Variationen zu den Klassikern

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Unter dem Motto "Jazz meets Weill & Brecht" gab das Trio Bernhard Pichl, Rudi Engel und Florian Kettler (von rechts) ein unvergleichliches Konzert im Gewölbekeller der Stadthalle in Haßfurt. Foto: Ulrike Langer
Unter dem Motto "Jazz meets Weill & Brecht" gab das Trio Bernhard Pichl, Rudi Engel und Florian Kettler (von rechts) ein unvergleichliches Konzert im Gewölbekeller der Stadthalle in Haßfurt.  Foto: Ulrike Langer

Brecht und Weill, das Singspielduo der 1930er-Jahre, gab dem Trio Bernhard Pichl, Rudi Engel und Florian Kettler Stoff für fantasievolle Gespinste.

"Der Rhythmus der Zeit ist der Jazz" verkündete 1926 Kurt Weill. Auch heute noch hat der Jazz seine Freunde, vor allem wenn er durch so hervorragende Musiker wie Bernhard Pichl (Piano), Rudi Engel (Bass) und Florian Kettler (Drums) in der Reihe "Jazz mal anders" des Kulturamts Haßfurt zum Leben erweckt wird. Das jüngste Konzert, das dem Duo Kurt Weil und Bertolt Brecht gewidmet war, war wieder ein besonderes eindrucksvolles Zeugnis ihres Könnens.

"Als gefeierter Avantgarde-Schriftsteller nutzte Brecht die Macht der Musik als dramaturgisches Mittel, und die Präzision seiner Sprache und sein Gefühl für Rhythmus und Wortklang machten ihn zum begehrten Librettisten", erläuterte Petra Lettang vom Kulturamt zu Beginn des Abends im Gewölbekeller der Stadthalle.


Rhythmus, Wortklang und Musik

"Kurt Weill wiederum war ein musikalischer Alleskönner und ein sehr vielseitiger
Komponist. Viele seiner späteren Songs, die er in Amerika geschrieben hat, sind Evergreens geworden und gehören zum sogenannten American Songbook", teilte sie mit.

Natürlich aber ist die "Dreigroschenoper", die Brecht und Weill gemeinsam geschaffen haben, eines der bekanntesten Werke des Duos. Aber auch das Songspiel "Mahagonny", die Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" sowie die Lieder aus "Happy End" von Elisabeth Hauptmann stammen aus ihrer Feder. Für einige der bekanntesten Lieder wie "Die Liebe dauert", das "Lied von der Unzulänglichkeit", "Ruf aus der Gruft", den "Bilbao Song", den "Morgenchoral des Peachum", "Speak low", "Surabaya Jonny" und andere mehr hatte Bernhard Pichl äußerst faszinierende, teils sehr lyrische Arrangements geschrieben. Diese boten den drei Musikern die Freiheit der Improvisation. "Natürlich müssen wir für jedes Konzert ein neues Konzept erstellen, und das Wichtigste ist, sich mit der jeweiligen Musik auseinanderzusetzen", erzählte Bernhard Pichl. Dies sei aber kein Problem, fügte Rudi Engel an. "Denn wir beschäftigen uns ständig mit Musik und machen uns unsere Gedanken dazu."


In eigener Sprache

So übertrugen die Musiker ihre "Sprache" auf die Musik von Kurt Weill und begeisterten die Zuhörer mit ihrem fein aufeinander abgestimmten Stimmengeflecht. Bernhard Pichl ließ nicht nur die Melodien der Songs von Brecht und Weill erklingen, sondern auch seinen schier unerschöpflichen Reichtum an Variationen sprudeln. Virtuose Läufe, Arpeggien, Akkorde oder Unisono-Passagen mixte er zu unverwechselbarem Klang, ja zu geistreichen Interpretationen des Materials. Ganz nach dem von ihm humorvoll verkündeten Motto: "Bis zur Unkenntlichkeit entstellt!"

Florian Kettler stimmte sein Spiel mit großer Professionalität auf den jeweiligen Song ab und übernahm eine gewisse Eigenständigkeit im Gesamtklang des Trios. Immer wieder meldete er sich mit kurzen solistischen Passagen "zu Wort", während er ansonsten durch Vielseitigkeit beeindruckte. Rhythmisch und melodisch zugleich, fantasievoll und ausdrucksstark, atemberaubend und humorvoll zeigte sich Rudi Engel, dessen "Couplets" zum "Barbara Song" und zum berühmten "Mackie Messer" besonderen Beifall erhielten.


Immer wieder gecovert

Wie Bernhard Pichl mitteilte, wurden etliche Kompositionen von Kurt Weill später von verschiedensten Interpreten aufgegriffen. So entwickelte sich "Peak Low" aus dem Broadway-Musical "One Touch of Venus" zum Jazzstandard, während der "Alabama-Song" aus "Mahagonny" vor allem in der Version von Jim Morrison von der Band "The Doors" berühmt wurde. Natürlich durften beide Lieder an dem Abend nicht fehlen, wobei das Trio vor allem beim Alabama-Song ganz neue Wege der Interpretation beschritt, indem es den Groove von Sonny Rollins entlehnte. Für den freudigen Schlussapplaus bedankten sich die Musiker mit "My Ship" aus dem Broadway-Musical "Lady in the dark" von Kurt Weill.