Das Campen hat auch im Landkreis Kitzingen seinen ganz eigenen Charme - und kommt bei Groß und Klein gleichermaßen an.
Langsam klettert die Sonne über dicht mit Wein bebaute Hänge, spiegelt sich im glänzenden Main. Man hört nur das Tuckern der Mainfähre, die ersten Gäste vom Nordheimer Ufer nach Escherndorf bringt. Und dann regt sich so langsam das Leben auf dem Campingplatz. Reißverschlüsse werden aufgezogen, Wohnwagentüren geöffnet, Tische und Stühle nach draußen geschafft. Hier und da klappert schon das Geschirr, Kinder lachen, Erwachsene unterhalten sich. Dann ein Dröhnen aus der Hütte inmitten all der Camper: Dagmar Sauer-Maier backt Kuchen. Das heißt, im Moment rührt sie noch den Teig dafür glatt. Dazwischen verkauft sie noch Brötchen aus dem Fenster, verschenkt ein paar Gummibärchen, kurzum: Sie kümmert sich darum, dass sich ihre Gäste wohlfühlen.
Schließlich sollen sie wiederkommen nach Escherndorf, auf den Campingplatz an der Mainschleife.
"Schauen Sie sich doch einfach mal um, unterhalten sie sich ein bisschen mit den Gästen. Die können ihnen viel erzählen", gibt mir die Wirtin aus Leidenschaft mit auf die geschotterten Wege, die durch die Zelt- und Wohnwagenstadt führen. Vorbei an der Sonnenterrasse und den gepflegten Sanitäranlagen schlängeln sie sich über den kleinen, aber feinen Platz, der schon seit über 50 Jahren in Familienbesitz ist. Einige Camper scheinen schon zum Inventar zu gehören: Überwiegend kommen ältere Paare aus ganz Deutschland nach Escherndorf, um die Ruhe zu genießen - aber längst nicht nur.
Ganz am Rand haben zum Beispiel drei Familien aus Hirschfeld ihre Zelte aufgeschlagen: Jürgen und Markus Stock - übrigens nicht verwandt, aber befreundet - und Thomas Donath sind zum zweiten Mal gemeinsam auf
Campingurlaub. "Wir haben das letztes Jahr erstmals ausprobiert und es hat super geklappt", sagt Thomas Donath, und seine siebenjährige Tochter Paulina stimmt ihm voll und ganz zu. Sie ist das älteste von insgesamt sechs Kindern, die in Escherndorf übernachten, am Tag stößt noch ihre vier Monate junge Schwester dazu.
"Wir haben eine kurze Anreise, können hier so richtig entspannen", begründet Sandra Stock die Entscheidung, zum Campen zu gehen. "Warum ewig weit fahren? Auch wenn man die Gegend kennt, entdeckt man immer neue Dinge." Sie schätzt vor allem die Unabhängigkeit beim Campen. "Man muss nicht alles planen, vieles ergibt sich von selbst - zum Beispiel, dass Markus meistens kocht", lacht die Mutter zweier Töchter. Tabea und Tamara sind gerade beim Frühstücken, dabei aber auch schon auf dem Sprung, ihre Spielsachen zusammenzusuchen.
"Die Kinder beschäftigen sich miteinander - da braucht man keinen Kids Club", sagt Thomas Donath. "Und dabei haben die Eltern trotzdem auch noch Zeit für sich." Eine Woche bleiben die Stocks und Donaths in Escherndorf - und planen schon den nächsten Campingurlaub.
Escherndorf gehört dazu Das ist bei Elke und Edgar Apel aus der Nähe von Fulda gar nicht nötig. Für das Ehepaar gehört der Aufenthalt in Escherndorf schon zum Sommer dazu - auch wenn sie erst relativ spät anreisen. "Hier ist immer ein Plätzchen für uns frei", sagt Elke Apel - und in diesem Jahr ist es sogar ein echter Traumplatz. Ihr Wohnwagen steht nämlich direkt am Wasser, zusammen genießen sie ihren Kaffee und die erste Zigarette des Tages. Die Ausflüge fallen bei den Apels sehr unterschiedlich aus. "Wir lieben die Vielfalt hier in der Umgebung", sagt sie.
"Man kann sich auf den Weinfesten so richtig austoben, aber auch so richtig herunterfahren und ausspannen." Die Platzwirtin trage einen großen Teil dazu bei. "Das hier ist ein Ort, an dem man sich sofort wohlfühlt. Es ist fast ein bisschen wie daheim."
Deshalb kommen die Apels das ganze Jahr über immer wieder nach Escherndorf, nutzen die beweglichen Feiertage in Hessen. Mit dabei haben sie meistens auch ihr Schlauchboot, und natürlich die Fahrräder. "Man kann hier so viel unternehmen. Das ist es, was uns ganz besonders wichtig ist."
Unternehmungslustig ist auch eine Gruppe von Männern im besten Alter, die gerade ihre Kanus am kleinen Sandstrand zu Wasser lassen. Sie gehören zum Kanuclub Marbach und sind derzeit zwischen Bamberg und Würzburg auf dem Main unterwegs - mit vollem Zeltgepäck.
"Wir sind durch eine Zwetschgenkuchenfahrt mit den Paddelfreunden Schweinfurt auf den Escherndorfer Campingplatz aufmerksam geworden", erklärt Wandersportwart Helmut Klein. Nach einer Übernachtung machen sie sich jetzt wieder auf den Weg, auch wenn sie es in Escherndorf "schon noch länger ausgehalten" hätten. Der Ein- und Ausstieg sei hier sehr komfortabel - das sei längst nicht selbstverständlich - und die Platzwirtin sehr nett.
Solche Beurteilungen hört Susanne Sauer-Maier gerne. Sie versucht, ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten - und bekommt ihren Einsatz immer wieder auf vielfältige Weise zurück: Mit entspannten und glücklichen Gesichtern bei Alt und Jung.