Eine Bürgerin aus dem Landkreis Kitzingen ist nach einem Unfall auf zwei Gehstützen angewiesen. Normalerweise kein Problem. Doch während der Corona-Pandemie darf sie nicht in jeden Supermarkt.
Elisabeth Fischer (Name geändert) ärgert sich. Und sie wundert sich. In mehreren Geschäften erlebte sie schon das Gleiche: Sie durfte nicht einkaufen. Der Eintritt wurde ihr verwehrt. Weil sie keinen Einkaufswagen schieben kann.
Vor 40 Jahren hatte die Frau aus dem Landkreis Kitzingen, die nicht mit ihrem echten Namen nicht genannt werden möchte, einen unverschuldeten schweren Verkehrsunfall. Sie verlor ein Bein, trägt seither eine Prothese. Zwei Gehstützen braucht sie momentan, um Laufen zu können. Die Selbstständigkeit hat sie sich hart erkämpft. Sie ist ihr wichtig. In einigen Geschäften ist sie ihr genommen worden.
Frau mit Gehstützen darf nicht in Supermarkt: "Ich habe mich so geschämt"
Schon beim ersten Lockdown haben etliche Super- und Einkaufsmärkte auf ein Einlass-System gesetzt. Vor den Toren stand nur eine begrenzte Zahl an Einkaufswagen. War kein Wagen mehr da, durfte auch keiner mehr rein. In manchen Filialen überwachen Security-Kräfte das System – wie im Kaufland in Kitzingen, wo Elisabeth Fischer in der Woche vor Weihnachten einkaufen wollte. Mit ihrer Umhängetasche wollte sie das Geschäft betreten – und wurde daran gehindert. Auf ihre Erklärung ging der Security-Mitarbeiter nicht ein, auch die Dame von der Information wollte den Geschäftsführer nicht holen. In der Zwischenzeit war Fischers Mann dazugekommen – mit Einkaufswagen. „Wir durften immer noch nicht rein“, berichtet die Frau, die seit 40 Jahren Mitglied beim VdK ist und die Selbsthilfegruppe „One-Leg-Power-Team“ leitet. Das Argument des Security-Personals: Jeder einzelne Besucher brauche einen Einkaufswagen, auch sie. Gefühlte zehn Minuten dauerte die Diskussion, Passanten haben sich eingemischt. „Ich habe mich so geschämt“, erinnert sich Elisabeth Fischer. Das Ende vom Lied? Fischers Mann D. hat einen zweiten Einkaufswagen geholt und auch den durch den Supermarkt geschoben.
Auf Anfrage dieser Zeitung verweist das Kaufland in Kitzingen an die zentrale Unternehmenskommunikation in Neckarsulm. Dort hört sich Andrea Kübler die Geschichte an und antwortet am Tag darauf per Mail: „Wir bedauern sehr, dass es zu dieser Situation gekommen ist und entschuldigen uns hierfür. Selbstverständlich kann die Kundin bei uns einkaufen, ohne einen Einkaufswagen zu benutzen.“ Eine behördlich festgelegte Maßnahme während des Lockdowns laute, dass nur eine begrenzte Anzahl an Kunden zeitgleich in die Filialen darf. Um die Kundenzahl überwachen zu können, hat man die Zahl der Einkaufswagen begrenzt. Selbstverständlich gelte dies nicht für Kunden, die bewegungseingeschränkt sind oder für Eltern mit Kinderwagen, versichert Andrea Kübler.
Elisabeth Fischer wird das gerne hören. Sie denkt auch an alle Rolli-Fahrer oder Menschen mit Rollatoren. „Denen nimmt man doch sonst komplett die Selbstständigkeit“, betont sie. Die Erfahrung im Kaufland war für sie nur die Spitze des Eisbergs. Auch im Globus-Baumarkt in Kitzingen, im „Real“ in Würzburg oder im Edeka in Wiesentheid sei sie abgewiesen worden. „Das war noch im ersten Lockdown.“
Nicht nur im Kaufland wurde sie abgewiesen: Wie gehen die Märkte mit Corona-Regeln um?
Pressesprecherin Stefanie Schmitt von Edeka Nordbayern hat sich aufgrund unserer Anfrage im Wiesentheider Markt umgehört. „An so einen Vorfall kann sich dort niemand erinnern“, berichtet sie am Telefon. Grundsätzlich habe jeder Markt vor Ort eine pragmatische Lösung gefunden, mit den Corona-Regeln umzugehen. Für alle sollte aber gelten, dass der gesunde Menschenverstand eingeschaltet wird, wenn ein Rolli-Fahrer oder eine gehbehinderte Person einkaufen will. Nur in einem Punkt gebe es „keine Gnade“: Wenn Maskenverweigerer Zutritt erlangen wollen. „Dann machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch“, so Schmitt. Während des ersten Lockdowns sei das öfters passiert. „Das hat sich jetzt gelegt.“
Auch bei Globus antwortet die zentrale Unternehmenskommunikation in Völklingen auf unsere Anfrage. „So gehen wir mit unseren Kunden nicht um“, schreibt Jörg Lehmann. „Unserem Marktleiter und seinem Team ist dieser Fall auch nicht bekannt.“ Seine Frage, wann genau Elisabeth Fischer abgewiesen wurde und ob sie eine Beschreibung der Person abgeben kann, lässt sich nicht mehr beantworten. „Das war ja schon im März oder April dieses Jahres“, so Fischer, die betont, dass es ihr keinesfalls darum gehe, einzelne Einkaufsmärkte bloßzustellen. Sie wolle nur auf die Schwierigkeiten hinweisen, die Menschen wie sie in dieser Corona-Zeit in manchen Märkten haben können. In der überwiegenden Zahl der Fälle habe sie ganz normal einkaufen dürfen, versichert sie. „Da hatte das Security-Personal Verständnis für meine Situation.“
Leute, Leute, es ist schlimm, worüber mittlerweile diskutiert wird, und noch schlimmer, in welcher Form. Das Verhalten gegenüber der Frau war schlichtweg unmöglich, basta! Einige der "Kommentatoren", die offenbar selber nicht mehr wissen, worüber sie sich genau genommen aufregen, sollten sich einfach nur schämen.
Finde ich auch 👍
Wenn ich Kommentare lese wie "ich bin ja nicht gegen Kinder, aber..." "brauche kein Klotz am Bein oder Begleitschutz beim Einkaufen"
Was erwarten wir denn ? Seit 10 Monaten leben wir jetzt mit diesem Virus. Mit dem Sommer etwas Lockerungen ausgenommen. Aber es war auch nicht alles möglich. Sollen sich Senioren oder Eltern mit ihren Kindern den ganzen Tag einsperren ?
Hoffentlich sind diese "Kommentatoren" im späteren Alter nicht auf irgendwelche Hilfe angewiesen und können solange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen (auch mit Ehepartner)
Politiker mahnen uns ständig Kontakte zu meiden, Abstand zu halten, Homeoffice zu machen. Reisen aber selbst die ganze Zeit durch die Republik. Und infizieren sich dann auch mit Corona. Liegt dies dann an den unvernünftigen "Coronaleugner", oder haben sie sich selbst nicht an ihre auferlegten Maßnahmen gehalten ?
Profifußballer bekommen die Priorität ihrem Beruf nach zu gehen, halten sich aber meisten nicht mehr ans Hygienekonzept. Allein 9 ! Fälle bei Wolfsburg.
...Und die Bürger verstehen dieses Wirrwarr aus
(manchmal unsinnigen) immer neuen Auflagen einfach nicht mehr.
Da sieht man die Blödheit mancher Menschen. Der Einkaufswagen dient als Abstands Messer. Wenn Leute behindert sind, gibt es auch Ausnahmen, aber natürlich muss der Abstand bewahrt und Maske getragen werden.
Momentan schütteln wir bei solchen Meldungen verständnislos den Kopf. Im September werden CDU, CSU und SPD den Kopf schütteln, wenn die ersten Hochrechnungen eintreffen.
Eine ähnliche Situation haben wir am Müller-Drogeriemarkt im Market Hallstadt erlebt. Auch dort kam vor Weihnachten ein Mann mit zwei Krücken an, der einen Einkaufskorb nehmen sollte. Weil das die Regel ist.
Und es zeigte sich dort vor dem Markt genau wie im Artikel hier und bei meinen Vorkommentatoren, dass die Menschen des einfachen Denkens nicht mehr in der Lage sind.
Vermutlich muss man das wieder in kleine Häppchen runterbrechen, damit der moderne Homo Sapiens ohne jedwede Sapiens daS auch kauen kann:
Maximalzahl der Kunden begrenzt.
Anzahl Kunden = Anzahl Körbe/Wagen.
Kunde kann keinen Wagen/Korb nehmen? Hm, was könnte man da wohl tun? Man könnte ja einen Korb/Wagen beiseite stellen. Sozusagen reservieren. Ist der gehandicapte Kunde wieder aus dem Laden, führt man den kurzzeitig reservierten Wagen wieder der Gesamtmenge zu.
Aber nein. Das geht nicht. Regel ist nun mal Regel. Das darf auf keinen Fall hinterfragt werden. Man beschämt die Betroffenen. Es fliegen Sabberfäden, während man sich mit Vorschriften und Anordnungen und Bußgeld aus der Affäre zieht. Bloß nicht den Denkkasten anwerfen. Könnte gefährlich werden.
So lief es dann auch vor dem Müller ab. Obwohl gleich zwei Angestellte die Kunden zur Überwachung der Maßnahmen abgerichtet worden waren, konnte keiner einen Korb beiseite Stellen, damit der Mann mit Krücken in Ruhe einkaufen gehen konnte. Wir haben durchaus für ihn Partei ergriffen. Da ging kein Weg rein. Und dass, darf ich wohl anmerken, obwohl mein Mann und ich nur EINEN Korb hatten. Und zwar auf Anweisung des Personals. Und dem, das weiß der gute Deutsche, ist Folge zu leisten. Immer.