Flüchtlinge Über 100 Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak sind auf ihrer langen Odyssee über Ungarn, von München nach Forchheim gekommen. In der Notaufnahmeeinrichtung an der Piastenbrücke herrscht Ausnahmezustand.
von unserem Redaktionsmitglied
Andreas Oswald
Forchheim — Es ist rund zehn Jahre her, da stellte der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) fest: "Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt." Jetzt sind die Folgen der Kriege und Krisen im Nahen Osten "bis vor die eigene Tür gerückt". Dies stellt Stefan Schick fest, dessen Notaufnahmequartier in der Unteren Kellerstraße aus allen Nähten platzt, seit am Wochenende überraschend 105 neue Flüchtlinge eingetroffen sind.
Nach der Öffnung der ungarischen Grenzen haben sich die Ereignisse überschlagen: Am Freitag bekommt Stefan Schick eine Anfrage der Regierung von Oberfranken, ob er eine Busladung Flüchtlinge aufnehmen könne - am Samstag sollen es schon zwei Busse werden.
Der Betreiber der Notunterkunft zaudert nicht lange, obwohl in dem Haus schon 90 Asylbewerber aus dem Balkan leben: "Irgendwie schaffen wir das."
Helfer arbeiten rund um die Uhr
Und sie stemmen es: Seit Freitag arbeiten Stefan Schick, Haldun Yildirim und viele Helfer Tag und Nacht, um die neu angekommenen Flüchtlinge zu versorgen. "Dabei ist es für mich ergreifend", sagt Schick, "dass die Kosovaren, über die in der Bevölkerung so viel geschimpft wird, mithelfen, Koffer zu tragen, sich um Kinder kümmern und Essen ausgeben." Es gehe die ganze Nacht durch - erst früh um vier kämen die Helfer zu Bett. "Früh um sieben stehen wir wieder parat, um die Flüchtlinge zu registrieren", berichtet Schick.
Die Personenerfassung mit Namen, Herkunft und Lichtbild dient unter anderem dazu, dass Familien im Trubel der Ereignisse nicht auseinander gerissen werden oder - falls dies geschehen ist - wieder zusammenfinden.
Bürger zeigen Herz für Flüchtlinge
Während draußen auf dem Hof der Unterkunft Kleidung verteilt wird, drinnen Verpflegung ausgegeben wird und zwischendurch die Registrierung erfolgt, klingelt bei Stefan Schick immer wieder das Telefon: mindestens 30 Anrufe sind es am Montagvormittag von Forchheimern, die Bettwäsche, warme Kleidung oder Spielzeug vorbeibringen wollen. So wie Christel und Wolfgang Maassen, die sogar eigens neue Sachen eingekauft haben: "Das Nötigste für Menschen, die mit nichts gekommen sind." Stefan Schick muss kein Prophet sein, um sich auf die nächsten Busse vorzubereiten. Spenden sind willkommen. Benötigt werden vor allem Hygieneartikel, warme Kleidung (Kinder Größe S) und Bettzeug.