Frickenhausens Neue plant keine Ich-AG

3 Min
Die Fußball-Frauen des TSV Frickenhausen in der Landesliga-Saison 2012/13: (hinten von links) Spielertrainerin: Anika Höß, Sabine Müller, Denise Stich, Julia Wasserbauer, Anja Schreck, Sarah ...
Foto: TSV Frickenhausen

Wer im weltweiten Netz nach Anika Höß sucht, der findet allerlei Einträge. Die 21-Jährige ist Spielertrainerin mit Bundesliga-Vergangenheit und sucht nun überraschend in Frickenhausen eine neue Herausforderung.

Wer im weltweiten Netz nach Anika Höß sucht, der findet allerlei Einträge. Selbst im Internet-Lexikon „Wikipedia“ ist eine Biografie der erst 21 Jahre alten Fußballerin angelegt, die seit diesem Sommer als Spielertrainerin neuen Schwung und Impulse bei den Frauen des TSV Frickenhausen bringen soll. Ab sofort heißen die Gegner für Höß Bischofsheim statt Hoffenheim oder Neusorg statt 1. FC Köln wie noch vergangene Runde.

Bis Ende Mai kickte Anika Höß für eine Saison bei den Frauen des ETSV Würzburg, nachdem sie im Juni 2011 ihr einjähriges Gastspiel beim Hamburger SV beendet hatte, um wieder näher in Richtung Heimat zu ziehen. Die junge Schwäbin stammt aus Lutzingen, einem 1000-Einwohner-Dorf bei Dillingen. Einst war sie als 16-Jährige über Augsburg in die Frauenbundesliga zum TSV Crailsheim gewechselt, von dort zum HSV.

Dazwischen durchlief Höß nahezu alle DFB-Auswahlen. Vor der „U20“ stand sie auf Abruf im Juniorinnen-Kader, der wenig später Weltmeister wurde. Als sie sich wie einst Ballack das Syndesmoseband riss, das Schienbein und Wadenbein verbindet, waren ihre Hoffnungen geplatzt. Das war im Herbst 2009.

Positives Bauchgefühl

Das Kapitel DFB ist erst einmal geschlossen. Im Frühjahr dieses Jahres hat Anika Höß mit ihrer B-Lizenz als Trainerin begonnen, die sie im Oktober abschließen will. Im Sommer trug Frickenhausens Sportleiter Uwe Hanselmann ihr das Trainer-Angebot seines Vereins vor, und Höß sagte nach kurzer Bedenkzeit zu. „Mein Bauchgefühl sagte ja. Mit 21 Jahren bin ich noch relativ jung für so einen Posten. Meine Laufbahn hatte ich mir zwar etwas anders vorgestellt, aber es hat sich jetzt so ergeben. Ich nehme die Herausforderung an“, beschreibt sie ihre Gedanken.

Angebote für einen erneuten Versuch als Spielerin in der Bundesliga bestanden auch in diesem Sommer. Sie aber schlug alle Offerten aus. „Ich wollte nicht schon wieder umziehen, ich fühle mich hier sehr wohl. Außerdem habe ich hier in Würzburg einen Beruf, ich habe gerade meine Ausbildung dort abgeschlossen“, sagt Höß, die im Vertrieb einer Beratungsfirma beschäftigt ist. Sie sei jung genug, um vielleicht zu späterer Zeit noch einmal zum Sprung in höhere Ligen anzusetzen.

Bisher ist Anika Höß ganz angetan vom TSV Frickenhausen und der jungen Mannschaft. Im Verein stehe jeder, vom Vorstand bis zum gesamten Umfeld, hinter dem Frauenfußball, ein enormer Zusammenhalt sei spürbar. Die Mannschaft habe in der Vorbereitung sehr gut mitgezogen. „Wir hatten in den jeweils drei Einheiten pro Woche immer über 20 Spielerinnen.“

In Frickenhausen gebe es auch viel zu tun, schließlich hat die ehrgeizige Ex-Profispielerin einiges vor. „Es sind viele junge Spielerinnen da. Wir wollen in der Abwehr von der Dreier- auf eine Viererkette umstellen. Dazu bedurfte es in der Vorbereitung einiger Taktik-Einheiten. Aber das muss auch sein.“

Viele Spiele ließ Höß in der Vorbereitung austragen, um zu probieren, neue Dinge einzuüben und das Team kennenzulernen. Schließlich hat die Mannschaft einen großen Umbruch zu vollziehen. Stammkräfte wie Silke Werner, Ute Lemmich, Steffi Theuerkaufer und Theresa Englert sind weg. Elf Neue sind mit Höß zum Kader gestoßen. Trotz dieser Fluktuation ließ sich für Frickenhausens Frauen manches schon ganz gut an, wie etwa der 5:0-Sieg zuletzt im Pokal gegen den Ligakonkurrenten vom ETSV Würzburg II.

Zwei Treffer steuerte Spielertrainerin Anika Höß bei. Sie weiß, dass ihr die Gegner größere Aufmerksamkeit widmen werden. Zumal sie beim TSV in der Schaltzentrale tätig sein wird. Höß' Philosophie ist jedoch nicht auf eine Ich-AG ausgelegt, im Gegenteil. „Wir sind ein Team, ich bin nicht die Hauptrolle, alle bringen sich mit ein, damit nicht alles auf mir lastet“, umschreibt sie ihre Einstellung. Am Torabschluss und an der Viererkette werde sie in den nächsten Wochen noch zu feilen haben.

Auf das Auftaktspiel am Samstag zu Hause gegen den SV Weinberg II freut sie sich. Dann wird ihre neue Herausforderung so richtig beginnen.

Aufgebot

Abgänge: Tina Stark, Andrea Rügamer (TSV Prosselsheim), Silke Werner, Theresa Englert, Ute Lemmich (alle Pause), Stefanie Theuerkaufer (Ziel unbekannt).

Zugänge: Anika Höß, Elena Mehling (beide ETSV Würzburg), Anne Lutz (Regensburg), Klara Knelles, Lara Iallonardo, Besa Sejdiu, Jenny Trinklein (alle FC Großlangheim), Julia Wasserbauer (Dettelbach und Ortsteile), Sarah Schmidt, Lena Mosler, Bianca Rumpel, Jennifer Schmitt (alle eigene Juniorinnen).

Tor: Bettina Götz, Jenny Trinklein.

Abwehr: Sabine Müller, Carolin Brand, Julia Langhirt, Denise Stich, Bianca Rumpel, Stefanie Hahn.

Mittelfeld: Anika Höß, Charlott Udhardt, Jennifer Döll, Theresa Schmitt, Elena Mehling, Julia Wasserbauer, Simone Barthel.

Angriff: Katrin Burghardt, Lara Iallonardo, Klara Knelles, Besa Sejdiu, Sarah Schmidt, Anja Schreck.

Trainerin: Anika Höß (neu, ETSV Würzburg).

Meistertipp: SpVgg Eicha. Saisonziel: Klassenverbleib.