Neubrunner zweifeln Notwendigkeit an

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In Neubrunn, wo die "Heilig-Länder-Halle" der größte Veranstaltungsraum ist, stößt das Vorhaben des Gemeinderats Kirchlauter auf wenig Gegenliebe. Er will das "Oskar-Kandler-Zentrum" in Kirchlauter umfassend sanieren und mit einem neuen Dach versehen lassen. Foto: Günther Geiling
In Neubrunn, wo die "Heilig-Länder-Halle" der größte Veranstaltungsraum ist, stößt das Vorhaben des Gemeinderats Kirchlauter auf wenig Gegenliebe. Er will das "Oskar-Kandler-Zentrum" in Kirchlauter umfassend sanieren und mit einem neuen Dach versehen lassen.  Foto: Günther Geiling
Knapp 50 Bürgern zeigten Interesse an der Bürgerversammlung und brachten auch ihre Anliegen zu Gehör.Foto: Günther Geiling
Knapp 50 Bürgern zeigten Interesse an der Bürgerversammlung und brachten auch ihre Anliegen zu Gehör.Foto: Günther Geiling
 
Ein Beispiel für die "Figurenbeute", die Holzschnitzkunst mit den Anliegen der Imker verbindet. Jönsson/Bienenimbauch.de
Ein Beispiel für die "Figurenbeute", die Holzschnitzkunst mit den Anliegen der Imker verbindet. Jönsson/Bienenimbauch.de
 

Die vom Gemeinderat in Kirchlauter angepeilte Sanierung des Gemeindezentrums Kirchlauter stößt, wenn sie auch mit hohen Fördermitteln finanziert werden soll, im Nachbarort auf wenig Gegenliebe. Die Neubrunner fühlen sich benachteiligt.

Die Gemeinde Kirchlauter will vom Kommunalinvestitionsprogramm profitieren und das Oskar-Kandler-Zentrum" umfassend sanieren. Doch zu diesem Vorhaben gab es bei der Bürgerversammlung in Neubrunn kritische Stimmen, die einmal die Notwendigkeit dieser Baumaßnahme infrage stellten und zum anderen darauf hinwiesen, dass die Gemeinde bei der "Heilig-Länder-Halle" in Neubrunn nicht so großzügig verfahre. Zum anderen seien viele Bereiche, wie Küche oder Toiletten doch erst völlig neu hergerichtet worden.

Bürgermeister Karl Heinz Kandler (SPD) erläuterte, dass der Bayerische Staat 287 Millionen Euro aufgelegt habe, mit denen er Maßnahmen in strukturschwachen Gemeinden unterstütze. Dazu zähle auch die Gemeinde Kirchlauter, und deswegen habe man sich dafür entschieden, sich mit dem Oskar-Kandler-Zentrum in Kirchlauter für eine Förderung zu bewerben. Hierbei könne man bis zu 90 Prozent Zuschuss erhalten. Der Gemeinderat habe in seiner letzten Sitzung einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, wonach Türen, Fenster und Tore erneuert werden sollen. Dazu komme die Belüftung, Außendämmung, Heizung, Photovoltaik aufs Dach, eine Anhebung des Daches, Beleuchtung und die Abdämmung des Bodens. Ein Ingenieurbüro erarbeite derzeit ein Konzept.
Paul Dürrbeck fragte: "Wo bezahlt bei uns in Neubrunn die Gemeinde so etwas? Das, was bisher bezahlt wurde, war doch ziemlich wenig." "Da muss ich dir Recht geben", gestand der Bürgermeister darauf ein. Der Vorsitzende der Neubrunner Dorfgemeinschaft, Heinz Stretz, warf die Frage auf, ob für die Sanierung wirklich die Notwendigkeit gegeben sei. "Küche, Toiletten und auch andere Bereiche wurden doch erst vor kurzem erneuert. Das Dach höher zu setzen, sind für mich wirkliche Flausen. Da macht man sich als Neubrunner schon seine Gedanken." Zweiter Bürgermeister Reinhold Stöhr (SPD) verwies auf einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderates und auf alte Fenster im Gebäude.

Bürgermeister Karl Heinz Kandler wiegelte ab und meinte, "wir erstellen jetzt ja erst nur einmal ein Konzept. Natürlich sind die Einwürfe von den Neubrunnern und der Dorfgemeinschaft berechtigt." Aber das Haus in Kirchlauter sei 1964 erbaut worden, auf dem Dach seien alte Nagelbinder und es sei keine richtige Isolierung vorhanden. "Wir haben dort eine alte Heizung und in meinem Amtszimmer ist auch ein großer Riss in der Wand. Ob wir das Dach hochheben, wird sich nach Vorlage des Konzepts zeigen."
In seinem Bericht ging der Bürgermeister auf die aktuellen Gemeindedaten und Eckpunkte des Haushalts 2015 ein und nannte dabei besonders die Investitionen für die Kläranlage Kirchlauter (1 100 000 Euro, Friedhofsmauer (77 500 Euro), die Pflasterung am Friedhof Neubrunn (knapp 10 000 Euro), den Breitbandausbau (300 000 Euro), die Mensa in Eltmann (23 000 Euro), den Oberflächenkanal Pettstadt (31 000 Euro), das Fahrzeug für den Bauhof (15 000 Euro) und den Digitalfunk der Feuerwehren (20 000 Euro). Zur Ertüchtigung der Kläranlage Kirchlauter betonte er, dass die Abwassergebühr nun nach Fertigstellung der Endabrechnung neu zu kalkulieren sei.
Für den Investitionszeitraum bis 2020 stünden im Plan: Feuerwehrfahrzeuge für Neubrunn und Kirchlauter (310 000 Euro), die Sanierung von Seitenstraßen (150 000 Euro), Ausrüstung für den Bauhof (50 000 Euro), Radwegebau (350 000 Euro), "Figuren-Beute" für einen Heilig-Länder-Lehrpfad (55 000 Euro) und der Restausbau von Siedlungsstraßen (900 000 Euro).


Kinderzahlen schwinden

Auch der Kindergartenbereich war ein Thema. Bürgermeister Kandler teilte hier mit, dass man in Kirchlauter derzeit bei einer Belegung mit 21 Kindern sei und damit den Antrag für einen "Landkindergarten" stellen musste. 15 Kinder seien zwischen drei und sechs Jahren, vier Kinder unter drei Jahre, und außerdem habe man zwei Schulkinder zur Betreuung.

In Neubrunn habe man eine erweiterte Betriebserlaubnis für 34 Plätze und sei derzeit mit 29 Kindern belegt, davon seien vier Schulkinder. Wenn nun dieser Vorschuljahrgang eingeschult werde, falle man ebenfalls unter 25 Kinder und müsse ebenfalls die Förderung als Landkindergarten beantragen.

Die Zukunft sehe hier nicht rosig aus und dies gelte auch für die Grundschule, die derzeit noch 74 Schüler habe (41 aus der Gemeinde Kirchlauter und 33 Schüler aus der Gemeinde Breitbrunn). Auch habe es 2013 nur drei und 2014 nur vier Geburten gegeben. Das werde sich auf die Klassenbildung und Klassenstärken auswirken. Die Frage, ob auf Dauer zwei Kindergärten gehalten werden können, wolle er gar nicht in den Mund nehmen. In der Mittelschule in Ebelsbach seien derzeit nur noch 75 Schüler (davon 14 aus Kirchlauter).

Rainer Kirchner kritisierte in diesem Zusammenhang, dass im Kindergarten Kirchlauter Plakate hingen mit dem Hinweis auf die Betreuung der Schulkinder im Kindergarten Neubrunn. "Es kann doch nicht sein, dass man sich gegenseitig die Kinder abnimmt", meinte er. Gemeinderat Uwe Derra erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es in Neubrunn eben schon lange eine Mittagsbetreuung gebe und dafür in Kirchlauter eine Kinderkrippe.
Kritisch beleuchtete Hubert Derra die vom Bürgermeister vorgestellten Ausgaben Im Gemeindehaushalt. "Dass die Kreisumlage um zehn Prozent steigt, ist doch nicht normal", befand er, nachdem er die finanziellen Auswirkungen der Umlagenentwcklung für die Gemeinde im Kopf summiert hatte: "Da wird ein Manager nach dem anderen eingestellt und wir müssen bezahlen. Hier sollte man darauf einwirken, dass es so nicht weiter gehen kann." "Das ist mir auch aufgestoßen", meinte der Bürgermeister, aber die Kreisumlage bleibe eben nicht gleich und außerdem seien Umlagegrundlagen geändert worden.


Anliegen der Bürger

Aber auch aus der Runde der knapp 50 Bürger kamen Fragen. Heinz Stretz kritisierte, dass bei der Ortsverbindungsstraße nach Bischofsheim die "Hausaufgaben" noch nicht gemacht seien. Hier wurden private Grundstücksverhältnisse als Hinderungsgrund angeführt.

Leo Derra meinte, dass wegen des Breitbandausbaus unbedingt ein Infoabend nötig wäre und Klaus Eichert sprach den "wunden Punkt" an, dass man im Gemeindebereich mit Handy sehr schlechten oder gar keinen Empfang habe. Ein Vertreter der Telekom, der an der Versammlung teilnahm, konnte mitteilen, dass am 18. Dezember das Breitband im Gemeindebereich in Betrieb genommen werde und er davon ausgehe, dass man nach Dreikönig die Umschaltungen im Internet vornehmen könne.

Weiteres Themen war die Grüngutentsorgung, für die vor allem in Neubrunn der Behälter am Friedhof missbraucht werde. Leo Derra machte seinem Unmut Luft, indem er ankündigte, dass er keine Grabgebühren mehr zahlen werde, wenn man nicht auch Friedhofsabfälle entsorgen könne. Bürgermeister Kandler kündigte an, dass er den Behälter ab Januar mit einem Netz versehen werde, durch das dann nur kleine Mengen vom Friedhof eingeworfen werden könnten.


Bürgerhilfsdienst

Außerdem kündigte der Bürgermeister an, dass er einen Bürgerhilfsdienst ankurbeln wolle. Es seien nämlich Anfragen von älteren Damen gekommen, ob nicht bei manchen Arbeiten geholfen werden könne. Allerdings könnte dies nicht umsonst sein, sondern nur mit einem Kostenbeitrag. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die bisherigen Fahrdienste in Richtung Ebelsbach und in Richtung Ebern, die gut angenommen würden. Ebenfalls sei derzeit ein Taxidienst zum Bankautomat in Kirchlauter im Aufbau.
(gg)
Bild: Knapp 50 Bürgerinnen und Bürgern zeigten Interesse an der Bürgerversammlung und brachten auch ihre Anliegen zu Gehör.
Foto: Günther Geiling