And the winner is: Silvaner

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Volle Eimer: Der Nordheimer Winzer Thomas Borst hat mit Auszubildenden aus dem südbayerischen Raum Weißburgunder gelesen.
Foto: Ralf Dieter
Interesse geweckt: Auszubildende aus den Bereichen Koch, Gastronomie und Hotelfach waren Anfang dieser Woche das erste Mal im fränkischen Weinanbaugebiet unterwegs ...
Foto:Ralf Dieter

Die Weinlese ist gelaufen. Zumindest so gut wie. Nur noch vereinzelt hängen ein paar spätreifende Sorten in den Zeilen. Die vorläufige Bilanz fällt positiv aus.

Von einem sehr, sehr, sehr guten Jahrgang spricht der Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, Dr. Hermann Kolesch. Gerade bei den späten Sorten wie Weißburgunder oder Riesling sei die Qualität fantastisch. Als absoluten Gewinner des Klimawandels bezeichnet Dr. Kolesch allerdings den Silvaner. Auch die roten Rebsorten hätten teilweise geniale Voraussetzungen, wofür nicht nur ein Mostgewicht von bis zu 100 Grad Oechsle spricht. Ein Lob richtet Dr. Kolesch deshalb an die fränkischen Winzer. Trotz großer Herausforderungen hätten sie die Grundlage für einen großen Jahrgang gelegt.

Bewässert, ohne Ende

2014 mussten sich die Weinbauern noch mit der Kirschessigfliege und vielen Niederschlägen während der Erntezeit herumschlagen. In diesem Jahr bestimmte die Trockenheit die Arbeit in den Weinbergen. „Wir haben bewässert ohne Ende“, sagt Dr. Kolesch und untermauert diese Aussage mit einer beeindruckenden Zahl: 1000 von rund 6000 Hektar fränkischer Anbaufläche wurden in diesem Jahr beregnet. „Das war für die Winzer eine heftige Zeit“, erinnert der Präsident der LWG.

Die Trockenheit wird nach seiner Überzeugung ein bestimmendes Thema in Mainfranken bleiben. Die LWG forscht deshalb seit längerem an realistischen Lösungen für die künftige Bereitstellung von Wasser. „Im Frühjahr werden wir eine Versuchsanlage in Betrieb nehmen“, kündigt Dr. Kolesch an. Deren Grundprinzip: Ein Wasserspeicher wird oberhalb des Weinbergs angelegt, in den niederschlagsreichen Wintermonaten gefüllt und im Sommer zur Beregnung genutzt. In der Zwischenzeit behelfen sich die Winzer mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen. „Wir haben aus dem so genannten Jahrhundertjahrgang 2003 gelernt“, freut sich Dr. Kolesch. „Das Laubmanagement war deutlich besser als damals, die Trauben haben heuer weniger Sonnenbrand.“

Von „super reifen Trauben“ spricht Melanie Bickel-Stumpf vom Frickenhäuser Weingut, das gestern seinen letzten Lesetag einlegte. Die Winzerin betont aber auch die hohe Arbeitsbelastung und -Intensität in diesem Jahr. „Es gab Weinberge, in denen drei unterschiedliche Qualitäten gelesen wurden“, erzählt sie. Beeren- und Trockenbeerenauslesen waren in diesem Jahr auch dabei.

Die Trockenheit hat natürlich auch die VdP-Betriebe beschäftigt. Melanie Bickel-Stumpfs Lehre: Anlagen keinesfalls extensiv bewirtschaften, nicht alles aus den Rebstöcken rausholen: „Eine sanfte Landwirtschaft sorgt für langlebige Stöcke und Weine.“ Besonders froh ist sie über ihre Silvanerbestände, die teilweise älter als 40 Jahre sind. Die hochwertigen fränkischen Silvaner könnten mittlerweile mit den besten deutschen Rieslingen mithalten. „Wir sind da auf Augenhöhe“, versichert sie.

Auch bei Frankens größter Erzeugergenossenschaft, der GWF in Repperndorf, ist das Gros der Ernte eingefahren. Auch hier sind die Spätsorten laut Vorstandsvorsitzendem Andreas Oehm die „absoluten Gewinner“. Das gelte auch für den Silvaner. „Der zählte in den letzten Jahren niemals zu den Verlierern.“

Nur mit der Menge ist Oehm nicht ganz so zufrieden wie 2014. „Da hatten wir allerdings auch ein sehr gutes Ergebnis eingefahren.“ Diesmal liegt die GWF mengenmäßig unter dem langjährigen Schnitt, wofür Oehm eine Summe von Faktoren verantwortlich macht: die Trockenheit oder lokale Niederschlagsereignisse wie ein Hagelschaden bei Retzstadt gehören dazu.

Winzer gut aufgestellt

Im bevorstehenden Abverkauf sind die fränkischen Winzer nach Ansicht von Herrmann Schmitt gut aufgestellt. Der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes verweist auf gute Zahlen aus dem Tourismus und eine funktionierende Direktvermarktung. Wieder erstarkte Werte wie Regionalität oder Heimat seien Trümpfe, mit denen Weinfranken werben könne, der Trend zum Kurzurlaub komme auch dem fränkischen Anbaugebiet zugute. „Wir wollen auch verstärkt den Südbayern zeigen, was sich hier getan hat“, kündigt Schmitt an. Anfang der Woche lief schon ein entsprechendes Projekt mit dem Förderverein für Ausbildung und Fortbildung im Bayerischen Gastgewerbe. Der fährt mit interessierten Auszubildenden aus den Bereichen Gastronomie, Koch und Hotelfach für ein Weininformationsfahrt normalerweise nach Südtirol. Jetzt sind sie zum ersten Mal in Richtung Norden gefahren und haben sich zwei Tage lang an der Mainschleife weitergebildet.

Thomas Borst ist einer der Winzer, der einen Teil der 28 Personen starken Gruppe betreut hat. Neben einer Kellerführung und Weinprobe gehörte auch eine Handlese zum Programm. Lea Faltus zeigte sich beeindruckt von den Erfordernissen der Weinerzeugung. „So eine Flasche liegt ganz einfach in der Hand“, sagt sie. „Aber jetzt wissen wir, wie viel Arbeit dahinter steckt.“ Dass so guter Wein in Bayern angebaut wird, sei ihr vor der Fahrt gar nicht bewusst gewesen. „Für den Verkauf in der Gastronomie ist das neu gewonnene Wissen sicher hilfreich“, meinte die junge Frau vom Förderverein.

Die Qualität des Jahrgangs 2015 dürfte den Verkauf weiter ankurbeln.