In Knetzgau machte der Oberst a.D. Herbert Danzer deutlich, dass der Kurs Russlands darauf abzielt, die Lage in Europa zu destabilisieren. Unter den Zuhörern war auch Familie Sarkanitsch. Die Männer können die Thesen des Redners nur bestätigen.
Von der "größten Katastrophe in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg" sprach der Referent bei einem Vortrag, zu dem die Knetzgauer CSU eingetragen hatte. Als profunder Kenner der Lage erklärte Herbert Danzer, Oberst a.D., dass Putin die europäische Sicherheitsarchitektur sprengen und die USA vom europäischen Kontinent verdrängen wolle.
Russland sei als Polizei- und Mafiastaat und auf dem Weg zum faschistischen Staat. Putin gefährde den Frieden in Europa. So könne die russische Föderation kein Partner des Westens sein.
Danzer ist Referent der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung und sprach über den "Konflikt in der Ukraine - eine neue Kriegsgefahr in Europa".
Welt aus den Fugen
Vorsitzender Mark Zehe meinte eingangs, die Welt sei "ohne Zweifel ein Stück aus den Fugen geraten". Millionen befänden sich auf der Flucht.
Danzer war
Kommandeur, Militärattache an de Deutschen Botschaft in Moskau, Leiter im Natostab in Brüssel sowie stellvertretender Leiter des Deutsch-Russischen Streitkräftedialogs. Er spricht Russisch und arbeitete viele Jahre in Moskau und Russland. Ganz am Anfang war er übrigens Obergefreiter in der Kaserne in Ebern.
Herbert Danzer hielt, wie er deutlich machte, den Konflikt in der Ukraine "existenziell für uns alle". Der Konflikt sei nicht gelöst, nur ruhig gestellt.
70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und 25 Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion sei der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Dies habe Angst vor einem Dritten Weltkrieg aufkeimen lassen. Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs habe jemand auch gewaltsam die Grenzen eines Landes innerhalb Europas verändert. Die Ukraine sei vom Mutterland abgetrennt, ihr Südostteil destabilisiert.
Damit seien die Regeln des Völkerrechts verletzt worden.
Grundspfeiler einer europäischen Sicherheitsordnung
Danzer brachte die Grundpfeiler der europäischen Sicherheitsordnung in Erinnerung. Die Ukraine sei Gründungsmitglied der Vereinten Nationen. Bei der Helsinki-Konferenz 1975 sei der Status Quo festgeschrieben und 1990 in der KSZE von Paris die "Charta für ein neues Europa" von allen unterzeichnet worden. Doch es folgte Ernüchterung.
Danzer sprach den aktuellen Stand in der Ukraine an. Seit Februar herrschte Waffenstillstand. 8000 Tote kosteten die Auseinandersetzung - nur die ukrainischen Verluste. Mit der Zivilbevölkerung wäre es wohl das Zehnfache. Zwei Millionen Ukrainer seien derzeit auf der Flucht. Zwar meist im eigenen Land, aber auch nach Russland, Polen oder in europäische Staaten.
Dazu kämen die enormen Schäden im Land.
Der Militär-Experte sprach Details zur militärischen Eroberung an und bezeichnete die Separatisten als Söldner, die für die geopolitischen Ziele Moskaus kämpfen. 23 000 Kämpfer stünden unter Waffen, 60 000 in Reserve. Andere Quellen sprächen sogar von über 100 000 Separatisten, die mit 400 Kampfpanzern ausgestattet seien. "Das ist eine größere Ausstattung als die unserer heutigen Bundeswehr."
Geld fließt laut Danzer bei der Werbung von Söldnern: bei einem Einsatz für Syrien 200 000 Rubel (2770 Euro), in Dombass 15 000 Rubel (200 Euro). Es fließen außerdem Kompensationszahlungen für russische Verluste: Ein aktueller Bericht spreche von 2000 Toten - für jeden gibt es 40 000 Euro.
Keine Annäherung an den Westen
Herbert Danzer bezweifelt
nicht, dass der Fortgang des Konflikts von den Absichten Moskaus abhängt. Und die zielt weiter auf Destabilisierung und Verhinderung eines Westkurses.
Drei Szenarien sind für ihn denkbar. Das Wahrscheinlichste sei es, "den Status quo belassen und vielleicht nur dort Geländegewinne, wo sich Möglichkeiten bieten". Zweite Variante: Durchstoß mit der Landverbindung zur Krim. Das würde aber einen Angriff über 350 Kilometer bedeuten und wäre ohne russische Streitkräfte nicht zu schaffen. Noch unwahrscheinlicher wäre - Variante 3 - der Durchstoß bis in den Raum Odessa ("Neu-Russland").
In der jetzige Situation gebe es aber schon sehr bedenkliche Signale, weil sich zeige, dass sich Gewaltausübung lohne, die verbrieften Garantien von Supermächten wertlos seien und schließlich die gewaltsame Beseitigung der Sicherheitsarchitektur Krieg möglich sei.
"Die Kriegsgefahr war nie größer als heute, und die Herausforderung für den Westen ist gewaltig. Sollte die Unterstützung für die Ukraine scheitern, hätte dies erhebliche Folgen für die europäische Sicherheitsstruktur."
Über die ukrainische Situation urteilte er: "Die Ukraine beharrt auf ihrer Souveränität und fordert schärfere Sanktionen und erwartet eine westliche Friedenstruppe sowie Waffenlieferungen. Außerdem erwartet sie mehr wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung."
Grundsätzlich wichtig ist für den Oberst a.D. die Wiederherstellung internationalen Rechts. Der Westen müsse seine Widerstandsfähigkeit gegen russische Einmischungen in Europa erhöhen, die USA müssten sich wieder mehr in Europa engagieren.
Deutschlands Führungsrolle in Europa sei unverzichtbar.
Angeregte Diskussionen
In der Zuhörerschaft gab es zahlreiche ukrainische Staatsbürger. In der Diskussion kritisierten sie den Westen, wegen seiner falschen Versprechungen und falschen Einschätzungen.
Eine Frau sagte: "Den Bürgern wurde gesagt, dass sie morgen so leben würden wie in Deutschland mit freien Grenzen. Das waren falsche Versprechungen, obwohl doch allen klar sein musste, dass es so schnell nicht gehen kann."
Ein anderer konnte die Situation Russlands verstehen, das sich durch die Nato-Beitritte bedroht fühlt. Andere Diskussionsteilnehmer sahen die Sonderstellung der Ukraine darin, dass durch das Land große Leitungen mit Öl und Gas führen. Russland versuche, ihrer habhaft zu werden.
Und auch der Westen unternehme nichts mehr, "weil wir abhängig sind und uns dann ins eigene Fleisch schneiden." Noch deutlicher machte dies ein anderer Gesprächsteilnehmer: "Es ist pervers, wenn die USA Saudi Arabien mit Waffen unterstützen und diese dann die ISS unterstützen. Dann stimmt doch etwas nicht. Außerdem ist die ganze Geschichte nicht militärisch zu lösen, weil der Glaube eine große Rolle spielt."
Zu Gast war der 57-jährige Ukrainer Sarkanitsch mit seinen vier Söhnen. Er war angetan, dass so offen über sein Heimatland gesprochen wurde. Mit seiner elfköpfigen Familie ist er im Sommer aus der Ukraine geflüchtet und wohnt seit August im Pfarrhaus von Zell. Zur Familie gehörten auch verheiratete Söhne sowie drei Enkel, der jüngste zweieinhalb Jahre.
Mit der Unterkunft in Zell ist der Vater sehr zufrieden.
Über die Familie berichtete er im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er schon vor längerer Zeit einen Aussiedlerantrag gestellt habe. Schließlich sei seine Mama als geborene Weber deutschstämmig. Geflüchtet ist die Familie über die Türkei nach Deutschland. Für ihn war die Zukunft für seine vier Söhne ausschlaggebend, diese Flucht letztlich anzutreten, wie er deutlich machte, denn er habe Angst um sie gehabt. Zwei hatten schon in der Ukraine Militärdienst abgeleistet.
Sie stünden jetzt in Reserve und müssten möglicherweise ins Kriegsgebiet einziehen. Die jüngeren Söhne, einer ist jetzt 18 Jahre, kamen in das Alter, in dem sie zum Militär mussten.
In Deutschland hoffen die Sarkanitsch als Aussiedler anerkannt zu werden, der Vater unterstrich: "Wir wollen uns hier ganz schnell integrieren."
Die Ukraine
Der Staat in Osteuropa grenzt an Russland im Osten, an Polen, die Slowakei und Ungarn im Westen an. Die Hauptstadt ist Kiew. Seit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 ist die Ukraine unabhängig.
Selten blieb mir so oft die Spucke weg, wie bei diesen propagandistischen Äußerungen von Herrn Danzer. Russland bringt die Welt aus den Fugen und will Europa destabilisieren? Das ich nicht lache!
Es sollte jeden klar sein, dass Russland sicherlich keine weiße Weste hat, die einzigen, die aber eine Destabilisierung in Europa möchten sind die USA. Wer führt denn ständig Krieg auf der Welt, aktzeptiert zig Tode, riesen Flüchtlingswellen und will sich dann wieder als Retter aufspielen und seine Waffen bei uns bunkern? Ich habe eher Angst vor Menschen wie Herrn Danzer, als das der Russe vor der Türe stehe! Herr Danzer sollte mal von seiner Bild-Zeitung weg kommen und sich etwas besser informieren! Würde Russland die Ukraine wirklich besitzen wollen, wäre das bereits der Fall.
Und zum Thema Völkerrechtsverletzung sollten wir am besten ganz ruhig sein.
dass der Russe nicht vor Ihrer Türe steht, sonst könnten Sie solche Kommentare nicht schreiben.