Emotionale Diskussionen
Das geplante Projekt sorgte in der Sitzung teilweise für emotionale Diskussionen . Zuvor hatten Bürger Unterschriftenlisten – pro und kontra – an die Stadt überreicht. In der Bürgerfragestunde äußerten einige Anlieger ihre Bedenken. Die Kritiker stellten klar, dass sie im Prinzip nichts gegen eine Bebauung der Fläche haben. Allerdings erscheine ihnen das Projekt vor dem Hintergrund der Dorferneuerung als überdimensioniert. Sie befürchten unter anderem ein zerstörtes Ortsbild, zu viel Lärm und eine Überfremdung.
Sie forderten einen Gebäudekomplex, der sich in die bisherige Bebauung von Friesen einfügt. Weiterhin wurde eine deutliche Reduzierung der Größe der Häuser und der Wohneinheiten gefordert. Zudem sollten die 29 Fertiggaragen teilweise durch Carports ersetzt werden. Und wegen des zu erwartenden erhöhten Verkehrsaufkommens soll nach dem Bezug eine Geschwindigkeitsbeschränkung Tempo 30 in der St.-Georg-Straße und im Flößerweg gelten.
Stadtplaner Daniel Gerber sprach von einer „Garagenatmosphäre“. Mit dem Projekt verliere Friesen einen großen Teil seiner Identität. Bernd Liebhardt ( CSU ) sprach von einem Projekt, das „topographisch gesehen gewisse Entwicklungsgrenzen“ hat. Er nannte das „Flößerquartierprojekt“ eine Chance, um zum einen die Wohnsituation zu entlasten und zum anderen die Nachhaltigkeit in Friesen zu sichern.
Ralf Völkl ( SPD ) sprach von einem Bauantrag , der Licht- und Schattenseiten vorweise. Er schlug vor, das Obergeschoss abzusetzen, den Quartiersplatz zu vergrößern und den Plan zu überarbeiten. Martin Panzer (ZKC) meinte: „Ich begrüße es, wenn Wohnraum geschaffen wird, aber nicht um jeden Preis!“ Harald Meußgeier ( AfD ) zeigte sich „erschrocken“ von der Größe.
Martina Zwosta (FL) bemängelte, dass zu wenig Wohnungen für Familien berücksichtigt sind. Peter Witton (Grüne) wies darauf hin, dass bei diesem Projekt der Klimaschutz berücksichtigt werde. „Es ist bedauerlich, wenn so ein zukunftsträchtiges Projekt aus ästhetischen Gesichtspunkten scheitert!“
Tino Vetter (FW) hielt dagegen: „Wenn ihr tatsächlich Respekt vor der dörflichen Entwicklung habt, solltet ihr das Bauvorhaben verweigern.“ Sein Fraktionskollege Michael Zwingmann sprach von einem „Zukunftsbau für nachfolgende Generationen“.
Horst Hanna wies darauf hin, dass er vorab das gesamte Umfeld informiert habe. Er stellte auch klar, dass er keine Unterschriftenliste für das Projekt „angeleiert“ habe. „Ich als Friesener will in der Sache überzeugen und Wohnraum schaffen.“ Weniger Wohnungen und eine Tiefgarage würden allerdings die Investitionskosten sprengen. Bedauern äußerte er zudem, dass nur die Gegner seiner geplanten Wohnanlage in der Sitzung anwesend waren.
Antrag ungültig?
Vor der Diskussion hatte Klaus Simon ( SPD ) die Absetzung des Punktes „Neubau der Wohnanlage Flößerquartier“ gefordert. Den Antrag hatte CSU-Fraktionsvorsitzender Jonas Geissler gestellt. Simon begründete seinen Einwand damit, dass „notwendige Formenerfordernisse“ fehlen würden.
So hätte der Antrag in Papierform eingehen und von den Antragstellern unterschrieben sein müssen. Stattdessen sei dies per E-Mail und ohne Unterschrift geschehen. Der Antrag von Jonas Geissler gelte daher als nicht gestellt. Dies habe wiederum zur Folge, dass der Beschluss des Bauausschusses vom 29. Juli wirksam werde.
Bürgermeisterin Angela Hofmann wies darauf hin, dass nach der Bauausschusssitzung eine Menge an Fragen „aufgetaucht“ seien. Zudem habe sie ein Nachprüfungsrecht. Der Antrag von Klaus Simon wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.