Lucas Cranach und viel Bizarres

2 Min
 
 
 
 

Kunstsammlungen  Im kommenden Ausstellungsjahr wird sich die Veste im ersten Teil der Neuorganisation präsentieren. Der Schwerpunkt gilt Lucas Cranach. Die Themen und Schauen basieren allesamt auf eigener Forschung.

von unserem Redaktionsmitglied 
Carolin Herrmann

Coburg — Alles aus eigener Forschung und eigenen Kräften, was keine Selbstverständlichkeit ist. - Darauf sind die in den Kunstsammlungen auf der Veste Coburg Wirkenden um Direktor Klaus Weschenfelder stolz. Auch für 2015 wird wieder ein spannendes, vielseitiges und in den übergeordneten Themenschwerpunkten des Jahres verankertes Programm vorbereitet.
Lucas Cranach dem Jüngeren gelten nächstes Jahr anlässlich seines 500. Geburtstages große Ausstellungen in Thüringen und Bayern. Auf der Veste Coburg befindet sich eine bedeutende Sammlung von fast 40 Gemälden besonders von Vater Cranach, der schließlich kunsthistorisch das Feld erst bereitet hat. Also werden im Zuge der generellen Neuorganisation der altdeutschen Kunst, bei der die Schätze auf der Veste thematisch stärker akzentuiert und auch medientechnisch wirkungsvoller präsentiert werden, im ersten Schritt die Werke Lucas Cranachs in den Mittelpunkt gerückt: Ab 27. März mit der Ausstellung "Kunst - Religion - Politik. Bilder und ihre Funktionen im Wandel vom 15. bis ins 17. Jahrhundert."
Gleichzeitig wird in einer weiteren Schau aus der über 220 000 Blätter umfassenden grafischen Sammlung der Veste Cranachs Schaffen im Hinblick auf die von ihm neu entwickelten bildgrafischen Erzähltechniken untersucht. Dramatische Gesten, eigenwillige Begleitmotive und Nebenszenen kennzeichnen die Blätter, erklärt die Leiterin des Kupferstichkabinetts, Christiane Wiebel-Roth. "Mit der konsequenten Verwendung der Schlangensignatur und der Wappen ihrer kursächsischen Auftraggeber läutete die Cranach-Werkstatt das Kapitel einer höchst modern anmutenden Ausbildung von Corporate Identity ein." Zur Ausbildung von Luthers "Image" trugen Cranachs Grafiken, von denen Coburg seltene Beispiele besitzt, entscheidend bei.
Generell ist es ein Anliegen der Kunstsammlungen, auch die unbekannteren Schätze der immensen Sammlung, in entsprechende Zusammenhänge gestellt, der Öffentlichkeit zu erschließen. Der im Juni 2015 folgenden Grafikausstellung geht es besonders darum, zwischen Berühmtem, Bekanntem, Bedeutendem auch das Überraschende und Ungewöhnliche hervorzuholen. Sie präsentiert "Bizarrerien" im Umfeld der italienischen Druckgrafik des 16. Jahrhunderts:

Hexen- und Teufelsglaube

Auf der "dunklen Seite der Renaissance" wühlte man genuss- und fantasievoll im Abartigen und Makabren. Die Faszination des Bösen, Hexen- und Teufelsaberglaube, die Darstellung von Tod und Verderben wurden begleitet von neuen, aus der aufstrebenden Naturwissenschaft gewonnenen Sichtweisen, dem Interesse an Anatomie. Körper und Skelett-Darstellungen spiegeln das wider.
Zu den hochwertigen Blättern aus eigenen Beständen kommen bei dieser komprimierten Schau prominente Leihgaben aus der Albertina in Wien, dem Berliner Kupferstichkabinett und der Staatsbibliothek Bamberg.
Ein ganz anderes Feld wird zum Ende des Ausstellungsjahres betreten, wenn erstmals die umfangreiche Sammlung Uhlmann präsentiert wird. Die Witwe des Würzburger Statistikprofessors Werner Uhlmann hatte dessen komplette Sammlung außereuropäischer Waffen an die Kunstsammlungen in Coburg verschenkt: Etwa 1000 Dolche, Schwerter, Spieße, oftmals als Statussymbole fantastisch verziert, so dass nicht nur waffenkundlich, sondern auch ethnografisch viel zu erfahren ist.

Kunstvolle Waffen

"Da ist eine unglaubliche Vielfalt an Formen und Gestaltungen zu erleben," freut sich Alfred Geibig, zuständig unter anderem für die Historische Waffensammlung. Wobei es bei der Teilpräsentation auf der Veste vor allem auch darum geht, den hohen qualitativen Wert dieser Waffen herauszustellen. "Wir bereiten eine Premiere vor. Es war ein gut gehütetes Geheimnis, dass sich eine solch umfangreiche und qualitätsvolle Sammlung in Deutschland befindet."
Unter den zahlreichen sonstigen Veranstaltungen der Kunstsammlungen ist die Gedenkveranstaltung mit Vortrag und Auftritt der Stadtkapelle zum 200. Todestag von Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld am 26. Februar zu nennen.
Das gemeinsame Anliegen aller Projekte auf der Veste, das stellt Direktor Klaus Weschenfelder besonders heraus, ist es, über den speziellen thematischen Schwerpunkt hinauszublicken und Vergleiche zwischen Kulturen, durch die Zeiten und Gesellschaften bis heute zu ziehen. "Dafür bieten unsere fantastischen Sammlungen vielfältige Möglichkeiten."