Der kurze Weg zum Kunden

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Wolfgang und Doreen Schäfer sind mit ihrem Bauernhofladen ganz nah dran am Kunden. Aus Gesprächen wissen sie, dass vor allem junge Familien immer mehr darauf achten, woher die Lebensmittel ...
Fotos: Daniela Röllinger
Ob Puten schön aussehen, ist Ansichtssache. Tatsache ist, dass ihr Fleisch und ihre Wurst gerne gegessen werden.
Daniela Röllinger
Einige Wochen lang leben die Kaninchen im Hof von Wolfgang und Doreen Schäfer bei ihrer Mutter, dann kommen sie in einen separaten Stall.
Foto: Daniela Röllinger
Die Küken brauchen es warm und tummeln sich deshalb unter der Lampe.
Foto: Daniela Röllinger
Auch Wachteleier und Wachtelfleisch aus eigener Aufzucht wird im Bauernhofladen der Familie Schäfer in Kleinlangheim verkauft.
Foto: Daniela röllinger

Es ist für ihn die schönste Art der Landwirtschaft: Ganz nah dran am Verbraucher, und das jeden Tag und ohne Umweg. Wolfgang Schäfer betreibt gemeinsam mit seiner Frau Doreen einen Bauernhofladen in Kleinlangheim. Seine Spezialität: Geflügel und Kaninchen aus eigener Aufzucht.

Es ist für ihn die schönste Art der Landwirtschaft: Ganz nah dran am Verbraucher, und das jeden Tag und ohne Umweg. Wolfgang Schäfer betreibt gemeinsam mit seiner Frau Doreen einen Bauernhofladen in Kleinlangheim. Seine Spezialität: Geflügel und Kaninchen aus eigener Aufzucht.

Muss es das Steak aus Australien sein? Die Tomate aus Spanien? Der Apfel aus Südtirol? Die Gurke aus Holland? Selbst wer den Landkreis Kitzingen nicht aus der Westentasche kennt, weiß, dass er diese Fragen problemlos mit „Nein“ beantworten kann. All diese Produkte und noch viel mehr gibt es auch bei uns – zu finden teilweise in Supermarktregalen, vor allem aber bei den Direktvermarktern und in Bauernhofläden. Das Angebot ist größer als die meisten denken: Wer im Internet unter www.regionales-bayern.de Direktvermarkter im Umkreis von 20 Kilometern um Kitzingen sucht, dem werden knapp 90 Betriebe aufgelistet. Das Angebot ist umfassend, reicht von Gemüse und Obst über Wein, Kartoffeln, Spargel, Fleisch, Fisch, Schnaps, Likör bis zu Honig, Eiern, Nudeln, Nüssen, Marmeladen und vielem mehr.

Vom Hof geht's ins Geschäft

Wolfgang Schäfer ist damit aufgewachsen, dass die Produkte, die auf dem Hof seiner Familie in Kleinlangheim erzeugt werden, dort auch gleich vermarktet werden. „Schon mein Opa hatte Spargel“, erzählt er. Die Milch von den Kühen, der selbst gebrannte Schnaps, die Kartoffeln und Eier wurden verkauft, Hausschlachtungen gemacht. Im Alter von zehn Jahren hat Wolfgang seine ersten Hasen bekommen, der Opa hat sie ihm geschlachtet, der Junge hat das Fleisch verkauft. Zur Konfirmation bekam er Wachteln und auch deren Eier hat er an den Mann gebracht, später kamen eigene Hühner dazu.

Dass er etwas mit Tieren machen wollte, stand für Wolfgang Schäfer schon früh außer Frage. Er hat in der Geflügelzucht in Kitzingen Tierwirt gelernt, später seinen Meister gemacht. Eine Zeit, in der er darüber nachdachte, wie es mit dem Betrieb daheim weitergehen sollte. „Wir hatten Kühe, Schweine, Hühner... Ich habe gemerkt, dass das nicht geht.“ Eine Tierhaltung herauspicken und „was Großes machen“, oder direkt an den Endkunden verkaufen – das waren die beiden Optionen, die er sah. Er entschied sich für den Endkunden und hat das bis heute noch keinen Tag bereut. Seine Frau Doreen, die er in der Ausbildung kennengelernt hatte, hat er mit seiner Idee infiziert. Beide machten sich daran, den Hof Stück für Stück umzubauen. Seine Eltern unterstützten das junge Paar und packen noch heute mit an. Alleine könnte das Ehepaar das nicht schultern. „Wir brauchen viele fleißige Hände, sonst kann man so etwas nicht machen“, sagt Wolfgang Schäfer. Sogar der Opa, inzwischen über 90 Jahre alt, findet auf dem Selbstvermarkterhof immer etwas zu tun, das hält ihn fit.

Auf dem Hof der Schäfers leben Gänse, Enten, Hühner, Wachteln, Puten, Hähnchen, Perlhühner und Kaninchen – zum Teil sind die Tiere inzwischen auf einem zweiten Hof untergebracht, den Wolfgang und Doreen Schäfer in Kleinlangheim gekauft haben und bewohnen. Zentrum aber ist das Anwesen der Eltern, auf dem sich auch der Laden befindet. Bei den vielen Tieren ist immer Leben am Hof. „Mir gefällt das“, sagt der 38-jährige Vater zweier Töchter. Er findet es schön, die Wachteln, die Gänse, die Hühner zu hören. „Das macht doch einen Bauernhof aus.“

Etwa 800 Tiere haben die Schäfers, die müssen gefüttert, versorgt, ausgemistet werden. Jeden Dienstag ist Schlachttag, Mittwoch wird das Fleisch verarbeitet, dann im Hofladen verkauft. Etwa 100 bis 200 Tiere werden jede Woche geschlachtet und verkauft – je nach Tierart. Puten sind schließlich deutlich größer als Hähnchen oder Wachteln. Zweimal wöchentlich ist Wolfgang Schäfer auf Märkten vertreten, freitags abwechselnd in Gerbrunn und Veitshöchheim, samstags in Schweinfurt.

Welches Fleisch verkauft wird, ist saisonabhängig. Hähnchen, Perlhühner und Wachteln gehen von Ostern bis Herbst besonders gut, Enten von Herbst bis Frühjahr. Im Winter eher Rollbraten, im Sommer Steaks und Grillgut.

Wolfgang und Doreen Schäfer wissen, was ihre Kunden wollen, man ist immer im Dialog. An der Verkaufstheke sowieso, aber auch, wenn die Kunden darum bitten, sich die Ställe anschauen zu dürfen. Schäfer schätzt diesen direkten Kontakt sehr. In anderen Bereichen der Landwirtschaft gebe es den nicht mehr. „Wir verarbeiten und vermarkten selbst. Das ist arbeitsintensiv. Aber dafür haben wir die ganze Wertschätzung. Deshalb müssen wir in der Direktvermarktung nicht so viele Tiere halten“, sagt der Kleinlangheimer. Die Rückmeldungen der Kunden seien ausschließlich positiv.

Wer bei den Schäfers im kleinen Laden im Hof einkauft, kommt meist regelmäßig. Häufig sind es junge Familien, hat der Chef beobachtet. „Sie sagen, dass sie sich bewusster ernähren wollen. Dass ihnen Regionalität und Qualität wichtig sind.“ So wie Julia Schmitt aus Rödelsee. „Wir achten auf gutes Essen“, gibt sie als Grund für ihre Fahrten nach Kleinlangheim an. „Wir sind hier in den besten Händen.“ Nicht nur, wie sie betont, weil man beim Einkauf genau wisse, wo die Produkte herkommen. „Auch geschmacklich ist es super.“

Ein Feedback, das auch Doreen Schäfer freut. Sie stammt aus der Großstadt, ist in Berlin aufgewachsen. Dass sie jetzt in einem kleinen Hof mitten im Fränkischen lebt und arbeitet, ist die Erfüllung eines Traumes. „Ich wollte immer was mit Tieren machen.“ Das Fleisch zu verarbeiten und daraus leckere Gerichte zu zaubern, mache ihr Spaß. „Sie ist ein Landmädel, das zufällig in der Stadt gewohnt hat“, beschreibt Wolfgang Schäfer seine Frau.

Ein breites Angebot

Weil die Familie immer mit Hof und Laden zu tun hat, ist das Geschäft auf den ersten Blick nicht immer geöffnet. Doch der Schein trügt: „Einer ist immer da“, betont Wolfgang Schäfer. Während Stammkunden einfach an der Ladentür im Hof klingeln und wissen, dass sie nur kurz warten müssen, rufen Neukunden häufig erst an und fragen nach.

Was bieten die Schäfers alles in ihrem Laden an? Wolfgang Schäfer quittiert die Frage mit einem Lachen. „Wir machen alles, was Arbeit macht.“ Die Familie baut Spargel an, verarbeitet ihr eigenes Obst. Es gibt Marmelade, Eierlikör, Schnaps, Fruchtliköre, selbst geröstetes Müsli, Kartoffeln, Eier, im Herbst Nüsse, in Kleinlangheim gekelterten Apfelsaft. Die Nudeln im Laden sind vom Nachbarhof, der Honig vom Imker im Ort, der Wein aus Wiesenbronn, Essig und Öl aus Rüdenhausen. Und natürlich gibt es Wurst und Fleisch von Geflügel und Kaninchen aus dem eigenen Stall. Doreen Schäfer verarbeitet sogar die Knochen, die anderswo im Müll landen. Geflügelfond wird gerne gekauft. Die Erfahrung von Wolfgang Schäfer belegt es eindeutig: „So was wollen die Leute.“