Als Nikolaus lernt man was fürs Leben

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Einsatzbesprechung: Florian und Maximilian besprechen noch einmal die Tour. Insgesamt fünf Nikoläuse schickt die KjG in diesem Jahr in die Wohnzimmer Kitzingens.
Ralf Dieter
Gestandene Mannsbilder: Maximilian Böhm und Florian Langer engagieren sich trotz ihres jungen Alters seit vielen Jahren für die gute Sache.
Ralf Dieter

Die Einsatzpläne sind gemacht, die Verkleidung liegt parat, die Fahrer kennen ihre Touren. Der Abend kann kommen. Die Jungs sind bereit. Die Katholische junge Gemeinde in Kitzingen schickt fünf Teams auf die Reise in die Wohnzimmer.

Die Einsatzpläne sind gemacht, die Verkleidung liegt parat, die Fahrer kennen ihre Touren. Der Abend kann kommen. Die Jungs sind bereit.

Einmal im Jahr machen sich 15 bis 20 Mitglieder der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) in Kitzingen auf den Weg. Sie klopfen an die Türen von jungen Familien, versetzen kleine Kinder in Staunen, Freude und manchmal auch Angst. Sie hinterlassen Geschenke und das Versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Bis dahin sollen die Kinder schön brav sein. Denn die Jungs der KjG sehen und erfahren alles. Zumindest in ihrer Funktion als Nikolaus und Knecht Rupprecht.

Florian Langer und Maximilian Böhm haben Spaß an ihrer Rolle. Das wird beim Vorgespräch schnell klar. 18 und 17 Jahre sind sie jung und verfügen trotzdem schon über jede Menge Erfahrung im Nikolaus-Geschäft. Mit 14 Jahren ist Florian Langer das erste Mal auf große Nikolaustour gegangen. Seine Karriere begann wie die meisten: als Knecht Rupprecht. „Nach ein paar Jahren hat man sich zum Nikolaus hochgearbeitet und ist bereit für eine Sprechrolle“, sagt er und muss lachen.

Maximilian Böhm ist noch eine Stufe höher geklettert. Er hat von seinem Bruder die Organisation der gesamten Nikolausaktion übernommen. Heuer zum ersten Mal. „Es gibt viel zu tun“, sagt er. Daran gibt es keine Zweifel.

Im Vorfeld muss ein Termin öffentlich bekannt gemacht werden, an dem sich die interessierten Eltern melden können. 24 waren es in diesem Jahr. „Das ist relativ viel“, sagt Maximilian. Fünf Teams a drei Leuten hat er daraufhin zusammengestellt. Ein Nikolaus, ein Knecht und ein Fahrer sind immer zusammen. Eine halbe Stunde pro Familie rechnet Maximilian ein und legt dann die Touren fest.

Die allermeisten Besuche machen die KjGler in Kitzingen, manchmal geht es auch nach Mainbernheim oder bis nach Iphofen. Die ausgemachten Zeiten müssen zumindest ungefähr eingehalten werden. „Schließlich warten die Kinder und ihre Eltern ja schon auf uns“, weiß Florian. Manchmal werden der Nikolaus und sein Knecht Rupprecht allerdings unplanmäßig aufgehalten. Florian erinnert sich an eine sehr musikalische Familie, bei der jedes der drei Kinder dem heiligen Mann ein Instrumentalstück vorgespielt hat. „Und zum Schluss haben sie auch noch gemeinsam gesungen.“ Die Ruhe bewahren und stets freundlich bleiben. Als Nikolaus lernt man was fürs Leben.

Maximilian war im letzten Jahr als Knecht auf Tour. Im Vorfeld hat er von einer Großmutter den Auftrag erhalten, ihr Enkelkind ruhig ein wenig härter ranzunehmen. Mitnehmen sollte er es, in seinem mitgebrachten Sack. „Der Junge hat fürchterlich geweint und mir unter Tränen freiwillig ein Gedicht aufgesagt“, erinnert er sich. In diesem Jahr besucht ein anderer Knecht die Familie.

Etwa 40 junge Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Katholischen jungen Gemeinde in Kitzingen. „Das macht einfach Spaß“, nennt Maximilian seine Motivation. Das Sommerzeltlager ist ein Höhepunkt, die gemeinsamen Ausflüge ebenfalls. Die kurze stressige Zeit um den 6. Dezember ist da kein Problem. Zumal das eingenommene Geld einem guten Zweck zukommt. „Wir spenden alles für Schwester Christl und ihr Hilfsprojekt in Kolumbien“, erklärt Maximilian. 300 bis 400 Euro kommen Jahr für Jahr zusammen. Eine weitaus größere Summe nehmen die jungen Leute Anfang Januar bei der Sternsingeraktion ein, die sie ebenfalls organisieren.

Jetzt geht es für Florian Langer und seine Kollegen erst einmal rein ins Nikolaus- beziehungsweise Knecht Rupprecht-Kostüm. Eine kurze Geschichte erzählen, den Kindern zuhören, freundlich nicken und Geschenke verteilen. „Im Nachhinein ist das immer ein Riesenspaß“, sagt der 18-Jährige. Nach ihren Auftritten treffen sich die Teams und tauschen sich untereinander aus. „Und es gibt immer etwas zu erzählen.“

Besonderheit: In diesem Jahr werden Florian Langer und sein Team an einem ganz besonderen Ort als Nikolaus auftreten. In der Notunterkunft im Innopark haben sie ihren ersten Auftritt. „Ich bin schon ganz gespannt“, sagt der 18-Jährige. Was sollen da erst die Flüchtlingskinder sagen?