Der Anlass für die jahrelange Arbeit hätte kaum trauriger sein können. Kerstin Ackermann hat sich kürzlich selbst mit einem Happy-End belohnt. Ihr historischer Kriminalroman „Der Farbensammler“ ist fertig.
Es ist nicht zu überhören: Die 38-Jährige kommt aus Niederbayern, genauer gesagt aus dem Landkreis Dingolfing-Landau. Das Tor zum Bayerischen Wald wird die Gegend genannt. Nicht gerade der Ort, um sich eine fast 350 Seiten lange Geschichte auszudenken, die im unterfränkischen Castell spielt.
Vor fünf Jahren ist Kerstin Ackermann nach Unterfranken gezogen. Damals hieß sie noch Waas. Vieles hat sich seither verändert. Nicht nur der Nachname. Vor drei Jahren lag ihr Vater im Sterben. Eine schwere Zeit. Auf dem Sterbebett musste die Tochter ihm ein Versprechen geben: Ein Buch soll sie schreiben. Egal wie lang, egal zu welchem Thema. „Mein Vater hat in seinem Leben kein einziges Buch gelesen“, erzählt die 38-Jährige. Die Tochter war da ganz anders. Der Großvater auch. „Mein Opa hatte eine Druckerei“, erzählt sie. „Ich bin mit dem Geruch von Druckerschwärze aufgewachsen.“
Nicht die einzige schöne Kindheitserinnerung. Mit dem Großvater ist sie an den Wochenenden losgezogen, auf Flohmärkten haben sie sich mit Kinderbüchern eingedeckt. Und dann hat sich die Enkelin in die Geschichten vertieft. Als Erwachsene hat Kerstin Ackermann immer noch viel gelesen, am liebsten historische Romane. Aber selber so ein Werk schreiben? Das ist eine ganz andere Geschichte. Vor allem, wenn das Thema nicht feststeht, der Rahmen fehlt.
Ein Bekannter aus dem nahen Rüdenhausen gab schließlich den Anstoß. Achim Sinn interessiert sich sehr für die Geschichte des Fürstenhauses von Castell. Er gab ihr den Tipp, mal in die Chronik von August Sperl hineinzuschauen. Der Funke war entzündet. Das Feuer lodert noch immer.
Kerstin Ackermann fand in der Chronik eine wahre Begebenheit, die sie nicht mehr losließ. Ein Fürstensohn ist im 15. Jahrhundert bei einem Reitunfall ums Leben gekommen. Der zweite Sohn musste aus dem Kloster ins weltliche Leben zurückkehren und das Grafenamt übernehmen. Gleichzeitig stand das Fürstenhaus damals kurz vor dem finanziellen Ruin. Laut dem Chronisten August Sperl war die Prunksucht der damaligen Gräfin dafür verantwortlich.
Kerstin Ackermann schrieb die Geschichte um. Zwei Morde passieren bei ihr. Einem jungen Benediktinermönch mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit gelingt es, die Fälle zu lösen. Drei Jahre lang hat die Düllstädterin an dem Buch geschrieben. Den Aufwand hatte sie unterschätzt.
„Wenn ich etwas mache, dann richtig“, sagt sie. Die historischen Angaben in ihrem Erstlingswerk sollten stimmig sein. Also hat sich Kerstin Ackermann ans Werk gemacht. Im Casteller Archiv hat sie dank der Unterstützung von Jesko Graf zu Dohna recherchiert, sie war in der Universitätsbibliothek in Würzburg und hat sich immer wieder Material aus dem Würzburger Stadtarchiv ausgeliehen. Gab es damals Tomaten? Wurden Bohnen bei einem Festmahl serviert? Wenn ja, welche? Wie sahen die Straßen und Gebäude damals aus? „Ich habe erst mal drauflos geschrieben und erst dann, bei Bedarf, recherchiert“, erzählt sie. „Das war ein Fehler.“