Schumanns Cellokonzert radikal verwandelt

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David Stromberg Foto: Raimar von Wienskowski
David Stromberg Foto: Raimar von Wienskowski

Die Ankündigung klingt reichlich ungewöhnlich, ja irritierend: Robert Schumanns Cellokonzert in einer Fassung für Solo-Cello und Bläserquintett. Und das mus...

Die Ankündigung klingt reichlich ungewöhnlich, ja irritierend: Robert Schumanns Cellokonzert in einer Fassung für Solo-Cello und Bläserquintett. Und das musikalische Resultat ist tatsächlich irritierend und faszinierend zugleich.
"Transition" hat der Cellist David Stromberg eine CD getauft, auf der er ausschließlich eigene Bearbeitungen für die exotisch anmutende Besetzung Cello und Bläserquintett bietet.


Faszinierend neue Klänge

Im Fall von Schumanns Cellokonzert erlebt der Zuhörer eine radikale Verwandlung, die das bekannte Werk in völlig neuer Beleuchtung erscheinen lässt. Das gesamte Stimmengefüge gerät aus den Fugen. Neben- und Begleitstimmen erhalten plötzlich eine ganz andere Bedeutung, gewinnen ein frappierendes Eigenleben.
Natürlich hört man dieser kammermusikalischen Fassung immer wieder an, dass das Original eigentlich orchestral konzipiert war und natürlich verliert die Gegenüberstellung von Tutti und Solo an Bedeutung und Prägnanz. Dennoch ermöglicht diese radikale Bearbeitung an vielen Stellen eine faszinierend neue Begegnung mit Schumanns Cellokonzert, dessen originale Orchesterfassung immer wieder auch Kritik hervorgerufen hatte und beispielsweise den Komponisten Dmitri Schostakowitsch zu markanten Retuschen an der Instrumentierung veranlasste. Eindringlich wirkt diese Bearbeitung nicht zuletzt deshalb, weil David Stromberg und das Philharmonische Bläserquintett Hamburg stets spannungsvoll und sehr lebendig dialogisieren.
Auch Tschaikowskys "Rokoko-Variationen" klingen in dieser Fassung überraschend schlüssig. Am überzeugendsten freilich geraten bei dieser Einspielung die ausgewählten Charakter- oder Zugabestücke.
Das gilt für die ursprünglich für Horn und Klavier konzipierte Romanze op. 36 von Camille Saint-Saens ebenso wie für Gabriel Faurés Hit "Après un reve" und Alexander Glasunows "Chant du Ménestrel". Selbst Schumanns Lied "Er, der herrlichste von allen" klingt in dieser rein instrumentalen Fassung schlüssig. jb