Bischof Theotonius Gomes aus Bangladesh warb in Ebern für effektive Hilfe in einem der ärmsten Länder der Welt. Der hohe Geistliche war im Rahmen der Misereor-Fastenaktion unterwegs. Ihn begleitet mit Angelika Joachim eine Dolmetscherin aus Ebern.
"Wir haben den Hunger satt!" - das rufen knapp eine Milliarde Menschen der Erde laut heraus, die dauerhaft unterernährt sind. Unter diesen Ausruf hat das Hilfswerk Misereor seine diesjährige Fastenaktion gestellt und unterstützt dadurch Projekte im Niger, Paraguay und auch Bangladesch. Dieser Ruf bleibt in Ebern nicht unerhört. Mit den beiden Kirchengemeinden hat der Verein "Eine Welt Ebern" am Dienstag zu einem Infoabend über das Land Bangladesch eingeladen. Bischof Theotonius Gomes, der zurzeit für die Misereor-Fastenaktion Deutschland bereist, berichtete über seine Heimat.
Reise durch die deutschen Bistümer Auf dem Programm der Gästereise des bengalischen Bischofs Theotonius Gomes stand neben Aachen, Trier und Leipzig auch Ebern. Und das nicht ganz ohne Zufall.
Denn die Ebernerin Angelika Joachim begleitet den Bischof aus Bangladesch als Dolmetscherin auf seiner dreiwöchigen Reise durch die deutschen Bistümer.
Für ihn war es, wie er sagte, eine große Ehre, auch die Heimatstadt seiner persönlichen Übersetzerin zu besuchen und über sein Land zu referieren. Für ihn ist es "das Land, das sich um den Reis dreht". In Bangladesch gebe es über 100 verschiedene Reissorten. Große und kleine Körner, zarte und duftende. Der Reis ist für die Bengalen und ihre Wirtschaft das Hauptanbauprodukt und gleichzeitig Hauptnahrungsmittel. Das Gros der Bevölkerung sei im traditionellen Reisanbau tätig; der Reisanbau präge die Kultur.
Doch der Bischof schwärmte nicht nur, er klagte auch: Durch den Anbau von Reismischkulturen würden die traditionellen Bauernfamilien seit einiger Zeit jedoch immer weiter aus ihrem "Business" gedrängt.
Dem "hybrid rice" mangele es an Nährstoffen. Die Qualität des Nahrungsmittels rutsche somit hinter die Quantität. Dieser Reis kann nur mit großem Einsatz von chemischen Düngestoffen angepflanzt werden und führe vollkommen vom traditionellen Reisanbau weg. Aber der Staat setzt auf diesen Anbau, um den Hunger der Bevölkerung zu stillen.
Selbstbestimmung zurückgeben Projekte, die durch Misereor in Bangladesch gefördert werden, haben das Ziel, den traditionellen Bauernfamilien wieder ihre Selbstbestimmung zurückzugeben.
Der Anbau von "hybrid rice" ist aber nicht das einzige Problem, mit dem Bangladesch kämpft. "Wir haben Unmengen an Wasser", macht der Bischof deutlich. Neben natürlichen Fluten während der Regenzeit wird das Land immer wieder von katastrophalen Überschwemmungen und Wirbelstürmen heimgesucht.
In Bangladesch ist der Klimawandel schon zu sehen. "Im Süden geht das Land unter, im Norden wird das Wasser knapp", macht Gomes deutlich. Die Menschen werden heimatlos, landlos und auch arbeitslos.
Einkommensschaffende Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen entwickelt wurden, sollen den Menschen helfen, sich sprichwörtlich "über Wasser zu halten". Hierbei steht vor allem die Hilfe zur Selbsthilfe im Mittelpunkt. "Die Leute bekommen ein Kalb, aus dem Kalb wird eine Kuh, die Milch kann verkauft werden, die Kuh kann verkauft werden und dann kann man sich wieder ein neues Kalb kaufen", erklärt Gomes eines der Projekte, welches den Leuten aus der Armut helfen soll.
Trotz aller Armut: Gomes wies darauf hin, dass die Bengalen die Freude am Leben trotzdem nicht verloren haben und das Zusammenleben von Harmonie und Gemeinsinn geprägt ist. Der Abend bot Gelegenheit, sich während der Fastenzeit Gedanken zu machen, was man wirklich zum Leben braucht.