Für den Osterbrunnen packen die Frauen an

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Gabi Wolff und Lisa Moser sind im Moment im Ebelsbacher Pfarrsaal zugange. Warum? Es ist Osterbrunnen-Aktionszeit!Brigitte Krause
Gabi Wolff und Lisa Moser sind im Moment im Ebelsbacher Pfarrsaal zugange. Warum? Es ist Osterbrunnen-Aktionszeit!Brigitte Krause
Maria Pflaum und Bärbel Eisenmann als "Binder" und "Zureicher" am Gestell der Osterkrone. Es erhält einen dicken Pelz aus Tannenzweiglein.
Maria Pflaum und Bärbel Eisenmann als "Binder" und "Zureicher" am Gestell der Osterkrone. Es erhält einen dicken Pelz aus Tannenzweiglein.
 
Draußen am Schaffen (von links): Herta Drescher und Gabi Wolff
Draußen am Schaffen (von links): Herta Drescher und Gabi Wolff
 
Im Ordner ist alles dokumentiert: Auch das 1993 gleich der erste Osterbrunnen durch Vandalen angegriffen wurde.
Im Ordner ist alles dokumentiert: Auch das 1993 gleich der erste Osterbrunnen durch Vandalen angegriffen wurde.
 
Ja, so ein Sammelsurium braucht es auch: Schrauben, Draht, Bindeband und, und, und...
Ja, so ein Sammelsurium braucht es auch: Schrauben, Draht, Bindeband und, und, und...
 
Einen Kaffee und ein Stück Kuchen gibt's nach der Arbeit (von links): Bärbel Eisenmann, Maria Pflaum, Gabi Wolff, Lisa Moser und Herta Drescher.
Einen Kaffee und ein Stück Kuchen gibt's nach der Arbeit (von links): Bärbel Eisenmann, Maria Pflaum, Gabi Wolff, Lisa Moser und Herta Drescher.
 
Nein, das ist kein Mikado-Spiel. Auf die Stäbchen, zeigt Lisa Moser, werden die Eier gespießt, wenn sie angemalt werden sollen. So können sie gut trocknen.
Nein, das ist kein Mikado-Spiel. Auf die Stäbchen, zeigt Lisa Moser, werden die Eier gespießt, wenn sie angemalt werden sollen. So können sie gut trocknen.
 
Ein Bild aus dem letzten Jahr. Die Frauen brachten kurzentschlossen mit einer Robbern die eine Hälfte der Osterkrone vor zum Austellort. Eine Gaudi!Lisa Moser/Archiv
Ein Bild aus dem letzten Jahr. Die Frauen brachten kurzentschlossen mit einer Robbern die eine Hälfte der Osterkrone vor zum Austellort. Eine Gaudi!Lisa Moser/Archiv
 
Ein Bild aus der Anfangszeit: 1993 stellten die KAB-Frauen die erste Osterkrone am Brunnen auf der Ochsenwiese auf. Lisa Moser/Archiv
Ein Bild aus der Anfangszeit: 1993 stellten die KAB-Frauen die erste Osterkrone am Brunnen auf der Ochsenwiese auf. Lisa Moser/Archiv
 
Irma Strätz mit dem ersten Osterbrunnen. Lisa Moser/Archiv
Irma Strätz mit dem ersten Osterbrunnen. Lisa Moser/Archiv
 
Selbst ist die Frau 2017. Lisa Moser/Archiv
Selbst ist die Frau 2017. Lisa Moser/Archiv
 
Unverzichtbar: Herta Drescher als Vorbereiterin.
Unverzichtbar: Herta Drescher als Vorbereiterin.
 

Ebelsbacher Frauen kümmern sich um den Osterbrunnen in ihrer Gemeinde. Und das nun schon im 26. Jahr.

Es ist eigentlich wie bei einem Kind. Die Frauen haben Freud und Leid damit erlebt. Als alle Einzelteile verstreut am Boden lagen, durchzog sie der Schmerz, und heute, beim Anblick im Vorbeifahren, durchfließt sie tiefe Zufriedenheit und Seelenfreude. Der Osterbrunnen in Ebelsbach ist zwar keine Jahrhunderte alte Tradition, aber es gibt ihn dank der Frauen der Katholischen Arbeitnehmerbewegung in Ebelsbach seit über 25 Jahren.

Gegenwärtig stehen sie wieder im Pfarrsaal, wenn man die Türe öffnet, empfängt einen der würzige Tannenduft. Gabi Wolff schneidet etwa 20 bis 30 Zentimeter lange Tannenzweige und legt sie vor sich auf den Tisch. Die größeren Stücke hat sie zuvor draußen geholt: Da steht Herta Drescher mit der Gartenschere und sortiert schon einmal die ganzen Zweige vor, die auf einem großen Anhänger im Pfarrgarten bereit liegen. In manchen Jahren konnten die Frauen auch draußen arbeiten, so mild war das Wetter.


Draußen ist es zu kalt

In diesem Jahr hantieren an dem mannshohen metallenen Untergestell der Osterkrone Maria Pflaum und Bärbel Eisenmann drinnen im Pfarrsaal. Es ist einfach zu kalt draußen. Die eine bindet Bündel von Tannenzweiglein akkurat und gleichmäßig, so dass der metallene Untergrund einen schönen dichten Tannenpelz erhält, die andere ist "Zureicher". Sie sortiert fein säuberlich immer drei bis vier Zweiglein, schneidet sie noch einmal zurecht und reicht sie der Frau mit dem Bindedraht zu. "Bei uns hat jede ihre Aufgabe, ein Teil der Frauen schneidet, ein Teil bindet", schmunzelt Lisa Moser, die seit 2010 die Organisation dieser Frühjahrsaktion inne hat.

Und sie führt gewissenhaft den Ordner weiter, den einst die Initiatorin, "das Fräulein Maria", Pfarrer Ottmar Pottlers Haushälterin Maria Müller als damalige Vorsitzende der KAB angelegt hatte. Für jedes Jahr gibt es Bilder und Zeitungsausschnitte. Da ist das damals so schmerzhafte Erlebnis dokumentiert in einem etwas unscharfen Bild: Alle vorher so liebevoll bemalten Ostereier liegen auf dem Boden verstreut. Gleich im ersten Jahr 1993 hatten Vandalen sich an dem Osterbrunnen nahe der Ochsenwiese zu schaffen gemacht und das Werk zerstört. "Wir waren damals kolossal am Boden zerstört", erinnert sich Lisa Moser an die Stimmung unter den Frauen.

Doch trotz dieses Rückschlags und vieler noch folgender Missetaten am Osterbrunnen machte der Kreis der Frauen weiter. Immer so 15 bis 20 Frauen treffen sich jedes Jahr, um das Metallgestell mit Tanne einzuhüllen, es dann vor Ort zu verschrauben und am Ende die Ostereier (sie sind von Anfang an aus Plastik gewesen) in langen Girlanden auf dem Gestell zu drapieren. Jedes Jahr hat man es etwas anders gemacht. Der Osterbrunnen wanderte von der Ochsenwiese zu dem "Theinbergl" (2000) - wo man Hochwassererfahrungen machen musste - schließlich (2001) zu dem heutigen Standort, dem Denkmal zur erfolgreich abgeschlossenen Dorferneuerung. Es ist zwar kein Brunnen, das weiß auch Lisa Moser, "aber die Nähe zum Bach zählt".


Aus einem Trend wurde mehr

Anfang der 1990er Jahre begeisterten sich auch die Frauen im Landkreis Haßberge für dieses eigentlich eher im Oberfränkischenheimische Brauchtum. Schöne Osterbrunnen bewunderten die Ebelsbacher Frauen bei Fahrten dorthin, auch die Osterbrunnen in Steinbach, Schönbrunn und Stettfeld begeisterten die Frauen. Immer wieder holte man sich Anregungen, und so durften die Männer (Adolf Schmitt, Werner Hoch und Heinrich Lutz) die Osterkrone öfters einmal mit dem Schweißgerät umgestalten.


Missetäter fand man nie

1400 Eier hatten die Frauen 1993 bearbeitet, getaucht, bemalt, verziert, auf Nylonfäden gereiht. Durch die Vandalentat war 250 Euro Schaden entstanden, die Missetäter fanden sich nie. Immer wieder ist der Ebelsbacher Osterbrunnen Ziel für bösen Übermut geworden, in all den Jahren gab es nur wenige, in denen die Dekoration heil blieb. Das Ärgste war wohl, als die Ebelsbacher Frauen ihre Osterhasenfamilie-Heufiguren, die sie auch einmal ein paar Jahre lang aufgestellt hatten, in Eltmann wiederfanden. Oder auch 1998, als die Ebelsbacher Einzelteile von ihrem Osterbrunnen verstreut bis Haßfurt fanden und zusammensuchten. Zwei Jahre, schmunzelt Lisa Moser, da hatten die Aktiven einmal ein helles Licht und eine Lichtschranke installiert - da war Ruhe. Aber gut, so eine Lichtaktion ist natürlich auch störend für die Umgebung, deswegen macht man es nicht mehr.


Besondere Gemeinschaft

Wie geht man mit solchen Rückschlägen um? Wie schafft man es, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen? Vielleicht ist es diese gute Frauengemeinschaft in Ebelsbach, die sich nicht entmutigen lässt, vielleicht ist es die Beharrlichkeit von Lisa Moser, die den Brauch des Osterbrunnenschmückens aus ihrer Kindheit und Jugend in Dorgendorf bei Baunach kennt und die diese Aktion nach der Übernahme von Maria Müller zu ihrer Aufgabe gemacht hat. Jedes Jahr späht sie schon im Voraus die Gärten aus, aus denen die Frauen ihr Rohmaterial gewinnen können, eine Tanne. Sie fragt nicht nur hier freundlich an, sondern auch immer wieder neue Frauen, ob die nicht mithelfen wollen beim Herrichten der Osterkrone. Viele Tage vor Ostern sind die Frauen dann aktiv, ergänzen den Ei-Bestand, kümmern sich um tausend Kleinigkeiten. Und fast immer beschließt den Tag eine gemütliche Kaffee-Runde - eine der Frauen bringt immer einen Kuchen mit.


Ein bunter Hingucker im kargen Frühjahr

Maria Pflaum hat so vor sich hingearbeitet und findet auch noch einen Grund, warum es gut ist, dass die Frauen den Osterbrunnen schmücken: "Ich find's einfach schön. Wenn man so vorbeifährt, dann sieht das so frühlingsmäßig aus, ein Farbklecks. Und die Kommunionkinder hatten da auch immer ihren Anlaufpunkt, um ein schönes Foto zu machen. Es ist halt jetzt einfach auch Tradition."

Es freut auch die Frauen, dass am Osterbrunnen vom Pfarrer immer die Palmwedel geweiht werden. Und natürlich muss der Osterbrunnen vor Palmsonntag pikobello aussehen, da wird schon kurz vorher noch einmal gerichtet und aufgepasst, dass alles stimmt.

Mit dem Aufrichten der Osterkrone ist es nicht getan: Nach Ostern wird wieder abgebaut, und auch das macht viel Arbeit. Da freut es die Frauen, wenn sie spontan ein Bier und ein Leberkäsbrötchen spendiert bekommen. Oft auch von älteren Frauen, die heute nicht mehr mitmachen können, "die wissen, was da dranhängt und helfen dann eben auf diese Weise mit", erklärt Lisa Moser. Die Frauen erwarten kein großes Lob oder Dank. Aber freuen tut es sie, wenn solch eine Resonanz kommt. Die Osterkrone wird dann in Kleinarbeit wieder abgewickelt, "und den Draht heben wir auf", sagt Bärbel Eisenmann. Spätestens für das Binden der Adventskränze für den Adventsbasar in der Pfarrei wird das Material wieder gebraucht. Ein Glück, dass sie wenigstens die Tannenzweiglein nicht mehr wegräumen müssen, die holen dann die Gemeindearbeiter ab.

Noch einmal zieht Maria Pflaum an dem Draht in ihrer Faust: Die Zweiglein sitzen alle in Reih und Glied. Ein Sturm wird dem Schmuckstück sicherlich nichts anhaben können. Wär' schön, wenn auch die anderen die Finger davon ließen...