16 Gymnasiasten aus Ebern haben eine Wanderausstellung über das Schicksal jüdischer Altersgenossen aus der Region während der Nazi-Zeit erarbeitet.
Die Schicksale ihrer Altersgenossen haben sie nicht mehr losgelassen. Tiefe, teils schmerzhafte Spuren hinterlassen: 16 Schüler des Friedrich-Rückert-Gymnasiums haben eine Wanderausstellung unter dem Namen "Vergissmeinnicht" zusammengestellt, mit der der Tod von 22 jüdischen Altersgenossen aus Ermershausen, Kleinsteinach und anderen Landjuden-Gemeinden der Region während des Nazi-Regimes nachgezeichnet wird.
Seit dem Februar vergangenen Jahren saßen die angehenden Abiturienten über dieser Arbeit. Begleitet von Seminarleiter Daniel Heß, in die Materie fachkundig eingewiesen von Cordula Kappner, ausgewiesene Juden-Expertin aus Haßfurt, die in einer Mappe in ihrem Archiv in Schoss Gleisenau viele Fotografien von Kindern jüdischer Familien aufbewahrt hatte, womit nun 30 Jahre alte Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und überliefert werden.
Cordula Kappner war froh über das Engagement und die Mithilfe der Eberner Schüler, da der Kontakt eher zufällig zu Stande gekommen war. "Die Zusammenarbeit mit der Schülergruppe hat mir große Freude bereitet", sagte sie beim Eröffnungsabend am Freitag in der Mensa. Die Ausstellung, auf 24 Plakaten übersichtlich, plausibel und handlich dargestellt, zieht in alle Welt - bis in die Vereinigten Staaten. "Sie ist zweisprachig, kann in Israel, Großbritannien, USA, Kanada und Schweden angeschaut werden, wo Kinder der damaligen jüdischen Flüchtlings-Familien und ihre Nachkommen leben", weiß Cordula Kappner aus der tiefer gehenden Stammbaum-Forschung.
"Das Thema geht unter die Haut", fand Landrat Wilhelm Schneider (CSU), der sich sicher war, dass "sich die Gesichter dieser Kinder einprägen werden", auch an der Universität von Maryland, die die Ausstellung schon bestellt hat.
"Das war eine intensive Spurensuche, die Leidens- und Lebenswege nachzeichnet", lobte der Landrat die Beteiligten. "Es wurde eine wertvolle Ausstellung konzipiert, die gemeinsame Erinnerungsarbeit in Deutsch, Englisch und digital möglich macht."
Eine "akribische Arbeit" attestierte auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und plädierte für ein "Eintreten für Menschlichkeit", wie es in
Ebern mit der Aufnahme der Flüchtlinge geschafft werde.
Im Gespräch mit den Schülern war von unheimlicher emotionaler Betroffenheit, aber auch großer Begeisterung über das Projekt die Rede. "Diese Stunden am Mittwochnachmittag war die interessantesten meiner Schulzeit", formulierte es eine Burgpreppacherin. Schwieriger gestaltete sich die Sponsorensuche. Letztlich erfolgreich, haben "wir eine jetzt coole Ausstellung". Die wird im Mai zunächst in der Synagoge in Reckendorf, danach in der xaver-mayr-galerie in Ebern und auch im Stadtarchiv in Bamberg zu sehen sein.