Viele Eltern wissen sich nicht zu helfen, wenn ihr Nachwuchs Cannabis oder andere Drogen konsumiert. Verschiedene Ansprechpartner bieten Unterstützung.
Hannes war 14, als Angelika (Namen von der Redaktion geändert) Veränderungen an ihrem Sohn feststellte. Irgendwann wusste sie nicht mehr weiter. „Ich bin überhaupt nicht mehr an den Jungen ran gekommen“, erinnert sie sich. Die Pubertät, hatte sie gedacht. Doch es steckte mehr dahinter. Durch Zufall entdeckte sie, dass der Gymnasiast schon seit einem halben Jahr regelmäßig kiffte. „Ich hätte mir Rat holen sollen“, sagt sie – zum Beispiel bei Ellen Ströhlein. Die Leiterin des Volkacher Familienstützpunktes plant die Gesprächsrunde zum Thema „Kiffen ist doch gar nicht so schlimm“ und kennt viele Fälle, die wie dieser begonnen haben.
„Es gibt zwei Gruppen von Eltern und anderen Angehörigen, die auf mich zukommen“, erklärt die Sozialpädagogin, die seit 2016 einen der vier Familienstützpunkte des Landkreises betreut. „Die einen machen sich Gedanken, weil die Kinder in Freundeskreisen verkehren, in den geraucht wird.“ Viele seien selbst noch gar nicht mit Cannabis in Berührung gekommen, gingen unbedarft an das Thema heran.
Eltern in Sorge: Die Kinder beim Kiffen erwischt
„Aber es gibt auch diejenigen, die sich ernsthafte Sorgen machen, weil sie, oder auch die Polizei, die Kinder schon beim Konsum erwischt haben.“ In beiden Fällen könne sie nur ein gewisses Maß an Aufklärung leisten, mit den Eltern im Gespräch bleiben und so eine niederschwellige Anlaufstelle für besorgte Angehörige sein.
„Oft erfahren Eltern erst von der Polizei vom Drogenkonsum ihrer Kinder“, weiß auch Markus Hack von der PI Kitzingen. „Die Polizei ist zwar auch Ansprechstelle und die Eltern können sich gerne an uns wenden“, sagt der Polizeidirektor. „Allerdings halte ich das Angebot der Beratungsstellen für sinnvoller, da wir einen Strafverfolgungszwang haben. Wenn uns die Eltern erzählen, dass ihr Kind Drogen konsumiert, müssen wir ein Strafverfahren einleiten. Eltern wollen aber in erster Linie Unterstützung im Umgang mit dem Problem.“
Genau diese Unterstützung fällt in das Aufgabengebiet von Uwe Kohler. Er ist am Landratsamt für Gesundheit und Soziales verantwortlich, an Schulen und in Betrieben unterwegs, klärt auf, berät – auch präventiv. Seit 2015 betreibt er im Rahmen von „Kräutermischungen und Co.“ Aufklärung, vermittelt Hintergrundwissen zu illegalen und legalen Drogen, Risiken und Verhaltensalternativen, startete das Projekt „Flashback“ in Zusammenarbeit mit der Polizei.
Drogenkonsum: Kiffen kann Psychosen, Angstzustände und Panikattacken auslösen
„Die Rückmeldungen bestätigen uns bei beiden Angeboten, dass sie gut ankommen und das Wissen rund um Drogen fördern“, sagt er als Suchtpräventionsfachkraft. Nichtsdestotrotz sei er immer wieder geschockt von der hohen Zahl der Behandlungen, die aus dem Konsum psychotroper Substanzen resultieren. „Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren sind in ihrer Entwicklung zum Erwachsenen mittendrin in umfassenden Veränderungsprozessen. Vor allem bei den Veränderungen im Gehirn kann der Cannabiskonsum umfassenden Schaden verursachen.“
Kiffen könne Psychosen, Angstzustände und Panikattacken auslösen. Wer kifft, erhöht sein Risiko für psychische Störungen wie Depressivität. Und Kiffen kann sehr wohl zu einer substanzspezifischen Abhängigkeit führen. Eltern sollten in Kontakt mit ihrem Kind gehen und bleiben, rät er. „Reine Vorhaltungen und Schimpfen sind nicht förderlich.“ Ein Klima, das einen offenen Austausch ermöglicht, sei nötig. „Aber Eltern sollten auch klar Stellung beziehen, Struktur und Verhaltensvorgaben festlegen.“