Wer hat schon immer einen Babysitter parat? Beim Kurs von Melanie Knieling in Kitzingen können junge Mütter ihre Kinder einfach zum Sport mitbringen.
Mit seinen großen blauen Augen und einem unwiderstehlichen Grinsen krabbelt der knapp einjährige Quirin auf Luisa zu. Das 14 Monate alte Mädchen guckt dem Buben entgegen und schiebt ihm dann ein Spielzeug vor die Nase. Die kleine Willanzheimerin ist heute das älteste der Kinder, die ihre Mamas zum Kurs „Mama fit“ begleiten. Aber auch Larissa, Lea (je ein halbes Jahr) und Matheo (zehn Monate) sind schon ziemlich beweglich. Die bunten Spielsachen in der Mitte des Raumes sind das Ziel ihrer Begierde. Und die Mütter schwitzen derweil auf den Gymnastikmatten außenrum.
Es gibt nichts Goldigeres als Kleinkinder. Aber es gibt auch nichts, was das Leben junger Frauen so sehr verändert. Hatten sie früher Zeit für sich, für Bewegung und sportlichen Ausgleich, schlagen sie sich jetzt so manche Nacht um die Ohren, beruhigend, tröstend, fütternd, stillend. Auch tagsüber richtet sich der Zeitplan meist erst mal nur nach den Bedürfnissen des Kindes. Dabei wünschen sich viele Mamas, wieder richtig fit zu werden. „Aber wer hat schon immer einen Babysitter parat, der auf das Kind aufpasst, während man Sport macht?“, fragt Larissas Mama Madlen aus Segnitz.
Genau diese Frage hat auch Melanie Knieling beschäftigt. Die mehrfach zertifizierte Fitness-Trainerin, die auch Präventions-Coach ist, ist vor zwei Jahren ebenfalls Mutter geworden. „Mir war schnell klar, dass ein Sportprogramm, bei dem die Kinder dabei sein können, das Richtige ist“, sagt die 30-Jährige.
Am Dreistock 13 hat sie helle, freundliche Räume gepachtet und dort das Studio „FitOhana“ gegründet. Kurze Zeit später nahm die Corona-Pandemie ihren Lauf. Trotzdem gelang es der jungen Mutter, ein vielfältiges Kursprogramm anzubieten. Seit Präsenzkurse wieder möglich sind, kennt die Leidenschaft der Jungunternehmerin kaum Grenzen. Neben allerhand Kursen nur für Erwachsene oder Kinder bietet sie auch „Mama fit“ an. Das Motto des Kurses: „Ohne Druck und Stress, mit Kind, ganz unkompliziert, aber trotzdem effektiv und mit ganz viel Spaß fit werden“.
Melanie Knieling hat den Kursraum vorbereitet: Ein Sammelsurium bunter Spielmöglichkeiten liegt in der Mitte, außen herum sind sternförmig Gymnastikmatten verteilt. Kurz vor 9 Uhr kommen die ersten Mamas mit ihren Kindern. Während die kleine Larissa auf der Herfahrt eingeschlafen ist und noch friedlich in ihrem Maxi-Cosi liegt, recken die anderen Kinder interessiert die Köpfe, als Melanie Musik einschaltet. Die Mamas wärmen sich auf. Einige Kinder robben zu den Spielsachen; Luisa kann sogar schon dorthin laufen.
Nach einigen Minuten Auf-der-Stelle-Gehen und leichteren Übungen geht es ans Eingemachte. Melanie macht die Bewegungen vor und wacht darüber, dass die jungen Frauen sie richtig ausführen. „Schultern zurück, langer Rücken!“, ruft „Melli“ zum Beispiel beim Oberschenkel-Training. „Jetzt das Knie Richtung Boden, noch zehn Mal, neun, acht... Super macht Ihr das!“
Ursprünglich hat Melanie Ortega, so ihr Mädchenname, Rechtsanwaltsgehilfin gelernt. Später hat die Tiefenstockheimerin, die mittlerweile mit ihrer Familie in Markt Herrnsheim lebt, in Andi Engels Tattoo-Studio gearbeitet. Doch der Sport wurde ihr immer wichtiger. „Das bin einfach ich“, sagt die durchtrainierte junge Mutter mit glänzenden dunklen Augen. „Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten – und ich brauche das Gefühl, mich auspowern zu können. “