Am dritten Verhandlungstag zur Brandstiftung im Kronacher Gefängnis eröffnete sich eine neue Sicht auf den Angeklagten. Die Ursachen für seine Tat, sowie sein auffälliges Verhalten während der gesamten Haftzeit liegen wohl tiefer als bislang angenommen.
Es sei ein Blackout gewesen. Er war nicht er selbst, habe neben sich gestanden. Er sei wie ferngesteuert gewesen. Die Sequenz lief wie im Film ab. Diese Äußerungen zum Brand in der Kronacher JVA (wir berichteten) machte der Angeklagte im Gespräch mit einem Psychologen. Der 28-Jährige muss sich wegen schwerer Brandstiftung und Körperverletzung vor dem Landgericht Coburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 30. August 2018 in seiner Zelle ein Feuer gelegt zu haben.
Am Montag (15. Juli) berichtete ein Beamter der Kriminalpolizei dem Gericht von der Befragung des Angeklagten unmittelbar nach dem Brand. Zwei Vernehmungen hätten stattgefunden, beide Male sei die Tat abgestritten worden. Kurze Zeit nach der zweiten Befragung sei der 28-Jährige allerdings auf den Polizeibeamten zugekommen und habe gestanden. Im Verlauf der Ermittlung behauptet er jedoch, das Geständnis nur auf Drängen der Polizei abgelegt zu haben.
"Er brachte seine Zellengenossen in absolute Lebensgefahr", sagte der Kriminalbeamte. Das Glück der Häftlinge sei der vollständig abgeschirmte Toilettenbereich gewesen. Dieser habe das Eindringen giftiger Rauchgase in die Zelle verhindert. Ohne den dichten Toilettenraum hätten alle vier Häftlinge den Brand nicht überlebt, vermutet der Beamte.
Entzündete Matratze
Zudem vernahm das Gericht am dritten Verhandlungstag mehrere Zeugen zu einen Vorfall, der sich im Juli letzten Jahres ereignete. In der JVA Nürnberg wurde eine Matratze in Brand gesetzt. Die befindliche Zelle war zum damaligen Zeitpunkt vom Angeklagten und zwei weiteren Häftlingen besetzt. Ein Gefangener erlitt durch das leichte Feuer verkohlte Haare und Verletzungen an beiden Händen.
"Es war nicht nachvollziehbar, wer die Matratze in Brand gesetzt hat", erzählte ein JVA-Beamter aus Nürnberg. Auch keiner der Zelleninsassen konnte etwas zur Brandursache aussagen. Alle gaben an, geschlafen zu haben und erst durch den Rauch aufgewacht zu sein. Wer für die entzündete Matratze verantwortlich ist, ist bis heute ungeklärt.
Im August letzten Jahres fand eine Anhörung in Kronach statt, in der über eine vorzeitige Haftentlassung des Angeklagten entschieden werden sollte. Der gebürtige Hesse saß zum damaligen Zeitpunkt wegen Diebstahls eine neunmonatige Haftstrafe in Kronach ab. "Er war sehr optimistisch", beschrieb die Kronacher Anstaltspsychologin seinen Gemütszustand. Die Vorsitzende Richterin entschied jedoch nicht zu seinen Gunsten.
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