Wenn viele Leute gleichzeitig in den Urlaub fahren, sind Staus und Unfälle auf der Autobahn programmiert. Hilfe kommt zum Beispiel von der Kitzinger Rot-Kreuz-Staffel.
„Wir haben Autoinsassen geholfen, die ohne etwas Trinkbares in der Hitze auf der Autobahn ausgeharrt haben.“
Walter Günther BRK Kitzingen
Das laut ADAC-Prognose „staureichste Wochenende“ zum Ferienbeginn in Bayern ist überstanden. Rund um das Nadelöhr Würzburg brauchten die Urlauber vor allem vergangenen Samstag viel Geduld. Ebenso bei Geiselwind, wo der Ausbau von vier auf sechs Spuren Beeinträchtigungen mit sich bringt.
Wer sich über Staus ärgert, vergisst leicht: Entlang der Autobahn haben viele Beteiligte jetzt besonders viel zu tun, damit das extrem starke Verkehrsaufkommen bewältigt werden kann: Polizei, Sanitäter, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Abschleppdienste, Stauhelfer, Autobahnmeistereien, Rasthaus–Personal – sie alle sorgen für Fortkommen, Versorgung und Sicherheit der Reisenden.
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Bestens gerüstet
„Wir sind für alle Eventualitäten bestens gerüstet“, gibt sich Harald Erhard, Chef des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Kitzingen, relativ gelassen. Und das, obwohl im Bereich seiner Dienststelle die Autobahnen A 3 und A 7 sowie das Biebelrieder Kreuz liegen. „Dabei spielt ein gewisser Erfahrungsschatz aus den vergangenen Jahren eine Rolle“, ergänzt Erhard. Der BRK-Chef meint damit auch die zum Glück seltenen, richtig schweren Unfälle mit vielen Verletzten, wenn zum Beispiel ein Reisebus umkippt. Neben der Versorgung vieler Verletzter seien die Einsatzkräfte in solchen Fällen oft auch damit beschäftigt, bei extrem langen Staus an heißen Tagen auf der Autobahn „gefangene“ Verkehrsteilnehmer mit Getränken und Essen zu versorgen.
Alarmplan
Die dabei gewonnenen Erfahrungen seien Bestandteil eines Alarmplanes, dessen Umsetzung immer wieder geübt werde, erläutert Erhard. Rund um die Uhr seien die drei Landkreiswachen einsatzbereit. Darüber hinaus aber habe der BRK-Kreisverband technisches und medizinisches Material, sprich Fahrzeuge und Geräte, die bei Bedarf von ehrenamtlichen Kräften eingesetzt werden können.
Ein Baustein ist zum Beispiel der Versorgungszug – Thorsten Dennerlein ist Leiter der so genannten „Schnelleinsatzgruppe (SEG) Verpflegung“. Neben zwei Sprintern verfügt sein Team über einen Lastwagen, in dem unter anderem zehn Biertischgarnituren, Kochutensilien, Schüssel und Töpfe untergebracht sind. Herzstück des Gespanns ist die fahrbare Küche, die an den Lkw angehängt wird, im Volksmund „Gulaschkanone“ heißt. „Taktische Feldküche 250“ ist die offizielle Bezeichnung.
Verpflegung für 250 Personen
250 bedeutet laut Dennerlein, dass mit dieser Küche bis zu 250 Personen verpflegt werden können. Ein Feldkoch und vier Helfer sind dann als „Besatzung“ vorgesehen. Dennerlein hat viel Erfahrung mit der fahrbaren Küche: Sei es bei Veranstaltungen, bei Großbränden, wo Feuerwehr und andere Einsatzkräfte versorgt werden müssen – und auch bei Einsätzen auf der Autobahn. Dennerlein erinnert sich an einen Fall, wo seine Leute kilometerweit auf dem Standstreifen der Autobahn entlanggerollt sind und verzweifelte, im Stau gestrandete Personen versorgt hat.
Auch Motorradsreifen
Wichtiges Bindeglied bei Autobahneinsätzen dieser Art ist die Motorradstreife des BRK Kitzingen. Sechs speziell geschulte Sanitäter patrouillieren vor allem an den Wochenenden der Sommerferien mit schweren Maschinen auf der Autobahn. In erster Linie unterstützen sie den Rettungsdienst bei Unfällen, zudem wird bei Staus die Wendigkeit der Fahrzeuge genutzt. Die Motorradfahrer überwachen auch das Verkehrsgeschehen und informieren sich bei langen Staus fortlaufend über den Gesundheitszustand der Autoinsassen. Sollte es insbesondere bei großer Hitze vermehrt zu Erschöpfungszuständen kommen, wird in Absprache mit dem BRK-Einsatzleiter und der Polizei entschieden, ob und wann der Verpflegungszug alarmiert wird. „Wir haben schon Autoinsassen geholfen, die ohne irgendetwas Trinkbares stundenlang in praller Hitze auf der Autobahn ausgeharrt haben“ erzählt Walter Günther von der Kitzinger BRK-Motorradstreife. Sprich: Auf die Urlaubsreise sollten zumindest Getränke und kleine Snacks mitgenommen werden.