Dabei sei es das Beste, einfach weiterzufahren und eine Gasse zum Überholen zu bilden. "Wir müssen die Verhaltensweisen der übrigen Verkehrsteilnehmer immer mit einbeziehen. Irgendwann hat man die Erfahrung und weiß, dass da einer fährt, der gerade total überfordert ist und richtig Stress hat."
Kein Führerschein, keine Chance
Fahrten mit Blaulicht und Martinshorn seien nervlich deutlich belastender, als wenn man sich durch den gewohnten Straßenverkehr kämpfen würde. Angehende Beamte darauf vorzubereiten, ist daher auch ein wichtiger Teil der Ausbildung. Wer keinen Führerschein hat, hat ohnehin keine Chance auf eine Ausbildung bei der Polizei. Auf der Polizeischule warten dann interne Fahrsicherheitstrainings. Unter anderem solche, wie sie auch der ADAC anbietet, um mit sämtlichen Witterungssituationen bestmöglich klarzukommen.
Doch wie beim BRK gilt auch bei der Polizei: Nicht so schnell wie möglich ankommen, sondern möglichst sicher. Weshalb in der Ausbildung auch genau gezeigt wird, wie das gelingt. "Trotz des Zeitdrucks muss man immer soviel Abstand halten, dass man jederzeit reagieren kann, damit man niemandem drauf fährt", erklärt Schmidt. Bei Ampeln sei es ratsam, kurz stehenzubleiben, zu schauen, ob auch jeder mitbekommen hat, dass ein Rettungswagen unterwegs ist und sich dann langsam über die Kreuzung zu tasten.
Mobiler Simulator
Ein Vorgehen, das den rund 70 hauptberuflichen Kronacher BRK-Rettungskräften ebenso wie das vorausschauende Fahren Jahr für Jahr eingeimpft wird. Nicht, weil sie es etwa vergessen haben. Weil es Vorschrift ist. "Es gibt zwar keine gesetzliche Verpflichtung aber eine Verordnung der Berufsgenossenschaft", erklärt Schmidt. "Denn der Rettungswagen gilt als unser Werkzeug, und das muss jährlich unterwiesen werden."
Die 30 bis 40 ehrenamtlichen Rettungshelfer des BRK haben die Möglichkeit, an Trainings teilzunehmen, die der BRK-Bezirksverband anbietet. In Erding (Oberbayern) gibt es zudem einen Simulator, in dem Blaulichtfahrten trainiert werden können. Außerdem macht hin und wieder ein mobiler Simulator in der Region Halt, zu dem Schmidt seine Sanitäter dann schickt. Damit sie genau wissen, wie sie zu reagieren haben, wenn wieder mal ein Autofahrer meint stehenbleiben zu müssen. Unvermittelt. In einer Kurve.
Unfälle liegen im Promillebereich
Unfälle: Die Sicherheitstrainings von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst scheinen sich auszuzahlen. Obwohl die Unfallgefahr bei Einsätzen sicher höher ist, liegt die Zahl der Unfälle im Promillebereich. "Dafür, dass wir 5000 Einsätze mit Blaulicht pro Jahr haben, haben wir so gut wie keinen Unfall", freut sich der Kronacher BRK-Rettungsdienstleiter Martin Schmidt. Manchmal fliege einer der Seitenspiegel weg, aber ansonsten würden die Einsätze vergleichsweise ruhig verlaufen. Der letzte Unfall, an dem ein BRK-Rettungswagen beteiligt war, sei Anfang 2017 gewesen. "Da war es frühmorgens noch dunkel und etliche Schüler unterwegs, als ein Auto links abgebogen ist, unser Fahrzeug aber noch links überholen wollte", erklärt Schmidt.
Statistik: Weil Unfälle, an denen Einsatzfahrzeuge beteiligt sind, als normale Unfälle in die Statistik einfließen, gebe es keine genauen Zahlen, heißt es aus dem Polizeipräsidium Oberfranken. "Im Verhältnis zu der Zahl der Einsätze würde ich aber auch sagen, dass die Zahl der Unfälle vergleichsweise gering ist", sagt Polizei-Pressesprecher Jürgen Stadter.