Mit Mogli in die eigene Kindheit

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Tom Ohnerast wird bei den Kronacher Rosenberg-Festspielen unter anderem die Titelrolle im Kinderstück übernehmen. Er freut sich schon auf die bald beginnenden Proben.

Marco Meissner

"Mein erster Kinofilm war das ,Dschungelbuch‘", erinnert sich Tom Ohnerast. Bald begegnet er den Helden seiner Kindheit wieder. Er wird sich sogar mitten unter sie mischen. Dann wird wahr, was er sich als Kind sicher nicht vorstellen konnte. Aus Tom wird Mogli. Der 29-jährige Schauspieler, der in Hessen geboren wurde, aber in Unterfranken aufgewachsen ist, wird ab 9. Juli in die tragende Rolle in der "Dschungelbuch"-Inszenierung der Rosenberg-Festspiele schlüpfen.
Wie ein Schauspieler an eine so bekannte Rolle herangeht und dann noch in die Haut eines Kindes schlüpft? "Ich werde das erst einmal ziemlich naiv angehen. Ich werde mir zunächst anschauen, was sich der Regisseur vorstellt und wie das Drumherum aussehen wird", erklärt Ohnerast.
Dass er fit sein muss, steht für ihn aber schon jetzt außer Zweifel. "Die Rolle verlangt wohl ziemlich körperliche Aspekte. Es handelt sich schließlich um ein Kind, das unter Tieren aufgewachsen ist."
Nicht zum ersten Mal kommt er mit der Rolle des Mogli in Kontakt. Beinahe hätte er diese Figur schon in Trier gespielt. In Kronach wird es diesmal damit klappen. Ohnerast wird zudem auch in den anderen Festspielstücken auf der Bühne stehen. Das Kinderstück wird ihn allerdings besonders in den Mittelpunkt rücken - vor einem Publikum, dass angeblich besonders ehrlich und kritisch sein soll.
"Viele Kollegen sagen, dass es schwieriger ist, vor Kindern zu spielen. Die hätten einen härteren Anspruch", erklärt der 29-Jährige. Er selbst lässt sich dadurch aber nicht verrückt machen. "Ich glaube, so pauschal kann man das nicht sagen." Der Unterschied zu den Erwachsenen dürfte seiner Ansicht nach nicht generell zu groß sein. "Schließlich gehen wir Erwachsene doch auch ins Theater, um dort wieder zu Kindern zu werden."


Vorfreude auf Kronach

Kronach hat der Schauspieler bisher noch nicht kennengelernt. Am 14. Mai wird sich das ändern. Dann reisen er und seine Kollegen an. "Es wird eine sehr intensive Zeit, aber ich freue mich schon sehr darauf", unterstreicht Ohnerast.
Dass es ihn überhaupt in den Frankenwald verschlägt, macht er an seinem Kontakt zum künstlerischen Leiter Stefan Haufe fest. In Münster hatten beide bereits zusammengearbeitet. Seinen Regisseur für das "Dschungelbuch" hingegen kennt Ohnerast noch nicht persönlich. Auch das wird sich bald ändern.
Axel Weidemann arbeitet daher mit Hochdruck auf die Probenzeit hin. "Momentan gehe ich gerade nochmal den Text durch", erklärt der Regisseur. "Die Fassung muss ja kompatibel mit der großen Bühne sein." Und ganz "nebenbei" organisiert er auch noch die Kostüme und das Bühnenbild.
Mit einem Stück wie dem "Dschungelbuch" bewegt sich das Festspielteam ein wenig zwischen den Welten; einerseits weckt gerade der berühmte Kinofilm von 1967 eine hohe Erwartungshaltung, andererseits darf und soll der Disney-Streifen natürlich nicht abgekupfert werden. "Das Originalbuch ist außerdem ganz anders", stellt Weidemann fest, der einen Mittelweg und etwas Eigenständiges mit seiner Fassung zu erreichen versucht. "Und diese Fassung soll auch ein Stück weit modern sein, einen Bezug zur heutigen Zeit haben", so der Regisseur.


Alles läuft nach Plan

Bis jetzt liefen die Vorbereitungen reibungslos. Alle Beteiligten wüssten, dass sie mit großem Engagement an die Sache herangehen müssen. Er ist überzeugt, dass sein Hauptdarsteller da keine Ausnahme bilden wird. "Bei ihm war auch schnell klar, dass er in allen drei Stücken etwas spielen kann", freut sich Weidemann. Dieser Aspekt sei bei der Auswahl der Darstellerriege wichtig gewesen.
Dass ein 29-Jähriger glaubhaft ein Kind darstellen kann, daran hat auch Weidemann keinen Zweifel. "Das ist nicht schwierig, sobald sich ein Schauspieler auf die kindliche Fantasie einlässt", stellt er fest. Und für ein Kind wäre die Rolle ohnehin zu umfangreich, um sie in der Kürze der Zeit einzustudieren.