Sie setzt auf die jüngeren Alten

2 Min
Die Generationenbeauftragte Sina Wicht mit einigen von ihren "Angeboten" Foto: Matthias Hoch
Die Generationenbeauftragte Sina Wicht mit einigen von ihren "Angeboten" Foto: Matthias Hoch

Bilanz  Seit fünf Jahren beschäftigt der Landkreis eine Generationenbeauftragte. Das ist für Sina Wicht ein Traumjob. Ihr geht es darum, auf die Herausforderungen des demografischen Wandels zu reagieren.

von unserem Redaktionsmitglied 
Anette Schreiber

Landkreis Bamberg — Generationenbeauftragte. Von denen gibt es nicht viele in Bayern. Der Landkreis hat vor fünf Jahren so eine Stelle geschaffen und mit Diplom-Soziologin Sina Wicht besetzt. Seitdem geht die nun 34-Jährige in ihrem Traumjob auf. "Ich habe schon immer gern in Strukturen gedacht und Gesellschaft gestaltet." Das muss sie, um die Zielvorgaben Förderung von Familienfreundlichkeit und Förderung von Teilhabe der Senioren zu erfüllen.
Zehn Flyer, diverse neue Veranstaltungen, jede Menge Bilder und Schriftstücke künden vom Tatendrang der 34-Jährigen und dürften wesentliche Etappen auf dem Weg zu den genannten Zielen darstellen.
Weniger sichtbar, aber dafür umso notwendiger ist das Netzwerk, das die Generationenbeauftragte in ihren ersten fünf Schaffensjahren aufgebaut hat. Aus dem möchte sie Weichenstellungen entwickeln, wie sich der Landkreis am besten für die Herausforderungen des demografischen Wandels rüsten kann. Im optimalen Fall leisten Generationen einander Hilfestellung so, wie es im Projekt "Leihgroßeltern" angestoßen wird: Eltern werden entlastet, Senioren gebraucht.
Auch dafür bedarf es weiterer Bewusstseinsbildung und Vernetzung. Aus dem Nichts gestartet, musste Wicht erste Strukturen aufbauen. Aus ihren anfänglich auf zwei Jahre befristeten Vertrag ist mittlerweile ein unbefristetes Arbeitsverhältnis geworden, was die Bedeutung der Stelle unterstreicht.
Mittlerweile konkrete Projekte hat Sina Wicht mit der Stadt Bamberg, den Landkreisgemeinden, der Alzheimergesellschaft, dem Gesundheitsamt, Carithek/Freiwilligenzentrum sowie den jeweiligen Jugend- und Seniorenbeauftragten der Gemeinden entwickelt.

Konkrete Angebote

Was hat die Generationenbeauftragte bislang erreicht? Ihr sind immer konkrete Angebote wichtig, betont sie. In Sachen Familienfreundlichkeit etwa nennt sie die jeweils ganzwöchigen Veranstaltungen des "Bamberger Ferienabenteuers". "Eltern haben im Jahr sechs Wochen Urlaub, Kinder aber 14 Wochen Ferien." Das Projekt mit derzeit 15 Partnerunternehmen und 14 Veranstaltern gibt es zwar schon seit 2008 in der Stadt Bamberg. Das habe man im Landkreis übernommen und mit der städtischen Kollegin weiter ausgebaut. Dabei erstellt Wicht das Programm und fungiert als Ansprechpartnerin für die Eltern. Nach dem Start mit 300 Plätzen liegt man nun bei 700.
Gut funktioniere die Begleitung der Seniorenbeauftragten, die sich nun auch im größeren Rahmen austauschen. Erfolgreich bearbeitet wird offenbar auch das Themengebiet Demenz, mit einer Initiative für Stadt und Landkreis, mit einem Wegweiser, Kampagnen vor Ort, kostenlosen Schulungen und einer Wanderausstellung.
Als weiteres wichtiges Angebot nennt Wicht "Sicher und standfest in jedem Alter". In Kooperation mit Gesundheitsamt, VHS und Unterstützung der Stiftung "Helfen tut gut" wurden insgesamt 32 Kurse mit im Schnitt zehn Teilnehmern zur Sturzprophylaxe abgehalten. "Wenn es den ehrenamtlichen Kursleitern dabei gelingt, auch nur einen Sturz zu vermeiden, ist das schon ein Erfolg."
Während sich für die Familien die im zweijährigen Turnus abgehaltene Familienmesse (100 Anbieter, 1500 Besucher, nächster Termin 5. März 2016) fest etabliert hat, laufen derzeit die Arbeiten für ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept. Das heißt, gemeinsam mit dem Modus Institut werden elf Handlungsfelder bearbeitet. Dafür findet heuer eine Befragung statt, bei der Wicht um rege Teilnahme bittet.
Als eine der großen Herausforderungen sieht die Generationenbeauftragte es, Nachbarschaftshilfe auszubauen. "Je mehr es einer Gemeinde gelingt, die Energie der aktiven Senioren zu nutzen, umso höher wird die Lebensqualität für alle." Die Bereitschaft, sich zu engagieren, stellt Sina Wicht besonders bei den "jungen Alten", also den Menschen zwischen 65 und 75 Jahren fest. Davon kann und soll man in der älter werdenden Gesellschaft profitieren, findet Sina Wicht. "Die Rolle der jüngeren Alten in der Gesellschaft ist ganz wichtig", zeigt sie sich überzeugt und begeistert, wie sie da mitgestalten kann. "Schließlich werde ich selbst ja auch einmal älter und froh über zeit- und altersgemäße Strukturen sein."
Wer nun Fragen an die Genertionenbeauftragte hat, erreicht Sina Wicht unter der Telefonnummer 0951/85 510.