Petition und Terminsuche: Die Verfüllung eines Teilstücks des Sees in Mainsondheim sorgt weiter für Gesprächsstoff.
784 Unterstützer sind es jetzt schon. "216 benötigt" steht neben der Tabelle. Sie zeigt an, wie viele Menschen die Petition unterstützen, die Peter Steinmüller ins Netz gestellt hat. Er ist nicht nur Angler, sondern auch Naturschützer. Und er will mit aller Macht verhindern, dass der Mittelteil des Mainsondheimer Sees zur Nasswiese verfüllt wird, wie es derzeit geplant ist. Jetzt hat er auch die Bevölkerung dazu animiert, ihre Meinung zu sagen. Insgesamt haben das schon mehr als die 769 getan, die im Internet angezeigt werden - auf den Papierlisten, die zwei Mainsondheimer Jungbürger geführt haben, stehen noch einmal 400 Namen.
Aber auch die Besitzer des Mainsondheimer Sees haben das Recht, ihre Meinung zu sagen. Christine Konrad, Bürgermeisterin der Stadt Dettelbach, versteht nicht so ganz, dass sich die Lage ausgerechnet jetzt so zugespitzt hat.
"Die geplanten Maßnahmen sind schon seit langem bekannt", erklärt sie. Und sie seien nötig gewesen.
Aufgrund der Tiefe von 14 bis 18 Metern hatte sich immer mehr Faulmasse abgelagert, die fast zum Umkippen führte. Als klar war, dass der Mainausbau kommt, wollte die Stadt diesen Umstand nutzen und den See auf die optimalen vier Meter Tiefe auffüllen. Zusätzlich dazu wurde ab 2002 der Damm entfernt, der den Schlosssee und den unteren See bis dahin voneinander getrennt hatte. Danach wurde aus dem Mainsondheimer See eine Oase für alle - ob Angler, Badegast oder Spaziergänger.
An diese Zeit erinnert sich auch Dr. Wolfgang Silkenat noch sehr gut. Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei an der Regierung von Unterfranken unterstützt das Unterfangen von Peter Steinmüller, die Verfüllung des Mittelstücks zu verhindern.
In einem Schreiben an die Stadt erläutert er, dass diese Maßnahme den Zustand, der vor der Entfernung des Dammes geherrscht habe, wiederherstellen würde.
Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Kitzingen habe ihm gegenüber schon signalisiert, "dass die Einrichtung von Sumpfflächen durchaus auch an anderer Stelle des Sees denkbar" sei - und das ist auch ganz im Sinne von Peter Steinmüller. Schließlich geht es ihm nicht allein darum, dass der Wert des Fischereirechts am Mainsondheimer See durch die Verfüllung erheblich gemindert wird, sondern vor allem um den Schutz der Lebewesen und der Pflanzenwelt im und um das Gewässer.
Die Einrichtung einer Feuchtwiese schaffe aber für viele Tiere und Pflanzen einen neuen Lebensraum, erklärt Dieter Lang von der Unteren Naturschutzbehörde.
Generell sei sie als "sanfter Übergang" zwischen dem Tief- und der Uferzone gedacht und werde zum Zuhause für verschiedenste Pflanzen- und Tierarten.
Andererseits schreibt Dr. Peter Wondrak, Präsident des Fischereiverbandes Unterfranken, dass es "nicht im Sinne des Fischartenschutzes" sei, "wenn wichtige Teile eines ohnehin relativ kleinen Stillgewässers so weit aufgefüllt werden, dass Feuchtwiesen entstehen." Außer den Anglern kümmere sich scheinbar niemand um die Unterwasserwelt und die Fische im Mainsondheimer See.
Das will Dieter Lang so nicht stehen lassen. "Zwischen all den Pflanzen können Fische wunderbar aufwachsen", erklärt er. Die Flachwasserzonen seien so etwas wie eine gute Kinderstube für die Fischwelt und artgerechter Lebensraum für eine Vielzahl von anderen Tieren.
"Der wird als Ausgleich geschaffen für andere Maßnahmen, die mit dem Mainausbau einhergehen."
Wenn Peter Steinmüller das Wort "Ausgleich" hört, klingt es in seinen Ohren wie Hohn. "Das ist doch das richtig Hirnrissige: Während am einen Ort Lebensräume zerstört werden, entstehen an anderer Stelle neue." Im Mainsondheimer See geschieht quasi beides auf einmal - eine merkwürdige Situation.
Diese will die Stadt Dettelbach jetzt aufklären und hat einen Alternativvorschlag erarbeitet. "Der Mainsondheimer See liegt uns ebenso am Herzen", erklärt Christine Konrad. Peter Steinmüllers Vorschlag, die Verfüllung aus dem Mittelteil in den unteren See zu verlegen, könne so nicht funktionieren.
"Es bräuchte dann ein komplett neues Planfeststellungsverfahren", sagt die Bürgermeisterin - und die ganze Maßnahme würde aufgrund neuer Anforderung der Rechtslage und des Naturschutzes unerschwinglich.
Ein Kompromiss musste also her - und der wäre trotz der fortgeschrittenen Verfüllarbeiten nach wie vor möglich: Zwischen den beiden Seen soll eine 30 Meter breite Öffnung nicht zur Flachwiese verfüllt werden, sondern in seiner bestehenden Tiefe bleiben. So sei ein verbesserter Durchfluss von Wasser und Luft möglich. "Wir wollen bald einen Termin finden, an dem wir uns mit allen Beteiligten zusammensetzen", sagt Konrad.
Auf einen solchen Termin kann auch das Landratsamt nur warten. "Dabei muss geklärt werden, was genau beantragt werden soll", sagt Corinna Petzold, Pressesprecherin des Landratsamtes.
Der Behörde liegt nach wie vor das Planfeststellungsverfahren der Besitzergemeinschaft um die Stadt Dettelbach vor. Solange kein neuer Antrag eingereicht wird, seien dem Landratsamt die Hände gebunden. Von der neuen Lösung habe sie schon gehört, sagt Corinna Petzold - und die Naturschutzbehörde habe dahingehend schon ihre positive Haltung signalisiert.
Dann hängt jetzt also alles am Runden Tisch - dem Peter Steinmüller mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegensieht. "Ich kann es nicht abschätzen, ob dieser Durchlass genügt - aber dafür gibt es ja die Fischereifachberatung." Fakt sei, dass man trotzdem am gesamten Südufer, an dem die Sumpfzone ausgewiesen wird, nicht mehr angeln könne. Das Wasser sei dort einfach zu flach.
"Vielleicht lässt sich der Naturschutz dazu bewegen, dort vereinzelt Angelmöglichkeiten zu schaffen, an denen man sich setzen kann." Ansonsten müsse das Angeln dort eingestellt werden - und das wäre schon ein herber Einschnitt, sowohl für den Verein als auch für Steinmüller selbst. Er habe sich immer darum gekümmert, dass die Ufer so sauber wie möglich blieben - und der See die Oase, die er seit Jahren ist.
Die Petition steht jedenfalls und Peter Steinmüller wird die Listen gerne persönlich am Landratsamt abgeben. Zur Not will er auch noch einen weiteren Aufruf starten, der an den Bayerischen Landtag geht. An den Runden Tisch will er sich aber auch gerne setzen. Denn Aufgeben gilt für ihn nicht - so oder so.