Applauskurve am Hambach: "Kampfansage" der Biker?

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Kaum aufgestellt, schon gefällt: Wenig Gefallen fanden Unbekannte an dem vom Landratsamt angeordneten Verbot, wonach in den Applauskurven nicht mehr gehalten werden darf. Mittels Flex wurden die Schilder kurzerhand umgemacht. FT-Archivfoto: Ralf Kestel
Kaum aufgestellt, schon gefällt: Wenig Gefallen fanden Unbekannte an dem vom Landratsamt angeordneten Verbot, wonach in den Applauskurven nicht mehr gehalten werden darf. Mittels Flex wurden die Schilder kurzerhand umgemacht. FT-Archivfoto: Ralf Kestel

Kaum hatte das Haßfurter Landratsamt ein Halteverbot in der Applauskurve zwischen Ebern und Untermerzbach angeordnet, wurde das Verbotsschild umgeflext. Jetzt wird im Internet dazu aufgerufen, im Sommer noch häufiger zu fahren.

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Setzen die "Schilder-Säger" zum Gegenschlag an? Die Diskussion über die Lärmbelästigung durch Motorradfahrer, die an sonnigen Wochenenden die Spitzkehren genießen, nimmt an Schärfe zu. Auf Facebook kündigt eine Aktion "Gaskrank am Hambach" noch mehr Fahrten im Zeitraum zwischen 1. April und 1. August an. Bei einer Abstimmung auf unserem Portal www.infranken.de nutzten weit über 1000 Leser die Möglichkeit, ihre persönliche Vorliebe per Klick zu dokumentieren. Über die Mehrheit plädiert dafür, alles so zu belassen wie es ist.

Klarer Aufruf
"Egal, wie sehr wir uns zurückhalten und auf den guten Willen der Anwohner, einen Kompromiss zu finden, vertrauen, werden wir Schritt für Schritt vertrieben", heißt es in dem Aufruf, der unter dem Motto "Gaskrank im Hambach" im Internet veröffentlicht wurde. "Deshalb werden wir Ihnen diese Saison zeigen, dass Ihre ganzen Schilder nichts bringen. Dann stehen wir halt eine Einfahrt weiter hinten."

Erst wenn die Anwohner einsehen würden, "dass sie es mit ihren Maßnahmen nur noch schlimmer machen, können wir uns vielleicht endlich mal einigen und unsere geliebte Applauskurve zurück haben und ungestört dort unsere Leidenschaft ausleben, in einem gesunden Kompromiss, versteht sich". Den Zeitrahmen der Veranstaltung hat der Ersteller der Seite "Tobi As" mit 1. April bis 1. August angegeben.

Damit spielen die Autoren auf das Halteverbot in den Applauskurven an, wo oft angehalten wurde, um akrobatische Fahrkünste zu beklatschen. Als mit Schildern das Stehenbleiben in diesen Waldwegen verboten wurde, waren diese Schilder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in einer Freitagnacht im September 2013 umgeflext worden. Kaum vorstellbar, dass Motorradfahrer von auswärts mit entsprechendem Gerät zur Nachtzeit angerückt waren.

Diese Sachbeschädigung blieb bislang ebenso ungeklärt wie der mysteriöse Fund einer zerborstenen Flasche mit schmierigem Inhalt im September 2014.

Die Täter der Sachbeschädigung am Hambach 2013 wurden nicht ermittelt. Die Anzeige wurde gegen Unbekannt an die Staatsanwaltschaft Bamberg abgegeben, erläutert der stellvertretende Eberner Polizeiinspektionsleiter Siegbert Weinkauf.

Die Sachbearbeitung hinsichtlich der "ölverschmutzten Fahrbahn" 2014 hatte die Kriminalpolizei Schweinfurt übernommen. Über einen möglichen Übeltäter, der dort eine Flasche hingeworfen haben könnte, gibt es keinerlei Erkenntnisse.

Den Facebook-Aufruf hat die Polizei auch schon zur Kenntnis genommen und "wir behalten
ihn im Auge", betont Weinkauf. Derzeit seien aus polizeilicher Sicht keinerlei Maßnahmen dringend erforderlich, da es sich um eine öffentliche Straße handle, die für einzelne Kraftfahrzeugarten nicht gesperrt ist. Aber: "Je nach Entwicklung der Situation am Hambach in den Sommermonaten wird die Polizei über angemessene Kontrollaktionen entscheiden."


Stimmen aus dem Internet

sodda1 So wie es aussieht, war auf der Podiumsdiskussion eine andere Zielgruppe als die angestrebte. Einheimische Motorradfreunde, die ganz normal und unauffällig fahren, sollen da gewesen sein. Aber natürlich haben diese ein Interesse daran, dass es keine verkehrsrechtlichen Einschränkungen am Hambach gibt.

Loestdasproblem Landrat Schneider hat das Problem richtig erkannt, dann muss die Geschwindigkeitsbeschränkung auch kontrolliert werden. Der zweite Satz, "dann machen wir das auch" hat allerdings gefehlt. Stattdessen will er das Problem an eine "Unfallkommission" delegieren. Müssen erst Unfälle passieren, damit sich was tut?

FrankaFranken Ein Ortsunkundiger wäre froh, wenn er durch ein Tempolimit vor den Kehren am Hambach gewarnt würde. Wenn allein schon die Serpentinen kein Tempolimit rechtfertigen, wann soll überhaupt ein Tempolimit angeordnet werden? An der B 279 vor Gersfeld steht eine stationäre Blitzanlage, wie überhaupt häufig in Hessen. Die Raserei durch Gersfeld wurde dadurch effektiv verhindert. Was gibt es eigentlich noch zu zaudern?

Trailator Ich habe ja nix gegen ne Harley, die gemächlich und blubbernd an mir vorbeizieht......aber: Ich lege im Jahr mehrere 1000 km mit dem Fahrrad auf Asphalt und im Gelände zurück und möchte behaupten mein Sportgerät ganz gut im Griff zu haben. Wenn mich ein 20-Tonner mit Abstand von nur einem Meter überholt oder ein Auto auf meiner Seite entgegenkommt, weil beim Überholvorgang mal wieder der Radfahrer übersehen wurde, versetzt mich das inzwischen kaum noch in Schrecken. In Schrecken werde ich jedoch versetzt, wenn von hinten ein Hobbyrennfahrer mit seinem Motorrad mit 100 Stundenkilometer Tempoüberschuss angeblasen kommt. Ich persönlich kenne Radfahrer, die Stellen wie den Hambach komplett meiden bzw. weiträumig umfahren. Die Sorge, dass ein Motorradfahrer wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Kurve wegrutscht und man als Radfahrer von 200 kg Stahl vom Rad geschossen wird, ist einigen verständlicher Weise zu hoch.

Staedle Die Forderung nach einer Tempo-Beschränkung auf 70 km/h ist doch glasklar formuliert worden und durch 500 Unterschriften gedeckt. Warum stehen plötzlich Tempo 60 km/h oder gar 50 km/h im Raum? Tatsache ist: ein Tempolimit sorgt für erheblich reduzierten Verkehrslärm. Damit die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten wird, muss geblitzt werden. Und zwar häufig, und nicht nur ein- bis zweimal im Jahr.

SonjaB Die Videos sprechen eine eindeutige Sprache. Staatsstraße hin oder her, die Verbindung über den Hambach ist nicht von überörtlicher Bedeutung, sie fungiert nur als Verbindung zwischen dem Itzgrund und der alten Kreisstadt. 70 ist also gerechtfertigt. Wer Rallyes fahren möchte, soll nach Monte Carlo.

relf100gs Leider wird immer von den Motorradfahrern gedönst, aber wenn man sich das u.a. Video anschaut, dann wird schnell klar, dass es auch laute und schnell fahrende Autos zu geben scheint, die jedoch außen vor gelassen werden in den ganzen Diskussionen.
Ich bin auch oft im und am Hambach gewesen, und habe dort schon so manches gesehen, aber der Abschuss kommt überwiegend von den Autofahrern, was die Verkehrssicherheit angeht, denn ein Motorradfahrer in einer Kurve sucht immer die Ideallinie auf seiner Fahrbahnseite, denn diesem ist völlig bewusst, dass er den Kopf verlieren könnte, wenn was entgegen kommt und dieser zu weit rüber kommt. Ein Autofahrer dagegen, der das nicht nötig hätte, kommt leider wesentlich öfter auf die Gegenfahrbahn in den Kurven. Der Großteil der Motorräder wird immer mit Serien- oder einen Zubehörauspuff fahren, dessen Lautstärke durch Gesetze und Verordnungen reglementiert sind, und dementsprechend nicht zu laut.

LuckyStrike Wenn sich jemand in seinem Garten durch Verkehrslärm belästigt fühlt dann soll er sich doch Ohrstöpsel kaufen oder wegziehen. Ein mit 80 km/h vorbeifahrender 40 Tonner ist garantiert auch nicht leiser, aber daran stört sich niemand.