Wie kommen Studenten der Wirtschaftspädagogik dazu, sich mit Ehrenamt im Altenheim zu beschäftigen? Der Anlass heißt Service-Learning. Im Rahmen dieser Lernform, bei der Studierende ihr im Studium erworbenes Wissen und wissenschaftliche Methoden auf einen gemeinnützigen Bereich anwenden, kooperierten erstmals der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg und die Universität Bamberg.
Rund 30 Studierende bearbeiteten sechs Forschungsprojekte, die sich mit Ehrenamt und beruflicher Fortbildung bei der Caritas beschäftigten. Dazu führten sie Interviews mit Ehren- und Hauptamtlichen zweier Caritas-Alten- und Pflegeheime, mit Ehrenamtlichen des Freiwilligenzentrums Carithek, mit Studenten, die nicht ehrenamtlich tätig sind, sowie mit Dozenten aus dem Fortbildungsprogramm des Diözesan-Caritasverbandes. Die Ergebnisse wurden jetzt bei einer Veranstaltung in der Zentrale des Diözesan-Caritasverbandes in Bamberg öffentlich vorgestellt.
Ehrenamtliche engagieren sich im Altenheim, weil sie die Anerkennung schätzen, die sie sowohl von den Bewohnern als auch den hauptberuflichen Mitarbeitern erfahren. Den Weg zu ihrer freiwilligen Tätigkeit haben sie oft dadurch gefunden, dass ein Angehöriger in dem Altenheim lebt oder gelebt hat. Dies fanden die Studierenden sowohl durch die Selbstauskünfte der Ehrenamtlichen heraus als auch durch das, was das Personal in den Interviews über die Ehrenamtlichen sagte.


Freude und Anerkennung

Für Studenten, die im Freiwilligenzentrum Carithek ehrenamtlich tätig sind, ist neben der Anerkennung vor allem die Freude an der Tätigkeit wichtig. Würde sie keinen Spaß mehr machen, würden sie sie aufgeben. Dass Studenten nicht ehrenamtlich tätig werden, liegt gerade an ihren hohen Ansprüchen an sich selbst: Sie wollen Verantwortung übernehmen, langfristig unterstützen und regelmäßig helfen. Das trauen sie sich aber nicht zu, weil sie durch Studium, Wochenend-Pendeln oder die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, beansprucht sind. Außerdem fehlen ihnen Informationen, wie und wo sie sich engagieren könnten.
So führten die Forschungsprojekte des Service-Learnings auch zu einem persönlichen Erkenntnisgewinn bei den Studierenden. "Ohne das Projekt hätte ich nie gewusst, was in einem Altenheim gemacht wird und was da alles möglich ist, wie man selbst mit anpacken kann", resümierte ein Student. Und eine Kommilitonin sagte: "Wir hatten völlig falsche Vorstellungen von Ehrenamt und Caritas. Hätte ich die Erfahrungen früher gemacht, hätte ich mich schon vor zwei Jahren engagiert."
Aber auch bei der Caritas gibt es Lernbedarf. Bei den Interviews mit den Dozenten stellten die Studierenden fest, dass die Dozenten ganz unterschiedliche Vorstellungen von Kompetenz haben. Die Studierenden empfahlen daher Fortbildungen auch für die Fortbilder.
Initiatoren der Kooperation im Rahmen des Service-Learings waren Prof. Karl-Heinz Gerholz vom Fachbereich Wirtschaftspädagogik der Universität Bamberg und Rochus Münzel vom Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg. kkr