Der Zustand der Kreisstraßen im Kreis Kitzingen schwankt zwischen "hervorragend" und "gefährlich schlecht". Das konnten die Mitglieder des Umwelt- und Verkehrsausschusses bei einer Rundfahrt mit eigenen Augen sehen.
Wrommmm! Wieder muss Manfred Krauß seinen Satz unterbrechen. "Es ist wirklich kein Zustand", erklärt der Landwirt. "Wir müssen hier immer..." Tock, tock, tock, tock... Erst, als der Bulldog schon um die Kurve ist, kann der Gnodstadter weiterreden. "Bei diesem Verkehr muss die Straße unbedingt ausgebaut werden!" Um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, hebt er die Arme und zeigt in Richtung KT 18 - denn gerade passiert das, was hier, an der Einmündung zur B 13, sehr oft passiert: Das "Wrommm" und das "Tock, tock, tock" mischen sich. Lkw versucht, an Traktor vorbeizukommen. Um nicht zu kollidieren, müssen beide auf Bankett ausweichen - nur gut, dass der nächste Baum erst in gut 20 Metern auf dem Seitenstreifen steht...
Die Kreisräte und Bürgermeister, die Mitarbeiter der Abteilung Tiefbau und Landrätin Tamara Bischof erleben die Situation direkt vor Ort.
Während einer Rundfahrt des Umwelt- und Verkehrsausschusses im Kreistag begutachten sie die Stellen des Landkreises, die besonders kritisch sind, was die Straßenverhältnisse angeht. Gnodstadt ist nur eine von vielen - und dabei ist die Straße an sich noch in einem guten Zustand. Sie ist "nur" zwei Meter zu schmal.
Naturschützer gegen Ausbau Finden zumindest Manfred Krauß, Stadtrat und selbst Landwirt, und zweiter Bürgermeister Herbert Biebelriether. Die beiden waren extra zum Ausschuss gestoßen, um ihre Sorgen und Wünsche darzulegen. Die stießen aber nicht bei allen Kreisräten auf offene Ohren. Zum einen sah so mancher Bürgermeister in seinem eigenen Verantwortungsgebiet größeren Handlungsbedarf. Und zum anderen rufen Projekte, die Straßenbreiten von bis zu 6,50 Meter vorsehen, immer auch die Naturschützer auf den Plan.
Vor allem dann, wenn - wie im Falle KT 18 - Bäume gefällt werden müssen. Ines Meuschel reagierte auf verschiedene Nachfragen bezüglich dieser und anderer Kriterien für den Straßen(aus-)bau sachlich und kompetent. Die Sachgebietsleiterin Tiefbau war zusammen mit Matthias Will, Abteilungsleiter Technische Angelegenheiten, und Straßenbaumeister Andreas Schneider verantwortlich für die Rundfahrt und hinterließ bei den Ausschussmitgliedern mit der Auswahl der besichtigten Straßen richtig Eindruck.
Während nämlich die KT 18 grundsätzlich in einem guten Zustand ist, stellt der sich an anderen Stellen schon fast als gefährlich schlecht heraus. So staunten die Kreisräte nicht schlecht, als sie zwischen Ebersbrunn und Geiselwind aus dem Bus stiegen und ihnen direkt tiefe Schlaglöcher in der Straßendecke ins Auge fielen.
Die würden normalerweise in diesem Zustand nicht gelassen, erklärte Andreas Schneider später.
Straßen werden begutachtet Schließlich schicke er regelmäßig einen Trupp von zwei Mitarbeitern los, der die schlimmsten Stellen notdürftig zusammenflickt. "Jede Kreisstraße wird mindestens einmal in der Woche begutachtet." Das beruhigte die Gemüter, ehe sie an der Abstwinder Steige, kurz nach Rehweiler, wieder in Wallung gerieten. Dort gefährden nicht nur Risse in der Fahrbahn die Verkehrssicherheit. Die Böschung - und damit Teile der in den Hang gebauten Straße - droht abzustürzen.
So verfehlte die Rundfahrt ihre Wirkung nicht.
"Unser Budget ist zu klein, um alle Kreisstraßen in einem zufriedenstellenden Zustand zu erhalten", sagte Landrätin Tamara Bischof, die mit einem außergewöhnlich großen Kreisstraßennetz "gesegnet" ist. Immerhin habe der Landkreis eine Verantwortung, die Verkehrssicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Sie wird auch weiterhin für eine Erhöhung des Budgets werben, schließlich sei der Kreis Kitzinen ein Flächenlandkreis mit viel Landwirtschaft.
Für Manfred Krauß hatte sie die Nachricht, dass die Möglichkeiten für Gnodstadt geprüft würden. Wann welche Maßnahme aber in Angriff genommen werden kann, konnte sie nicht sagen - und das lag nicht am "Wrommm" und "Tock, tock, tock"...
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Ausbaumaßnahme = Kompletterneuerung: Abbruch des Bestands, Neuaufbau Frostschutzschicht ("Schotter"), dann
Asphalttragschicht und Deckschicht;
Deckenbau unterteilt in Oberflächenbehandlung mit Einstreudecke aus Asphaltklebemittel und Splitt und Abfräsen der Deckschicht (etwa vier Zentimeter) mit Aufbringen einer neuen Deckschicht (auch mit Asphaltgitter).
Unterhaltsmaßnahmen oder Flickarbeiten, die kleinere Schäden beheben. Teilweise wird Asphalt handeingebaut, kleine Flächen mittels der Asphaltfräse abgefräst und dann erneuert.
260
Kilometer Straße stehen unter der Obhut des Landkreises Kitzingen. Zum Vergleich: Im Landkreis Starnberg sind es gerade einmal 40 Kilometer, die überwacht und erhalten werden müssen.
800 000
Euro kostet es, einen Kilometer Straße auszubauen - außerorts. Im Ort sind noch einmal 200 000 Euro mehr fällig. Und das bei einem Budget von insgesamt knapp zwei Millionen Euro für Straßenbaumaßnahmen.