Um Mädchen für bislang männlich dominierte Berufe zu begeistern, gibt es die Initiative "Girls' Day". Bei Coca Cola in Knetzgau bekamen 16 Schülerinnen Einblicke in die Produktion und die Logistik des Unternehmens.
Andreas Lösch
In den Köpfen der Menschen ist so manches unhinterfragt verankert. Das bleibt dann auch so, weil es eben "schon immer so war" oder weil der Volksmund, die Gesellschaft, die Medien und wer noch so alles mitmischt bei der öffentlichen Meinungsbildung, das immer wieder so kommunizieren. Berufsbilder sind ein Beispiel dafür und wer in die Produktion vieler Unternehmen schaut, der sieht an den großen Maschinen überwiegend Männer stehen.
Auch bei Coca Cola in
Knetzgau ist das so, aber der Getränkehersteller will daran etwas ändern, wie Pressesprecherin Christina Witt gegenüber dem Fränkischen Tag erklärt. Im Umkehrschluss heißt das freilich nicht, dass Männer dort unerwünscht sind. Vielmehr geht es laut Witt "um die Vielfalt in Summe", also potenzielle Mitarbeiter unabhängig ihres Geschlechts, ihres kulturellen Hintergrunds oder ihrer gesellschaftlichen Position anzusprechen. "Viele denken: Ich brauche mich nicht zu bewerben", etwa weil sie einen Migrationshintergrund haben, weil sie Quereinsteiger sind oder eben, weil sie glauben, der Job sei nichts für sie, weil sie weiblich sind. Dem sei aber nicht so, versichert Witt. Alleine die fachliche und persönliche Qualifikation soll zählen.
15 Prozent weibliche Mitarbeiter
Anlass zu dem Gespräch war der "Girls' Day 2018", bei dem am gestrigen Donnerstag 16 Schülerinnen - überwiegend aus Schulen im Kreis Haßberge - Einblicke in die Produktion und die Logistik des berühmten Konzerns erhielten, der am Standort Knetzgau seit 1978 für überwiegend Unter- und Oberfranken "kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke" produziert, abfüllt und vertreibt. Am Beispiel des Standorts, an dem rund 500 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird deutlich: Nur etwa 15 Prozent von ihnen sind weiblich, und das liegt daran, dass allein 375 Personen der Belegschaft in Produktion und Logistik tätig sind, und diese Bereiche sind "stark männlich besetzt", sagt Witt.
Aber längst findet ein Umbruch statt. Tania Schaupp etwa, gelernte Fachkraft für Lebensmitteltechnik, hat sich in ihren Beruf quasi "verliebt", ihren Meister gemacht und ist jetzt Schichtleiterin in der Produktion am Standort Knetzgau. "Was wichtig ist: Dass man keine Angst vor großen Maschinen haben darf", erklärt die 49-Jährige den Schülerinnen, die den ganzen Tag das gesamte Unternehmen "auskundschaften" durften, vom Lager über die Werkstatt bis hin zu den Produktionslinien, wo eben jene großen Maschinen ihre Arbeit verrichten. Angst? Davon ist bei den Mädchen nichts zu spüren .
Eher Begeisterung: Wie die leeren Flaschen durch die Förderschiene sausen, ruckzuck befüllt, etikettiert und verpackt werden, das lässt die jungen Zuschauerinnen staunen. 60 000 Flaschen in der Stunde schafft die neueste Produktionslinie, vor der sie gerade stehen.
"Die großen Maschinen sind toll", bekräftigt Paula Mutterer. Die 14-Jährige von der Realschule Haßfurt hat zuvor im Lager noch beobachtet, wie die Gabelstapler umherfuhren. Bislang habe sie sich immer ausgemalt: "Männer fahren Gabelstapler." Jetzt sagt sie: "Aber Frauen können das auch. Ich finde, das ist für alle zwei gut." Ihre Mitschülerin Celine Barth nickt zustimmend und merkt an, dass sie auch gerne einmal Gabelstapler fahren würde. Zumindest mal ausprobieren.
Und was machen dann die Jungs? "Die sind heute den ganzen Tag im Kindergarten" beim Boys' Day, sagt Alysha van Hueth von der Mittelschule in Haßfurt und lacht schnippisch. Und fügt prompt an, dass sie das richtig verstanden haben will: "Ich finde es gut, wenn es vermischt wird."
An der Etikettiermaschine erklärt die 21-jährige Verena Menzel den Besucherinnen die Vorgänge. Sie hat bei Coca Cola in Knetzgau Fachkraft für Lebensmitteltechnik gelernt, sich weitergebildet und ist jetzt als Sirupbereiterin tätig. Im Unternehmen fühlt sie sich wohl, wie sie sagt, weil sie hier Anerkennung findet und ihr Aufstiegschancen geboten werden - abhängig von ihrer Qualifikation, nicht vom Geschlecht.
Denn so sieht es Coca Cola Deutschland laut Christina Witt bis in die Chefetagen hinein, die sich selbst "mehr Weiblichkeit" verordnet haben: Bis 2025 sollen 40 Prozent der Führungspositionen bei Coca Cola Deutschland mit Frauen besetzt sein.