Kostenexplosion am Rathausgiebel

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Das Eichengebälk des Giebelfachwerkes am Hüttenheimer Rathaus ist gerade einmal 40 Jahre alt und infolge Dauerfeuchtigkeit restlos zerstört. Foto: G. Bauer
Das Eichengebälk des Giebelfachwerkes am Hüttenheimer Rathaus ist gerade einmal 40 Jahre alt und infolge Dauerfeuchtigkeit restlos zerstört.    Foto: G. Bauer

Viel schlimmer als erwartet ist der Zustand des Holzes am Hüttenheimer Rathaus. Die Gemeinde muss jetzt vermutlich 35 000 Euro investieren. Bei einigen Räten wird Kritik am Architekten laut.

Bestürzte Gesichter und empörte Äußerungen gab es am Montag im historischen Rathaus von Markt Herrnsheim. Der Grund: Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert (Wählergemeinschaft Willanzheim) musste den Gemeinderäten von weitaus größeren Schäden am Rathausgiebel in Hüttenheim berichten.

Anstelle von 12 000 Euro muss die Gemeinde nun wohl 35 000 Euro in die Hand nehmen.

Im Sommer hatte die Ratsrunde beschlossen, das Fachwerk des Rathausgiebels verputzen zu lassen, um den Giebel regendicht zu machen. Die Entscheidung löste damals einen Sturm der Entrüstung im Ortsteil aus. Also revidierte der Gemeinderat seine Entscheidung und legte fest, das Fachwerk doch sichtbar instandsetzen zu lassen. Bei der Herausnahme der Gefache stellten sich jedoch massive, bis zur Substanzzerstörung reichende Nässeschäden an den Eichenbalken heraus. So- weit die Vorgeschichte.
"Der Giebel muss schon einmal saniert worden sein", informierte die Bürgermeisterin in der Sitzung. Die wasserdichte Außenfarbe habe das Austrocknen des dauerfeuchten Holzes verhindert. Es sei mit der Farbe hermetisch abgeschlossen gewesen. "Diese Schäden waren nicht absehbar", betonte Reifenscheid-Eckert. Man habe lediglich mit der Zerstörung des untersten, querlaufenden Balkens gerechnet.
Nun aber stehe fest, dass auch der gesamte Bereich über den Fenstern vollständig erneuert werden muss.
"Wir haben schon Mitte Oktober und müssen sehen, dass wir den Rathausgiebel zu bekommen", drängte die Bürgermeisterin zur Eile. Sie schlug vor, den Architekten Martin Zeltner zu beteiligen, der dann die weitere Verantwortung übernehme. Max Endrich (Wählergemeinschaft Willanzheim) missfiel dies erheblich. Er vertrat die Meinung, der Architekt hätte den Schaden vorher feststellen müssen. Es sei nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Giebel - wie vorgesehen - ohne weitere Kontrolle von außen zugeputzt worden wäre.
"Von unserem Haus- und Hofarchitekten habe ich mehr erwartet", bedauerte auch Ulrich Skowronek (Wählergemeinschaft Hüttenheim). Endrich wünschte sich sogar einen anderen Architekten. Der aber sei so kurzfristig, wie erforderlich, nicht zu bekommen. "Der Gemeinderat hat das Vorhaben mit einer Wischi-Waschi-Planung falsch angegangen", übte Bernd Schmitt (Wählergemeinschaft Willanzheim) Selbstkritik.
Die Bürgermeisterin betonte nochmals, dass das Ausmaß des Schadens von außen nicht abschätzbar gewesen sei. Sie bestand auf eine fachliche Kontrolle der handwerklichen Leistungen. Der Bauhof könne das nicht übernehmen.
Der Zimmerei Hartmann sei es inzwischen gelungen, Eichenbalken mit dem erforderlichen Trockenheitsgrad zu beschaffen. Sie stellt einen Zimmerer, der vom Bauhofmitarbeiter Frank Köller (ebenfalls Zimmermann) zur Kosteneinsparung unterstützt wird. Das Gebot der Zimmerei lautete auf den Betrag von 12 033 Euro. Bei der Vergabe an den Architekten sowie bei der Auftragsvergabe an die Zimmerei gab es jeweils eine Gegenstimme. Die Denkmalpflege hat die erforderliche Erlaubnis bereits erteilt, bekennt sich aber weiterhin zum Verputzen des gesamten Giebels.