Mit einer leichten Gänsehaut geht es vorbei an hölzernen Waldinstrumenten und über moosigen Waldboden. "Normalerweise gibt es hier ein richtig dickes Moosbett", erzählt Schwarzmeier. "Aber weil es solange trocken war, ist es zusammengeschrumpft." Auch der restlichen Natur tut die Trockenheit nicht gut: Die Nadelbäume könnten nicht genügend Harz produzieren, um sich gegen Borkenkäfer zu wehren, erklärt Hünlein. Das große Krabbeln ist für den Frankenwald mittlerweile zum noch größeren Umweltproblem geworden. Da es sich aber um einen Natur- und nicht um einen Nationalpark handelt, sei ein gemäßigtes Eingreifen möglich. Beschädigte Bäume dürfen beispielsweise herausgenommen werden. So wie im letzten Stück der Märchen-Etappe, die über einen verschlungenen Waldweg und an etlichen gefällten Stämmen vorbeiführt. Mehr Nachrichten aus dem Kreis Kronach: Helmut Böhnlein aus Knellendorf zieht es regelmäßig tausende Kilometer in die Ferne - und das zu Fuß
Der Märchenpfad ist zwar nur 5,8 Kilometer lang, wer dabei dennoch vom rechten Weg abkommt, kann sich an Schwarzmeiers kulinarische Survival-Tipps halten: Zartgrüne Buchenblätter gehen demnach fast als Spinat durch. Und die frischen Spitzen der Fichte schmecken mit etwas Schokolade angeblich wie ein Blättchen After-Eight. In den Schokobrunnen der Confiserie Burg Lauenstein sollten Wanderer die Zweige dennoch nicht halten - das könnte nämlich nadeln.
Sieben sagenhafte Stationen und Geschichten auf dem Lauensteiner Märchenpfad:
Die Burg Lauenstein
Mindestens genauso bekannt wie die Lauensteiner Pralinen, aber nicht aus Schokolade: Die Burg Lauenstein stammt aus dem 12. Jahrhundert und war einst Sitz der Orlamünder. Sie wird übrigens auch gerne als romantische Hochzeitskulisse gebucht.
Das Jugendwaldheim
Dieses Schullandheim bietet besonders viel Frischluft: Lehrer, die ihre Klassen für eine Woche im Lauensteiner Jugendwaldheim anmelden, ersparen sich die Arbeit, selbst ein Programm auf die Beine stellen zu müssen - das übernehmen die Mitarbeiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach. Waldspaziergänge und Erkundungstouren sind für die Schüler allerdings Pflicht.
Der Lutherweg
Dreimal war Martin Luther auf den Wanderwegen rund um Ludwigsstadt unterwegs. Im Jahr 1530 predigte der Reformator sogar in Lehesten (Probstzella). Der Lutherweg ist in den Märchenpfad integriert - das erleichtert die Instandhaltung der Strecke. "Es geht darum, bereits bestehende Wege zu nutzen", erklärt Manja Hünlein. "Auch wenn Luther eigentlich drei Meter versetzt gelaufen ist."
Das Köchinnengrab
Die Weiße Frau ist nicht die einzige spukende Mutter in den Sagen des Frankenwalds: Eine junge Köchin soll einst ihr Kind bei lebendigem Leib am Grenzstein zu Gräfenthal begraben haben. Zur Vergeltung stießen ihr die Lauensteiner einen glühenden Pfahl mitten durchs Herz. Mancher Wanderer will schon beobachtet haben, wie ihr Geist den Boden nach dem toten Kind durchwühlt.
Die Thüringer Warte
117 Stufen müssen schnaufend erklommen werden, bevor Wanderer ihren Blick über den Naturpark Frankenwald samt Grünem Band schweifen lassen können. Anders als sein Name vermuten lässt, steht der 1963 errichtete Aussichtsturm auf dem Ratzenberg und damit (noch) in Oberfranken. Die Thüringer Warte ist für Besucher täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Die Waldinstrumente
Mittlerweile klingen sie etwas schief: Seit etwa fünf Jahren stehen das hölzerne Xylophon und Dendrophon am Märchenpfad. Entstanden sind sie als Projekt des Jugendwaldheims. 2020 sollen die Instrumente sowie die einzelnen Infotafeln erneuert werden - der wegweisende Wichtel bleibt aber.
Das Lindenblatt
Eine besonders herzige Geschichte erzählte Försterin Melanie Schwarzmeier unter dem zartgrünen Blätterdach einer großen Linde: Ein junger Mann soll von einer ebensolchen aus seine Angebetete angeschmachtet haben. War sie außer Sichtweite und ihm langweilig, schnibbelte der Verliebte zum Zeitvertreib am Baum herum. So kam die Linde zu ihren herzförmigen Blättern. Noch mehr Tipps für kleine Wanderer: Im Rachen des Vulkans - fünf Kinder testen einen Wanderweg
Nach der Wanderung ist vor dem Museumsbesuch: Schiefertradition in "Ludsch"
Auf vier Stockwerken zeigt das Schiefermuseum alles Wissenswerte rund um das historische Handwerk, das die Stadt Ludwigsstadt prägte: von der Verarbeitung des Materials bis zu den verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten (beispielsweise zur Verkleidung von Häuserfassaden). Zu den Hoch-Zeiten der Produktion wurden in den Ludwigsstädter Werken rund zwei Millionen Tafeln pro Woche angefertigt. Besucher können auch auf der Schulbank Platz nehmen und das Schreiben auf den Schiefertafeln üben. Das Museum hat von Dienstag bis Samstag jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Die digitale Route
Die Koordinaten des Weges gibt's hier im GPX-Format zum Download. Sie können zum Beispiel mit Routenplanern, Google My Maps und Wander-Apps wie Komoot oder Outdooractive genutzt werden.