Einkaufsservice oder eine Plattform zum Vernetzen, die Hilfsgruppen im Landkreis unterstützen, wo sie nur können. An helfenden Händen mangelt es nicht, doch es gibt nach wie vor Menschen, die nicht um Hilfe bitten können.
"Man sieht deutlich, wenn die Zeiten sich ändern, ändert sich auch der Zusammenhalt in der Gesellschaft. Vorher hat jeder sein eigenes Süppchen gekocht, jetzt wird zusammengearbeitet", meint Julian Müller aus Sand. Er hat zusammen mit seinem Vater die Hilfsgruppe "Sander helfen Sandern" auf Facebook gegründet. Sie sind nicht die einzigen.
Im Laufe der letzten Wochen haben es sich viele Einzelpersonen oder auch Dörfer und Gemeinden zur Aufgabe gemacht, in der Coronakrise zu helfen. Doch es gibt mehr helfende Hände als Hilfesuchende, meint Dominik Leisentritt, der die Facebook Gruppe "#Zeilhilfe - Zeiler helfen Zeilern" gegründet hat. Er vermittelt Freiwillige, die gerne für andere Besorgungen erledigen. Die Aktion kommt an: "Ich erhalte etwa einen Anruf pro Tag. Ich nehme die Anfrage auf und leite sie dann auf Facebook anonym weiter. Dann meldet sich ein Helfer und ich trete mit ihm in Kontakt. Ich vermittle dann weiter." Um bei den Einkaufslisten Missverständnisse zu vermeiden kontaktiert der Freiwillige die Person dann selbst noch einmal, um eine Uhrzeit auszumachen, oder abzuklären, welchen Senf er jetzt genau mitbringen soll.
Extra Trinkgeld für den Helfer
Der Zuspruch, den Leisentritt erfährt, kommt von allen Seiten: "Wir haben super Feedback. Meist sagen mir die Helfer auch noch mal Bescheid, wie es gelaufen ist. Manche sind so dankbar, dass sie den Helfern extra Trinkgeld geben. Ich habe sogar schon Briefe bekommen und Pralinen."
In Sand hat man den Fokus auf das Vernetzen gelegt: "Die Facebook-Gruppe wird sehr gut angenommen, da haben wir regelmäßige Beteiligung. Hier dreht es sich aber hauptsächlich, um den Austausch der Sander, welche Gastwirtschaften zum Beispiel Essen liefern oder wie man die Winzer aus dem Ort unterstützen kann", erklärt Julian Müller.
Für die Einkaufshilfen habe man sich etwas anderes einfallen lassen, meint er: "Wir haben uns in Sand bewusst für eine dezentrale Lösung entschieden. Der organisatorische Aufwand wäre einfach zu hoch für uns. Aber wir haben eine Aktion gestartet, in der über Zettel im Briefkasten Hilfe angeboten wird. Nachbarn können so den älteren Menschen in ihrer Umgebung anbieten, sie bei ihren Einkäufen zu unterstützen. Meine Familie und ich helfen selbst drei älteren Haushalten in unserer Nachbarschaft."
Die Zielgruppe "60 plus" sei eben nicht auf Facebook und man habe zu Menschen aus der Nachbarschaft vielleicht eine bessere Vertrauensbasis, meint er. Doch leider wird das Angebot, für andere einkaufen zu gehen, bisher wenig angenommen. "Ich stehe im Kontakt mit dem Filialleiter des Edeka-Marktes in Haßfurt und er hat auch gesagt, dass nach wie vor viele ältere Menschen zum Einkaufen kommen. Viele Jüngere kaufen aktuell nur einmal in der Woche, ältere Menschen kommen teilweise mehrmals", erklärt Müller. Mancher scheut sich Hilfe anzunehmen.
"Ein Grund ist aber auch, dass viele der älteren Menschen mit den jüngeren Generationen in einem Haushalt leben. Viel wird im privaten Umfeld organisiert. Aber es kommt schon mal vor, dass dann die Tochter anruft und um Hilfe bittet, weil sie Spätschicht hat und die Mutter nicht versorgen kann. Meistens sind es dann Anfragen für Einkäufe", meint Diana Galefske von der Stettfelder Dorfgemeinschaft, die in der Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde und der Gemeinde Stettfeld Hilfe anbietet. "Wir haben in jeden Haushalt eine Postkarte geworfen, auf der dazu aufgefordert wurde, sich zu melden, falls man Hilfe braucht, aber auch, falls man helfen möchte."