Im Eberner Heimatmuseum widmet sich eine Sonderausstellung einer traditionsreichen Zunft, die in der Stadt bis Mitte des 20. Jahrhunderts vertreten war. Ab Sonntag werden Einblicke in die kunstvolle Handwerkskunst und die Familiengeschichte möglich.
Ein filigranes, aber heißes Handwerk, hohe Kunst - die Zinngießerei. Teller, Krüge, Vasen von allerfeinster Güte entstanden so. Auch in Ebern, wo die Zinngießer-Zunft eine lange Tradition aufwies. Mitte des 20. Jahrhunderts war damit Schluss, als Fritz und Wilhelm Stäber, deren Vorfahren aus dem mittelfränkischen Wassertrüdingen nach Ebern gekommen waren, ihr Handwerk und ihre Geschäfte am Marktplatz bzw. in der Kapellenstraße aufgaben.
Der Enkel von Wilhelm, Dr. Konrad Stäber aus Zirndorf, hat nun den Nachlass, den sein Vater Hans Stäber in seinem Bamberger Eisenhandel verwahrt hatte, dem Bürgerverein und damit dem Heimatmuseum überlassen.
"Wo anders als in Ebern ist das besser aufgehoben?" sagte sich der Mittelfranke, der als AEG-Mitarbeiter in leitender Funktion bis zu seinem Ruhestand in ganz Deutschland unterwegs gewesen war.
Die umfangreiche Schenkung von Werkzeugen, Gussformen und Erzeugnissen aus dem Stäberschen Nachlass macht es nun möglich, das Schaffen und das Leben eines der Brüder, Wilhelm Stäber, genauer zu beleuchten.
Konrad Stäbers Vater hatte noch hobbymäßig Zinn gegossen. Diese Kunst wird ab Sonntag zum Saisonstart im Heimatmuseum wieder lebendig. Bis 26. April wird dort eine Sonderausstellung über dieses fast ausgestorbene Handwerk gezeigt. Dazu die Familiengeschichte der Stäbers, die bis in die 70er Jahre noch einen Haushaltswaren-Laden in der Kapellenstraße betrieben hatten. Aktionstage und Filmvorführungen begleiten die Ausstellung.
Neben dem Handwerkszeug, Gießformen samt Schmelztiegel und Werkbank, die den Anstoß für die Ausstellung gegeben hatten, sind auch Exponate zu sehen, die Udo Güßbacher zur Verfügung stellte, die sein Vater Johannes "Hanni" Güßbacher
über Jahrzehnte hinweg gesammelt und zu Hause aufbewahrt hatte. Echte Schmuckstücke darunter. Hinzu kommen noch Leihgaben anderer Eberner, oder die Zinnfiguren von Armin Dominka.
Wie die Zinngießerei funktionierte, da das Metall auf 300 bis 350 Grad erhitzt wurde, um es in flüssiger Form in Formen zu gießen, zeigt zum Abschuss der Sonderausstellung am Sonntag, 19. April, ein Zinngießer aus Eggolsheim, der auch zum Mitmachen einlädt. Und dessen Einlagen gehen weit über das Zinngießen in einer Silvesternacht hinaus. Gute Aussichten also für das Heimatmuseum, das zuletzt einen Besucher-Minusrekord verzeichnete.