1. Akzeptanz: Probleme und Krisen sind Teil des Lebens und erfordern Anpassungsfähigkeit. Doch der Wille zur Veränderung hat auch seine Grenzen: Nämlich dort, wo Dinge außerhalb der eigenen Kontrolle liegen. Das zu akzeptieren, schaffe Freiraum. "Dann kann man seine Zeit und Energie für andere Dinge verwenden, die einem im besten Fall helfen können", erklärt Waldenmeier. Egal ob weiche Knie, ein Kloß im Hals oder ein Ziehen im Bauch: Wer zudem darauf achtet, wie der Körper auf unangenehme Situationen reagiert, und diese Gefühle zulässt, spare wertvolle Energie. "Denn der Versuch, hier eine Änderung herbeiführen zu wollen, würde nur Kraft kosten."
2. Optimismus: Positives Denken macht widerstandsfähiger. "Fast immer gibt es in einer Situation etwas Gutes - und wenn es nur etwas ist, woraus man lernen kann", findet Waldenmeier. "Hindernisse können auch als Herausforderungen und Fehler als Lernfelder interpretiert werden." Sich jeden Abend zwei oder drei Minuten Zeit zu nehmen, um die Dinge aufzuschreiben, für die man an einem Tag dankbar war, kurbele die Motivation an. Waldenmeier empfiehlt, diese positiven Gedanken mit einem kleinen Gegenstand aus der Natur zu verknüpfen, den man beispielsweise beim Spaziergehen gefunden hat. In den dunklen Herbst- und Wintermonaten sei es zudem wichtig, weiterhin genügend Helligkeit zu tanken. Kurze Spaziergänge und ausreichend Lichtquellen in der Wohnung können ebenfalls die Stimmung heben.
3. Selbstwirksamkeit: Wer Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten hat, kann auch Krisen besser bewältigen. Waldenmeier rät, sich für jeden Tag ein Zeitfenster einzuplanen, in dem man sich ungestört mit Dingen beschäftigt, die Freude bereiten. Das kann von einer Runde Lesen über ein aufwendiges Menü bis hin zum Tagebucheintrag reichen. Auch die Wohnung gemütlich zu dekorieren oder Fotos zu sortieren, die an schöne Momente erinnern, liefert Entspannung und Ablenkung. "Wenn man Selbstwirksamkeit richtig stark erleben will, kann man das auch noch an anderer Stelle: nämlich beim Sport!", schlägt Waldenmeier vor. "Denn auf den eigenen Körper hat man vollen Einfluss. Nur man selbst ist für ihn verantwortlich."
4. Eigenverantwortung: Die Krise bringe Menschen dazu, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen, anstatt sich als Opfer der Umstände zu sehen, sagt Waldenmeier. "Wir bemühen uns, jegliche Probleme eigenverantwortlich zu lösen, auch wenn wir sie nicht verursacht haben." Doch um die neusten Corona-Regeln zu kennen und sich entsprechend verantwortungsvoll verhalten zu können, ist es notwendig, sich regelmäßig zu informieren. Gleichzeitig können Negativ-Schlagzeilen in Dauerschleife auf die Stimmung schlagen. Das Handy eine Zeit lang auszuschalten und sich feste Zeitfenster für die Nachrichtenrecherche einzuplanen, kann vor einer erdrückenden Informationsflut schützen.
5. Netzwerkorientierung: Freundschaften und Beziehungen geben gerade in schwierigen Phasen Halt - und werden durch Kontaktverbote eingeschränkt. WhatsApp, Skype, Zoom und Co. bieten moderne Alternativen zu geselligen Runden. "Ein Griff zum Telefonhörer oder das Schreiben eines Briefs erreicht auch Menschen, die mit den neuen Medien nicht so vertraut sind", erinnert Waldenmeier.
6. Lösungsorientierung: Alles wird gut: So banal sich dieses Mantra auch anhören mag, die Vorstellung, wie das Leben nach der Corona-Krise weitergeht, kann auch motivieren. "In jeder krisenhaften Situation eröffnen sich Wege, die uns helfen, gestärkter hervorzugehen und zu lernen", betont Waldenmeier. Dabei kann es es helfen, sich diese Zukunftswünsche konkret aufzuschreiben oder ein Traumtagebuch zu führen. Wenn der Kontakt zu Familie und Freunden jedoch nicht mehr ausreicht, braucht es professionelle Hilfe. Die Beratungsstellen des Caritasverbands Haßberge bieten in solchen Fällen zeitnahe und kostenlose Beratung. Aktuell findet diese überwiegend online oder telefonisch statt. In Einzelfällen ist aber auch ein persönliches Gespräch, unter Einhaltung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen, in den Beratungsstellen möglich.
Hilfsangebot des Caritasverbands Haßberge
Der Sozialpsychiatrische Dienst des Caritasverbands Haßberge ist von Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr unter 09521/926-550 oder per Mail an spdi@caritas-hassberge.de erreichbar. Beratungstermine finden nur nach vorheriger Vereinbarung statt.
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"Auch wenn das Ende des Lockdowns bereits in Sicht ist:"
Sagt mal, geht's noch? Wo ist ein Ende des Lockdowns in Sicht? Nirgendwo! Es zählt ganz bestimmt zu den größten Fehlern der Politik und leider auch der Medien, immer wieder von einem baldigen Ende der Corona-Beschränkungen zu schwurbeln. Es ist doch kein Wunder, wenn sich die Menschen nicht ernst genommen fühlen und dann sogar zu irrwitzigen Demonstrationen laufen. Sagt bitteschön, wie es ist, ohne zu beschönigen, alles andere ist kontraproduktiv. Der Lockdown wird uns bis ins Frühjahr hinein begleiten. Auf eine solche Aussage kann man sich einstellen und sich auch daran gewöhnen. Alles andere weckt falsche Hoffnungen und führt nur zu Frustration und Widerwilligkeit. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.