Die Mittelschulstandorte Stegaurach und Priesendorf können ihren Bestand nur durch eine Bündelung der Jahrgangsstufen sichern. Doch das treibt vor allem viele Stegauracher Eltern auf die Barrikaden.
Die Elternvertreter der Mittelschule Stegaurach kamen sich überrumpelt vor, als sie bei der Informationsveranstaltung zur geplanten Offenen Ganztagsschule Mitte Februar erfuhren, dass die 7. Klasse ab dem kommenden Schuljahr in Priesendorf unterrichtet werden soll. "Wir fühlen uns übergangen", stellt der Elternbeiratsvorsitzende Christian Zirkel fest. Eigentlich hatte Zirkel fragen wollen, ob mit der neuen Schulform und der verbesserten Betreuungsmöglichkeit in dem im Bau befindlichen Kinderhaus vielleicht sogar wieder alle Jahrgangsstufen bis zur 9. gesichert beziehungsweise nach Stegaurach zurückgeholt werden könnten.
Inzwischen haben die Elternsprecher eine Befragung durchgeführt. Das Ergebnis: Mehr als neunzig Prozent der Eltern der derzeit in Stegaurach unterrichteten Klassen 5, 6 und 7 haben sich schriftlich eindeutig dafür ausgesprochen, dass ihre Kinder auch künftig an der Mittelschule Altenburgblick und nicht in Priesendorf unterrichtet werden. Und auch 75 Prozent der Grundschüler-Eltern haben sich diesem Protest angeschlossen, der an das Staatliche Schulamt und die zuständige Regierung von Oberfranken weitergeleitet werden soll. Unterstützt werden die Eltern auch durch einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats, die Klassen 5, 6 und 7 in Stegaurach zu halten.
Beim Schulamt betont man jedoch, dass eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen sei. "Wir stehen erst am Anfang eines langen Diskussionsprozesses mit vielen Beteiligten", sagt Schulrat Thomas Kohl. Lisbergs Bürgermeister Michael Bergrab (ÜPL) sieht als Vorsitzender des Schulverband Priesendorf-Lisberg-Walsdorf die Entwicklung allerdings schon einen Schritt weiter. Die Aufteilung der Klassen (5. und 6. in Stegaurach, 7., 8. und 9. in Priesendorf) sei vom Mittelschulverbund Aurachtal - Ebrachgrund, dem beide Schulen angehören, am 8. Februar so beschlossen worden und solle nun auch so umgesetzt werden. Beide Mittelschulstandorte könnten nur überleben und dauerhaft gesichert werden, wenn Rektoren und Sachaufwandsträger - also die Gemeinden - kooperierten. Darin sei er sich mit seinen Bürgermeisterkollegen Maria Beck (Priesendorf/CSU) und Heinrich Faatz (Walsdorf/CSU) einig.
Im Verbund geschrumpft
Der Notwendigkeit der Zusammenarbeit widerspricht auch Stegaurachs Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) nicht. Schließlich sind Priesendorf und Stegaurach die kleinsten Standorte des 2011 gegründeten Mittelschulverbundes, dem auch noch die Schulen in Burgebrach, Frensdorf und Schlüsselfeld angehören. Bei der Gründung des Mittelschulverbunds zählte Priesendorf-Lisberg-Walsdorf noch rund 90 Schüler, Stegaurach knapp 80. Inzwischen haben sich die Gewichte verschoben. Die drei Klassen, die aktuell in Stegaurach beschult werden, haben zusammen noch rund 50 Schüler, die beiden in Priesendorf etwa 30.
Beide Standorte haben Schüler vor allem nach Burgebrach abgegeben, das inzwischen mehr als 300 zählt und ein entsprechend breites Angebot hat. Dabei sollten die Mittelschulverbünde nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung eigentlich die kleineren der vormaligen Hauptschulen erhalten helfen.
Die Gemeinde Stegaurach hat trotzdem viel in ihre Schule investiert - und zumindest die Grundschule verzeichnet inzwischen wieder wachsende Schülerzahlen. Von der Infrastruktur profitiert auch die Mittelschule. "Wir haben mit der Aurachtalhalle eine Dreifachturnhalle, wir haben die neue Bücherei gebaut und demnächst haben wir auch das Kinderhaus", führt Bürgermeister Wagner als Beispiele an.
Das wissen auch die Stegauracher Eltern zu schätzen. "Wir haben doch alles da. Warum sollen wir unsere Kinder nach Priesendorf schicken?", fragt Elternbeirat Zirkel. Und Birgit Weiß, Elternsprecherin der 7. Klasse, ergänzt: "Unsere Kinder sind sehr zufrieden mit der Schule und wir haben tolle Lehrer. Die Kinder wollen nicht weg von hier." Auch sonst finden sie noch viele gute Gründe für Stegaurach, angefangen vom Schulgarten über die Kulturklassen bis hin zur Tatsache, dass die meisten Schüler ihre Schule zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können. Das sei für eine Schule mit dem Schwerpunkt "Umweltschule" schließlich auch ein Argument.