Das hat Karl-Heinz Rebitzer schätzen gelernt. 1970 suchte das Weingut einen Mitarbeiter, die Buchhaltung war eh zu klein, als Alternative gab es noch die Bank. Rebitzer entschied sich für den Wein, obwohl er nicht aus einer klassischen Winzerfamilie stammt. „Ich fühle mich aber so.“ Sein Weg, ebenso der des Fürstlichen Weinguts, führte steil bergauf. Von zwölf auf heute 74 Hektar wuchs die Rebfläche, dazu vermarktet der Betrieb die Weine anderer Winzer mit, so dass es insgesamt 120 Hektar sind, die er als Weingutsleiter betreut.
Seinem langjährigen Chef, dem kürzlich verstorbenen Albrecht Fürst zu Castell-Castell, verdankt Rebitzer viel. In den Anfangsjahren durfte er gelegentlich zu ihm zum Diktat. „Er war ein toller Arbeitgeber, weil er verstand, Freiräume zu geben, den Angestellten als Unternehmer zu sehen. Wenn man das annimmt, spürt man eine ganz andere Verbundenheit zum Ganzen.“
Die fühlt Rebitzer bis heute. Er sei froh, dass er gerade in den letzten 25 Jahren mit entscheiden durfte, wohin sich das Weingut bewegt. Auf die klassische Richtung, die Qualität, setzte man in der Domäne. Er selbst schätzt den Silvaner, „er passt gut zu Franken.“ Als wäre es ein Teil von ihm, spricht er über die Weinberge, die Casteller Weine, ihre Eigen- und Besonderheiten. Der Beruf wurde für ihn zur Leidenschaft, das merkt man.
Das Vertrauen in Rebitzer setzte sich fort, Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell ernannte ihn 1996 zum Weingutsleiter. Personen, die ihn gut kennen, bezeichneten Rebitzer einst als „Mann in der Mitte, als Vordenker.“ Einer, der immer da ist und auch mal ausgleichend wirkt.
Demnächst wird er mehr Zeit haben, er müsse sich „erst einmal neu ausrichten“, sagt Rebitzer. „Offen bleiben, Neues entdecken, neue Aufgaben suchen, Neues lernen und die Verbindung zum Wein halten“, hat sich Rebitzer ab dem Spätsommer vorgenommen. Dazu möchte er Franken mit der Familie noch genauer kennen lernen, Orte und Personen besuchen, die er bislang fast ausschließlich von Berufs wegen kenne.
Einige Ehrenämter bekleidet Karl-Heinz Rebitzer, der unter anderem zweiter Bürgermeister in Rüdenhausen ist. Sehr am Herzen liegt ihm die Lebenshilfe in Kitzingen, deren Vorsitzender er ist. Gerade bei der Arbeit für sozial Schwache gebe es viel zu tun. „Da werde ich mich sicher nicht zurück ziehen.“
Besonders freut sich Rebitzer auf das Benefiz-Weinfest, das an diesem Mittwoch, 20. Juli wieder in Castell gefeiert wird. Nicht nur das möchte Karl-Heinz Rebitzer noch viele Jahre besuchen. Auch in der Domäne und auf dem Schlossberg wird er später sicher ab und an vorbeischauen.