Markus Krebs hat seinen Traumjob gefunden

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„Wir reden direkt aus der Schnauze heraus“. Markus Krebs liebt den Ruhrpott. Über Franken sagt er: „Die schönste Gegend in ganz Deutschland.“
Foto: Matthias Kimpel

Würzburg/Duisburg/Stetten Das Eis ist schnell gebrochen. Wenn es jemals vorhanden war. „Ich bin der Markus, wir können uns auch gleich duzen“, sagt Kabarettist und Witze-Erzähler Markus Krebs am Telefon. Distanz ist nicht sein Ding. Humor schon. Ein Gespräch über Fußball schauen in Stetten, die Vorzüge von Angela Merkel und das Glück der Sonnenbrille.

Dein besonderer Humor wird immer wieder mit dem Begriff Ruhrpottcharme in Verbindung gebracht. Was kann man sich als Franke darunter vorstellen?

Markus Krebs: Wir reden direkt aus der Schnauze heraus, sind zum Teil brutal ehrlich. Aber ich bin zum Teil auch Franke, mein Vater ist in Stetten bei Karlstadt geboren worden.

Dann ist der Auftritt am Sonntag, 10. November, in der Würzburger Posthalle so was wie ein kleines Heimspiel.

Krebs: Ist so. Meine Familie kommt, Cousinen, Cousins. 20 Mann stark. Danach geht es zurück nach Stetten und wir feiern weiter bei einem kleinen Umtrunk.

Was verbindest Du mit Franken, außer der Familie?

Krebs: Jetzt mal ohne Scheiß: Das Frankenland ist für mich die schönste Gegend Deutschlands.

Und die Leute hier. Die sind ja wohl ganz anders als in Duisburg?

Krebs: Also wenn ich Fußball in der Kneipe schaue, dann ist das in Duisburg tatsächlich 'ne andere Welt als in Stetten. In Duisburg schwappen die Emotionen gleich hoch, da werden die Spieler angefeuert oder angepöbelt. In Stetten in der Kneipe diskutieren die Zuschauer eher sachlich über jeden Pass. Da geht es vergleichsweise gesittet und höflich zu.

Duisburger Kneipen sind mit denen in Stetten wohl kaum zu vergleichen?

Krebs: Auch in Duisburg selbst gibt es große Unterschiede. In manche Kneipen würde ich nur reingehen, wenn ich mir vorher 'ne Tetanus-Spritze verabreichen lasse.

Wie ist das, in Duisburg aufzuwachsen?

Krebs: Nicht immer einfach, du musst dich schon behaupten. Da hilft Humor sehr. Aber die Emotionen, die nimmt man hundertprozentig mit.

Und den besonderen Slang? Verstehen Dich auch die Berliner und die Bayern?

Krebs: Im Endeffekt versteht mich jeder, egal ob ich in Hamburg auftrete oder in der Schweiz. Andersrum ist es schon schwieriger: Wenn die Jungs in Stetten richtig Fränkisch reden, habe ich keine Chance.

Wo kommen all die Witze her?

Krebs: Ich bin ein guter Zuhörer. Und ich drehe manche Sachen für mich direkt um. Wenn ich zum Beispiel höre: Ich habe eine zweitägige Reise für vierzehn Personen gewonnen. Oder der Kollege, der beim Kniffel die Chance gestrichen hat. Lach' nicht. Den gab es wirklich.

Schreibst Du Dir diese Einfälle gleich auf?

Krebs: Ich sage sie meiner Freundin und die schreibt es in ihr Handy. Da reicht mir schon ein Stichwort.

Die Lehrer hatten bestimmt eine Menge Freude an Dir?

Krebs: Meine Schulzeit habe ich größtenteils auf dem Flur verbracht. Nein, im Ernst: Natürlich habe ich viel Quatsch gemacht, aber niemanden beleidigt.

Was hast Du so angestellt?

Krebs: Den Gong auf Kasettenrecorder aufgenommen und abgespielt, damit wir früher in die Pause konnten. Solche Sachen halt.

Irgendwelche Vorbilder als Kabarettisten gehabt?

Krebs: Klar: Otto fand ich super, Fredl Fesl. Loriot oder Heinz Erhard. Meine Mutter hatte immer gehofft, dass ich die Sachen aus der Schule auswendig lerne, aber ich habe lieber die Sketche von meinen Helden gelernt. Walter Giller fällt mir da noch ein, locker vom Hocker. Kennst Du vielleicht noch.

Gibt es Themen, die auf der Bühne tabu sind?

Krebs: Religion und Politik, die gehören da nicht hin. Ich kann mir diese ganzen politischen Debatten auch nicht mehr anhören. Wenn ich Brexit höre, dann wird mir ganz schlecht. Ich habe mir schon überlegt, ob ich ein Buch über Exit schreibe, weil Essen jetzt auch aus der EU raus will.

Über Boris Johnson und Donald Trump ließen sich doch gute Witze machen?

Krebs: Ich glaube eh, dass die Brüder sind. Vom Kopf her sind die nicht weit weg. Aber im Ernst: Putin, Erdogan und all die anderen kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht in dem jeweiligen Land lebe. Wenn ich mitsprechen will, dann nur über Merkel. Und die werden wir vermissen, wenn sie weg ist.

Ernsthaft?

Krebs: Klar. Sie sagt nie was Genaues, aber sie hat voll die Ruhe weg. Ihr Nachfolger wird es schwer haben.

Hast Du nach all den Jahren noch so was wie Lampenfieber?

Krebs: Lampenfieber würde ich nicht sagen. Aber ich kann nicht gut warten auf meinen Auftritt, ich will immer sofort loslegen. Da ist auch jede Menge Vorfreude dabei. Ich will immer Gas geben.

Klingt, als würdest Du die Abende selbst genießen?

Krebs: Definitiv. Mir wird selber nie langweilig auf der Bühne. Liegt auch daran, dass ich immer neue Witze ins Programm einarbeite. Es gibt Pfeiler im Programm, aber ich probiere auch manche Sachen aus.

Und wenn ein Witz nicht zündet?

Krebs: Finde ich auch witzig. Ich habe zwei, drei Witze, da lacht fast niemand. Die lasse ich ganz bewusst im Programm, weil ich so gerne das Publikum beobachte, wenn ich die erzähle.

Zum Beispiel?

Krebs: Ich habe vergessen, wo ich mein Memory-Spiel hingelegt habe. Da lacht nie jemand drüber. Oder: Da hat jemand 'ne Marktlücke entdeckt, da steht er jetzt mit seinem Stand. Die Leute überlegen und ich sehe, wie sie überlegen. Das ist super.

Du lachst Dich selber innerlich schlapp während Deines Auftrittes?

Krebs: Klar, ich weiß ja aus Erfahrung, dass da keiner drüber lacht, das finde ich total witzig. Und wenn doch mal jemand an diese Stelle lacht, bin ich total überrascht. Den oder die behalte ich im Auge.

Wieso?

Krebs: Weil ich ihn später vielleicht noch mal anspreche. Das ist wie beim Schachspielen. Ich bin während meiner Gags schon ein paar Züge weiter in meinem Programm. Und wenn ich einen besonderen Knaller mitbekomme, dann schreibe ich mir den auf. Auf der Bühne habe ich immer ein Buch dabei.

Gehst Du privat auch so fröhlich durchs Leben?

Krebs: Das Leben ist nicht immer lustig, klar. Aber ich schlafe fast immer mit positiven Gedanken ein, weil ich mir im Bett Gedanken über mein Programm mache. Das Leben hat mir diesen Humor geschenkt. Dafür bin ich dankbar.

Hast Du diese Einstellung gelernt oder sind das die Gene?

Krebs: Keine Ahnung. Ich habe keine Schwierigkeiten damit, mir immer was Neues einfallen zu lassen. Da ist auch kein Ende in Sicht. Ich kann aus allem was machen. Früher haben sich die Leute immer zu mir in die Kneipe gesetzt.

Wer Witze erzählen kann, ist wohl nie einsam.

Krebs: Ist so. Am besten sind die Jungs um die 60, die in der Kneipe furztrocken ihre Witze erzählen und dabei keine Miene verziehen. Wenn einer über seinen eigenen Witz am lautesten lacht, dann kann der nicht gut sein.

Fällt es Dir nicht schwer, immer ernst zu bleiben, während das Publikum sich weglacht?

Krebs: Da habe ich das Glück der Sonnenbrille. Ich sehe tatsächlich nur die Leute in der ersten Reihe.

Klingt, als hättest Du den besten Job der Welt gefunden.

Krebs: Ich möchte auf jeden Fall nichts anderes machen.

Termin: Markus Krebs ist am Sonntag, 10. November, um 18 Uhr in der Posthalle Würzburg zu sehen. Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen.