Wie kommt Bypass-Leitung über die Haßberge?

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Die Netzbetreiber planen eine zweite 380-kV-Stromleitung vom Thüringer Wald ins Maintal. Die Backup-Strippe kommt am Landkreis Haßberge kaum vorbei.

Damit hat er seine Kollegen "elektrisiert": Maroldsweisachs CSU-Marktgemeinderat Gerald Hellmuth warnte vor Planungen zum Bau einer 380-kV-Leitung, wie sie seit 2012 im Bundes-Netzausbauplan zu finden ist. Auf einer Trasse namens P44 soll eine zweite Hochspannungsverbindung zwischen Deutschlands größtem Pumpspeicherwerk, Goldisthal im Thüringer Wald, und dem Leitungsknotenpunkt Grafenrheinfeld geschaffen werden, wo das Atomkraftwerk in diesem Jahr noch vom Netz genommen wird.

Hellmuths Information erfolgte zeitgleich mit der Genehmigung der ersten Verbindung zwischen den beiden Stromzentren in Thüringen und Nordbayern, da die so genannte "Thüringer Strombrücke" Ende Januar von der Regierung von Oberfranken absegnet wurde. Sofortiges Baurecht inklusive. Noch in diesem Jahr soll der Starkstrom fließen.

Große Teile dieses 380-kV-Brückenschlags existieren bereits: Die Leitung von Grafenrheinfeld durchs Maintal über das aufgerüstete Umspannwerk in Eltmann, das neuere Umspannwerk bei Oberhaid bis nach Würgau auf dem Jura, einer "Zweigstelle" bis in die Oberpfalz oder weiter nach Redwitz zwischen Lichtenfels und Kronach.

Jetzt genehmigt wurde der Lückenschluss zwischen Redwitz und Schalkau/Goldisthal. Bereits im August 2012 hatte der damalige bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) diese 380-kV-Leitung als "unabdingbar" bezeichnet. Damals war gerade der dazu notwendige 230-Tonnen-Trafo im Umspannwerk Redwitz aufgestellt worden. Das Umspannwerk Eltmann wurde erst jetzt im Januar mit einer 131 Tonnen schweren Kompensationsspule nachgerüstet, um die Spannung über längere Distanzen auf 380 bis 400 Kilovolt zu halten.

Zweitleitung als Ringschluss

Der rund 100 Kilometer lange Bypass übers Coburger Land namens P44 hat nach Meinung von FT-Redakteur Günter Flegel, der seit Jahren mit dem Thema befasst ist und erstmals im Oktober 2014 darüber berichtet hat, den "Charme, dass man mit dieser Leitung das tun könnte, was jeder Strippenzieher als Ideal anstrebt: einen Ringschluss." Denn dann sei das System in sich maximal stabil und gegen den Ausfall einzelner Komponenten praktisch immun, seien es Mast- und Leitungsbruch oder Kurzschluss in einem Umspannwerk.

Bislang gibt es nur einen vagen Korridor (siehe Karte) zumal das Projekt bislang nicht offiziell bestätigt ist. Gerald Hellmuth befürchtet aber, dass die B 303 ähnlich wie die Autobahn A 70 den Trassenverlauf vorgibt.

Seßlach-/Hofheim-Connection?

Ein Ansatz, der nicht von der Hand zu weisen ist, wenn man sich die nagelneuen Umspannwerke in Seßlach und Hofheim anschaut, die aktuell zwar nur für die 110-kV-Ebene ausgelegt sind, mit einem dieser Mammut-Trafos nachrüstbar wären.

Aus dem Landratsamt in Haßfurt gab es dazu keine Stellungnahme. "Ohne konkrete Planung können wir nichts sagen", hieß es von Adelinde Friedrich. Laut Gerald Hellmuth wird die Notwendigkeit der P44-Trasse im Netzentwicklungsplan für die Jahre ab 2024 bestätigt. So wurde das Teilstück in Thüringen schon mit vier Stromkreisen beantragt. Nur zwei führen nach Redwitz.