Die schlimmsten Keimfallen im Haushalt - so kann man sich schützen

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Wir sind von Viren, Bakterien und Keimen umgeben – und die meisten von ihnen sind für uns völlig ungefährlich ...
Foto: Daniela Röllinger

Dagegen ist ein Toilettensitz noch harmlos: Auf dem Spüllappen tummeln sich unzählige Mikroorganismen. Auch sonst sind wir im Haushalt von Keimen umgeben.

Eine große Kugel mit kleinen Stacheln – so wird das Corona-Virus momentan dargestellt. In Wahrheit ist es natürlich winzig und nur eines von unzähligen Viren und Bakterien, die uns umgeben. Im Gegensatz zum Coronavirus sind die allermeisten von ihnen völlig harmlos. Allerdings gibt es im Haushalt durchaus auch Keime, die uns gefährlich werden können – und da geht es nicht nur um verdorbene Lebensmittel.

Wird der Apfel faul, schimmelt das Brot, bildet sich ein Schmierfilm auf der Wurst, dann ist klar: Diese Lebensmittel sind nicht mehr zu genießen. Doch nicht immer ist so leicht ersichtlich, dass sich Bakterien, Keime, Viren und Pilze rund um unsere Lebensmittel und in unserer Küche tummeln. Die Winzlinge machen sich auch an Stellen breit, an die wir nicht immer denken.

100.000 Keime auf jedem Quadratzentimeter

Die Zahlen sind erstaunlich: 100.000 Keime befinden sich auf jedem Quadratzentimeter eines benutzten Spüllappens. 1000 pro Quadratzentimeter sind es auf der Arbeitsplatte in der Küche. Da sind die 100 pro Quadratzentimeter auf dem Toilettensitz vergleichsweise wenig. Es sind Zahlen, die deutlich machen: Es ist im Haushalt wichtig, auf Hygiene zu achten. Zur chemischen Keule greifen muss man dafür aber nicht, normale Allzweckreiniger reichen in der Regel völlig aus.

Warum gefällt es Keimen auf dem Spüllappen so gut? Thea Schlesinger, Leiterin des Sachgebietes Ernährung und Hauswirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen, kennt die Antwort: „Keime benötigen Wärme, Feuchtigkeit und Nährstoffe wie Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate, um sich vermehren zu können. Das alles ist bei einem Spüllappen in der Regel nach längerer Benutzung vorhanden.”

Die Lappen sollten deshalb nach der Nutzung zum Trocknen aufgehängt werden, sofern sie nicht sofort in die Waschmaschine wandern. Schlesinger rät, den Lappen täglich auszuwechseln. Wegwerfen muss man ihn nicht: „Waschen in der Waschmaschine bei 60 Grad ist im Normalfall ausreichend.“

Kochwäsche ist nicht nötig

Früher landeten diese Lappen in der sogenannten „Kochwäsche“, wurden bei 95 Grad gewaschen. Fachleute halten das in der Regel nicht mehr für nötig. „Die normalen Waschprogramme entsprechend der Pflegekennzeichnung sind zur Abtötung von Keimen und Schadorganismen ausreichen“, lernen die Hauswirtschaftsschüler heute. Bleichhaltige Voll- und Universalwaschmittel entfernen Bakterien, Viren, Pilze und Hausstaubmilben im 60-Grad-Waschgang aus der Wäsche – und auch aus der Waschmaschine.

Denn wenn man nicht aufpasst, setzen sich in den Geräten Bakterien und Keime fest, in den Dichtungen zum Beispiel. „Bei Frontlader-Maschinen betrifft das vor allem die Türmanschette“, erklärt Gabriele Schenk, Fachlehrerin für Hauswirtschaft und MItarbeiterin im Sachgebiet. Unter dem Dichtungsgummi an der Trommel bleibt oft Wasser stehen. Die Folge: Es kann sich Schimmel bilden.

Schenk rät, die Maschine mindestens einmal im Monat mit pulverförmigem Vollwaschmittel bei mindestens 60 Grad laufen zu lassen. „Das tötet Keime und Bakterien ab.“ Um Keim- und Schimmelbildung vorzubeugen, sollte zudem nach dem Waschgang die Waschmittelschublade und die Tür geöffnet bleiben, bis die Restfeuchtigkeit verdunstet ist.

In der Küche fühlen sich Keime wohl

Zurück zur Küche: Dort siedeln sich nicht nur auf dem Spüllappen, sondern auch auf Messern, Arbeitsbrettern und Geschirr Keime an. Daher sollten alle Geräte und Materialien, die in die Spülmaschine dürfen, nach Kontakt mit rohem Fleisch – Geflügel, Hackfleisch und Fisch – und mit rohem Ei in der Maschine gespült werden, so Thea Schlesinger. Spüllappen sollten nach der Arbeit mit diesen Lebensmitteln sofort in die Wäsche gegeben werden. „Und die Hände gründlich mit heißem Wasser und Seife waschen.“ Abgesehen von den genannten Fleisch, Fisch und Eiern gilt laut Schlesinger: „Spülen des Geschirrs und der Geräte in heißem Wasser und Spülmittel ist in einem Privathaushalt ausreichend.“

In der Spülmaschine selbst werden Keimansiedlungen bei einer Temperatur von über 60 Grad beseitigt. Wobei laut Stiftung Warentest auch bei ECO-Programmen gute Ergebnisse erzielt würden, so Thea Schlesinger. Diese Programme spülen bei 45 bis 50 Grad, dauern dafür aber drei bis vier Stunden. „Weder auf Innenwänden der Spüler noch auf dem Geschirr oder Besteck selbst fanden sich auf den Spülprogrammen noch Keime, die als Krankheitserreger gelten“, zitiert sie Testergebnisse.

Wie die Waschmaschine ist übrigens auch die Spülmaschine ab und an zu reinigen: Je nach Häufigkeit und Nutzung alle zwei bis drei Wochen das Intensivspülprogramm wählen, um bei zirka 70 Grad Ablagerungen in der Maschine und den Abflussschläuchen zu verhindern. Auch hier das Säubern der Dichtungen nicht vergessen.

Auch der Kühlschrank ist voller Keime

Dass Kälte vielen Keimen nichts ausmacht, zeigt sich am Kühlschrank: 10.000 Mikroorganismen finden sich dort pro Quadratzentimeter. Etwa alle zwei bis drei Wochen sollte er daher mit Spülmittelwasser gereinigt werden. Ganz gereinigt werden sollte er auch, wenn ein Lebensmittel im Kühlschrank geschimmelt hat.

In der Küche ist es grundsätzlich wichtig, die Regeln der Lebensmittelhygiene zu beachten. Das reicht vom richtigen Einkauf und dem Einhalten der Kühlkette über das Händewaschen vor der Zubereitung bis zur getrennten Lagerung von Lebensmitteln, um Keimübertragung zu vermeiden. Rohe tierische Lebensmittel können Krankheitserreger enthalten, zum Beispiel Salmonellen, Listerien oder EHEC-Keime. Empfindliche Personen wie Schwangere, Kleinkinder, chronisch Kranke oder Hochbetagte, sollten sie nicht unerhitzt verzehren.

Auch Speisereste können verkeimen und sind vor dem Verzehr vorsichtshalber, wenn möglich, auf 70 Grad zu erhitzen. Von Lebensmitteln geht also unter Umständen ein gewisses Infektionsrisiko aus. Das allergrößte Risiko allerdings sind die Hände, auch beim Umgang mit Lebensmitteln. Sie kommen häufig mit Keimen in Kontakt und übertragen sie auf alles, was anschließend angefasst wird. Händewaschen ist daher besonders wichtig – vor allem, aber eben nicht nur im Kampf gegen Corona.