Weil es um die Gesundheit geht

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Beschäftigte der Sozialstiftung versammelten sich vor dem Klinikum, um ihren Unmut zu äußern. Fotos: Julian Megerle
Beschäftigte der Sozialstiftung versammelten sich vor dem Klinikum, um ihren Unmut zu äußern.  Fotos: Julian Megerle
Am Streik waren Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen der Sozialstiftung beteiligt.
Am Streik waren Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen der Sozialstiftung beteiligt.
 

Beschäftigte der Sozialstiftung haben am Mittwoch ihre Arbeit niedergelegt und kämpfen für bessere Bedingungen. Die Konzernleitung reagiert gelassen: "Wir sind streikerprobt."

Die Beschäftigten nehmen an diesem Morgen kein Blatt vor den Mund: "Ich streike, weil die Arbeitsbelastung ständig steigt", meint eine Krankenpflegerin, welche seit vier Jahren bei der Sozialstiftung Bamberg arbeitet. Allein auf ihrer Station fehlten elf Vollzeitkräfte. "Bei Krankheitsfällen müssen wir auf anderen Stationen aushelfen." Fallen Vollzeitstellen weg, würden diese lediglich mit Pflegehelfern ersetzt, welche nicht die gleichen Befugnisse haben.

"Die Arbeitszeiten sind eine Zumutung, wenn wir alle drei Schichten abwechselnd machen müssen und dann die freie Zeit vor allem zur Erholung brauchen", beschwert sich eine andere Krankenpflegerin, welche seit fünf Jahren bei der Sozialstiftung beschäftigt ist. Beide sind sich einig: Das geht alles zu Lasten des Patientenwohls, für die man da sein möchte. Eine OP-Mitarbeiterin pflichtet ihnen bei: "Wir brauchen gerechte Bezahlung und mehr Personal, um die Patienten weiter gut versorgen zu können." Für einen anderen Kollegen, welcher seit 30 Jahren seinen Dienst versieht, steht heute der erste Streik an: "Ich setze mich dafür ein, dass für die nachkommenden Kollegen kein Scherbenhaufen übrigbleibt. Denn die Löhne der Beschäftigten werden durch Ausgliederungen immer weiter gedrückt."

Und die vier Beschäftigten sind nicht allein: Sie haben 200 Kollegen mitgebracht, um sich das nicht länger gefallen zu lassen. Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen. Heißt: die Arbeit zwischen 6 und 22 Uhr niederzulegen. Mit einem Hunderte Meter langen Spruchband stehen die Beschäftigten mit Abstand entlang der Buger Straße vor dem Klinikum am Bruderwald und bekommen zustimmendes Hupen von vorbeifahrenden Bussen und Autos. "Klatschen allein reicht nicht" steht auf Pappschildern.

"Man sieht: Der öffentliche Dienst ist bereit!", richtet sich Doris Stadelmeyer an die Streikgemeinschaft. Für die Geschäftsführerin in Oberfranken-West steht nicht nur fest, dass alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst systemrelevant sind: "Die Arbeitgeber bilden sich ein, sie könnten uns ausbremsen, aber da machen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung!"

Auch Felix Holland, Vorsitzender des Personalrats der Sozialstiftung, freut sich, dass so viele Kollegen ihr Streikrecht wahrnehmen: "Wir müssen euer Recht auf menschenwürdige Arbeit und eine Tariferhöhung einfordern." Bisher legte der kommunale Arbeitgeberverband in zwei Verhandlungsrunden keinerlei Angebot vor. Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem für die Beschäftigten 300 Euro monatliche Pflegezulage sowie eine Anrechnung der Pausenzeiten in Wechselschichten. Die nächsten Gespräche finden am 13. Oktober statt.

"Wir mussten das OP-Programm etwas herunterfahren und OPs verschieben", erklärt die Pressesprecherin der Sozialstiftung, Brigitte Dippold. Die sonstigen Prozesse in anderen Abteilungen seien ohne merkliche Änderungen verlaufen. Falls weitere Streiks folgen sollten, werde man natürlich wieder die Notversorgung und andere wichtige Abläufe sicherstellen. "Wir sind streikerprobt."

Eine Wiederholung scheint kein unwahrscheinliches Szenario: "Ich hoffe, dass die Tarifrunde in eurem Sinne ausgeht. Ansonsten sehen wir uns hier wieder", betont Mathias Erhardt, DGB Regionsgeschäftsführer für Oberfranken. Es gehe schließlich nicht nur um eine gute Bezahlung, sondern auch die Stützung der Binnenkonjunktur, wenn die Beschäftigten durch bessere Löhne mehr vor Ort konsumieren könnten. "Ihr habt alles gegeben und wart rund um die Uhr bereit. Dass die Arbeitgeber das nicht würdigen wollen, ist ein Skandal!", ruft Gewerkschaftssekretärin Magda Waldeck den Streikenden zu. Gerade in der Corona-Krise mussten sich die Beschäftigten im Gesundheitsbereich besonderer Gefahr aussetzen. Es gäbe nun keine andere Antwort als Streik in den Betrieben. "Holt euch, was euch zusteht!", ermutigt sie die Streikgemeinschaft. Großer Applaus und das Krachen von knallroten Ratschen folgen.