in den Boden gegangen ist", sagt er.

Die große Frage für die Zukunft sei übrigens nicht, wie viel Niederschlag es gibt. Viel wichtiger sei die Frage nach dem "Wann". Schon in den Vorjahren pendelten die Niederschlagssummen zwischen ähnlichen Bereichen. Üblich sei in der von März bis September andauernden Vegetationsperiode ein Niederschlag von 400 bis 450 Litern pro Quadratmeter. "Wir hatten diesmal zwar immerhin knapp 300 Liter, aber es hat mal hier drei Liter geregnet, dann war wieder zwei Wochen Ruhe und plötzlich fielen wieder vier Liter", erzählt der 49-Jährige. "Aber es gab nie einen Dauerregen, den wir eigentlich gebraucht hätten."

Der Niederschlag, der im vergangenen Sommer gefallen ist, sei für den Waldboden also überhaupt nicht nutzbar gewesen. "Das war ja das Fatale."