Archäologen haben bei einer Grabung im Raum Kronach gleich mehrere aufschlussreiche Entdeckungen gemacht. Die freigelegten Fundamente einer Turmburg aus dem 12. Jahrhundert lieferten unter anderem wertvolle Informationen zum einstigen Bauablauf.
- Bodendenkmal Friesen: Archäologen legen Burgtürme aus dem Mittelalter frei
- Historische Entdeckungen liefern Forschern zum Teil neue Erkenntnisse
- "War vorher bislang nicht bekannt": Fund gibt Aufschluss über damaligen Bauablauf
- Grabung wird 2024 fortgesetzt - Team sucht noch ehrenamtliche Helfer
Eine archäologische Grabung in Oberfranken hat gleich mehrere bemerkenswerte Erkenntnisse geliefert. Am Fundplatz des mittelalterlichen Bodendenkmals bei Friesen, einem Gemeindeteil von Kronach, wurden im Oktober die Überreste einer mittelalterlichen Burg freigelegt. Konkret handelt es sich um die Fundamente der einstigen Saliertürme. Bei den Saliern handelt es sich um ein ostfränkisches Adelsgeschlecht im 10. bis 12. Jahrhunderts.
Bodendenkmal Friesen: Mittelalterliche Turmburg freigelegt - Grabung führt zu spannenden Entdeckungen
Der Heimatforscher Gregor Förtsch hatte das Bodendenkmal in Friesen einst Ende der 1980er-Jahre entdeckt. Vor rund zwei Jahren ergab eine Untersuchung des Areals schließlich neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Eingrenzung von mittelalterlichen Siedlungen. Mehr als 30 Jahre nach der ursprünglichen Entdeckung wurden nun die im Erdboden befindlichen Turmfundamente ausgegraben, um anschließend dokumentiert zu werden.
Die Saliertürme seien in den 1990er-Jahren zum Teil schon einmal freigelegt worden, berichtet Projektleiter Philipp Schinkel am Freitag (20. Oktober 2023) im Gespräch mit inFranken.de. "Das sind wirklich zwei sehr bedeutende Türme." Auch das Bodendenkmal insgesamt sei wertvoll. Gegraben werde dabei unter wissenschaftlichen Bedingungen. Die Archäologen erhoffen sich weitere historische Entdeckungen. "Wir sind schon auf die ein oder andere spannende Sache gestoßen, die man so nicht auf dem Schirm haben konnte", konstatiert der Archäologe in einem Video auf der Facebook-Seite der Stadt Kronach.
In diesem Monat stand eines der beiden Fundamente im Fokus der Forscher - der sogenannte Palas, ein für Wohnzwecke ausgerichteter Turm. Das andere Bauwerk, der ursprüngliche Wehrturm, liegt derzeit gleichwohl noch unter der Erde. Er soll in einem zweiten Projektabschnitt im kommenden Jahr angegangen werden. "Für dieses Jahr ist die Witterung dafür einfach zu schlecht", erklärt Schinkel, der mit seiner Würzburger Fachfirma "Archäoscout" das Bodendenkmal wissenschaftlich untersucht,
"War vorher nicht bekannt": Befund gibt Aufschluss über damaligen Bauablauf
Um die bereits freigelegte Befundfläche vor Zerstörung zu bewahren, wurde der betroffene Bereich nach seiner Dokumentierung "konservatorisch überdeckt", sprich entsprechend versiegelt. Der Vorteil: Die Mauern bleiben auf diese Weise geschützt und damit auch künftigen Generationen erhalten. Erwähnenswert ist Schinkel zufolge insbesondere die lange Belegungszeit des Standorts. "Das geht im 8. Jahrhundert los und erstreckt sich bis in das 14. Jahrhundert", erläutert der Experte. Die Saliertürme selbst stammen demzufolge aus dem 12. Jahrhundert.
Die jüngste Ausgrabung auf dem Areal lieferte dem Fachmann und seinem Team darüber hinaus wertvolle Informationen zum einstigen Bauablauf. "Der war vorher bislang auch nicht bekannt", hält der Projektleiter fest. "Dabei geht es um die Art und Weise, wie damals gebaut wurde. Von den Arbeitern wurde zunächst Buntsandstein freigelegt. Dann wurden richtige Stufen in den Fels geklopft, um am Hang arbeiten zu können."