Per Crowdfunding zum Brautkleid

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WG-Mitbewohner Maximilian Autenrieth fackelte nicht lange, um seinen beiden Freunden zu helfen. Gemeinsam mit Trauzeugin Fenja Lehner sammelt er über eine Onlineplattform Geld für das Brautkleid von Anna Böhm. Aktuell sind es schon 245,01 Euro. Foto: Lisa Kieslinger
WG-Mitbewohner Maximilian Autenrieth fackelte nicht lange, um seinen beiden Freunden zu helfen. Gemeinsam mit Trauzeugin Fenja Lehner sammelt er über eine Onlineplattform Geld für das Brautkleid von Anna Böhm. Aktuell sind es schon 245,01 Euro.  Foto: Lisa Kieslinger

Die Hochzeit: der schönste, aber wohl auch teuerste Tag im Leben. Das Brautpaar Anna Böhm und Sebastian Lahn aus Haßfurt erfahren das am eigenen Leib.

Die Hochzeit soll der schönste Tag im Leben sein: ein Meer aus Blumen, gutes Essen, ein Anzug für den Mann und natürlich das Brautkleid. Ein Tag, der ganz schön ins Geld geht. Gut, wenn ein Brautpaar so kreative Trauzeugen hat wie Max Autenrieth und Fenja Lehner. Die beiden haben sich etwas Besonderes einfallen lassen. Über eine Crowdfunding-Plattform (www.leetchi.com/c/hochzeit-von-anna-und-sebastian)im Internet sammeln sie Geld für das Traum-Brautkleid von Anna Böhm aus Haßfurt. Hinter ihrem Rücken verschickten die Trauzeugen einen Link an Freunde und Familie. Dort kann jeder, der möchte, per Visa- oder Mastercard Geld für das Brautkleid spenden.

Als das Brautpaar davon erfahren hat, war es zuerst nicht so glücklich.
"Wir dachten: Hoffentlich denkt jetzt keiner, dass wir Almosen brauchen", erzählt die 27-jährige Braut. Besonders Bräutigam Sebastian Lahn war skeptisch. "Ein Kleid für 500 Euro - braucht man das überhaupt?"

Doch wer schon einmal in einem Brautmodenladen war, weiß, dass ein 500-Euro-Kleid zu den untersten Preissegmenten gehört. "Ich wollte eigentlich eher etwas Schlichtes. Ich bin nämlich gar kein Kleid-Typ", erzählt Anna Böhm. Doch dann legte die Verkäuferin im Laden ein Glitzer-Kleid hin. "Ich habe es angezogen und mich gleich ganz anders gefühlt", sagt die Kinderpflegerin. Ab da ging ihr das Brautkleid nicht mehr aus dem Kopf. Mit Trauzeugin Fenja spricht die 27-Jährige immer wieder über das Kleid, das den Budget-Rahmen für die Hochzeit der Kinderpflegerin und des Veranstaltungstechnikers sprengen würde.

"Eine Hochzeit ist unglaublich teuer. Und das obwohl wir nur mit 20 Personen feiern", meint Anna Böhm. Deko, Blumen und Essen, das läppert sich. Und dann brauchen die beiden gebürtigen Erfurter auch noch Schlafplätze für ihre Gäste. "Da können wir ja auch nicht zu den Gästen sagen, dass sie das selbst bezahlen müssen. Das gehört sich nicht", sagt die 27-Jährige.

Eine Hochzeit, ein teurer Tag besonders für ein junges Paar. "Wir haben noch keine Rücklagen. Da ist ein Auto schon ein Luxus", meint die zukünftige Braut. Doch die beiden versuchen, so viel wie möglich selbst zu machen, um Geld zu sparen. Letztes Wochenende kam Trauzeugin Fenja Lehner aus Oldenburg zu Besuch. Weibliche Unterstützung für die Kinderpflegerin. "Wir haben schon die ganze Deko gemacht, und auch die Gastgeschenke sind fertig", erklärt die 27-Jährige. Auch beim Catering wird Geld gespart. "Wir holen nur die Hauptspeisen. Vor- und Nachspeise mache ich selbst", meint die Kinderpflegerin. Gefeiert wird dann in der gemeinsamen Wohngemeinschaft mit Max in Haßfurt. "Wir stellen Bierbänke auf, und dann wird es kuschelig schön", sagt sie.


Crowdfunding ist Erleichterung

Ein großer Vorteil der Kleinstadt: Ein Friseur in Haßfurt macht Anna Böhm und ihrer Trauzeugin Haare und Make-up für die standesamtliche Trauung im Oktober - und das für 50 Euro. "Da kann ich mich vor der Hochzeit nochmal von dem ganzen Stress Zuhause erholen."

Mit dem Brautkleid war die 27-Jährige Anfang September relativ spät dran, doch sie wollte auf ihre Freundin warten. "Die Verkäuferin hat mir auch ein Kleid für 2000 Euro herausgelegt. Das sollte sie aber gleich wieder wegpacken." Das Geld aus der Crowdfunding-Aktion ist eine riesen Erleichterung für das junge Paar.
Zu Redaktionsschluss wurden 245,01 Euro gesammelt. "Ich hätte nie gedacht, dass so viel zusammen kommt", sagt der 19-jährige Trauzeuge.

Doch die größte Überraschung seien teilweise die "Geldgeber". "Bei den meisten haben wir überhaupt nicht damit gerechnet", meint der Bräutigam. Dazu gehört auch Maximilian Kundmüller aus Eltmann. Er ist ebenfalls Veranstaltungstechniker und kennt Maximilian Autenrieth und Sebastian Lahn von der Arbeit. "Ich dachte mir: 25 Euro tun mir nicht weh, bringen aber das Brautpaar ihrem Glückstag ein wenig näher", meint er. Deswegen habe er bei der Crowdfunding-Aktion mitgemacht. Andere hinterlassen nach ihrer Spende auf der Plattform liebe Wünsche für das Brautpaar.


Oma überrascht mit Reaktion

Doch am meisten überrascht hat wohl die Reaktion von Annas Oma auf die Aktion. "Ich dachte sie fällt aus allen Wolken, aber sie fand es eine richtig gute Idee", meint Anna. Ihre Mama dagegen war eher etwas skeptisch. Aber so ging es dem Brautpaar am Anfang schließlich auch.

Anna wird das Brautkleid an der standesamtlichen Hochzeit in Haßfurt und bei der freien Trauung im nächsten Jahr in Erfurt tragen. "Da wollen wir dann auch die Spender einladen und mit ihnen feiern", sagt Sebastian Lahn. "Schließlich sollen sie mich auch in dem Kleid sehen, wozu sie viel beigetragen haben", ergänzt Anna.