Viel zu viele Lebensmittel landen jährlich im Müll. Die in Münnerstadt aufgewachsene Umweltingenieurin Johanna Gopp engagiert sich, dass dieser Wegwerf-Anteil geringer wird. Sie ist ein Foodsharer, eine Lebensmittel-Retterin.
18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen alljährlich in Deutschland im Müll. Das sind Zahlen, die die Verbraucherzentrale im November 2019 auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. Das Umweltbundesamt schreibt im Internet, dass fast ein Drittel der produzierten Lebensmittel im Müll landet. Johanna Gopp will, dass dies anders wird und engagiert sich deshalb bei foodsharing.de Die Bewegung setzt sich seit 2012 dafür ein, dass überflüssige Lebensmittel nicht im Müll enden, sondern weitergegeben und verbraucht werden. Sie ist überzeugt, dass Foodsharing viel Potenzial hat, auch auf dem flachen Land.
Johanna Gopp ist Umweltingenieurin und lebt mittlerweile in Darmstadt. In ihrer Freizeit ist sie ein Foodsaver für gute Lebensmittel, auf Deutsch: eine Lebensmittelretterin. Die moderne Idee des Lebensmittel-Teilens und -Rettens bringt sie bei den Heimatbesuchen mit ins Städtchen. Dann ist gelegentlich in den sozialen Netzwerken zu lesen, dass vor der Haustüre ihrer Eltern mal wieder Obst und Gemüse zum Abholen bereitstehen. Die Lebensmittel stammen von Betrieben, die sich dem Lebensmittel-Teilen angeschlossen haben, und bei denen Johanna Gopp regelmäßig die essbaren Dinge abholt, die dort nicht verbraucht werden können oder übrig sind.
Das Land hat Potenzial
"Ich verwende gesharte Lebensmittel", sagt Gopp. Allerdings bekommt sie als aktive Lebensmittel-Retterin von den betreuten Betrieben meist mehr, als sie für sich selbst verbrauchen kann. Was sie selbst nicht nutzt, gibt sie weiter, an Obdachlosenheime, an Frauenhäuser, an Nachbarn und Freunde... In Darmstadt funktioniere das gut, erklärt Gopp. In der Studentenstadt sei ein Bewusstsein vorhanden. Es gibt eine richtige Gemeinschaft, die über Foodsharing überflüssige Lebensmittel anbietet. Das kann übrigens jeder in ganz Deutschland, der etwas aus seinem eigenen Haushalt übrig hat, was keinem Verfallsdatum unterliegt. Auf der Homepage von Foodsharing kann man einen Warenkorb anbieten. Die nächste Community gibt es in Schweinfurt. Wer im Rhöner Umkreis nach nahe gelegenen Essenskörben im Internet sucht, wird aber eher nicht fündig. Die meisten Angebote gibt es in den Ballungsgebieten.
Dabei ist Johanna Gopp überzeugt, dass sich das System im Kleinen auf dem Land bewähren könnte. Es sei nur noch zu wenig bekannt. Denn Foodsharing sei etwas, das Gartenbesitzer ohnehin schon immer betreiben. Wer beispielsweise zu viele Zwetschgen, Äpfel oder Zucchini geerntet hat, gibt sie an Bekannte weiter - auch das ist Foodsharing. Das kennt sie aus ihrer Münnerstädter Kindheit. Und sie hat von klein auf gelernt, dass Nahrungsmittel wertvoll sind. "Meine Eltern haben einen sehr sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln", erklärt sie.Denkbar wäre beispielsweise, irgendwo in einem öffentlichen Raum einen Kühlschrank aufzustellen, wo jeder gesharte Lebensmittel abgeben bzw. holen kann. Fair-Teiler heißt das in der Fachsprache. In Marburg steht ein solcher Kühlschrank sogar in einer Kirche, erzählt die junge Frau. Viele Rentner seien beispielsweise froh um ein solches Angebot, weiß sie. Johanna Gopp verschweigt aber nicht, dass solche Aktionen mit einem gewissen Aufwand verbunden sind. Denn natürlich muss der Kühlschrank regelmäßig gesäubert und kontrolliert werden. Eine Einweisung in Hygieneregeln ist ebenfalls nötig. Aber es bringe Leute zusammen, sagt Johanna Gopp. Und man probiere viele neue Sachen aus.
Aber vor allem geht es Johanna Gopp darum, das Bewusstsein zu schärfen für den Umgang mit Nahrungsmitteln. Dazu gehört auch, dass gerade die junge Generation wieder lernt, wie sie übrige Lebensmittel verwerten kann, sagt die 31-Jährige. Sie nennt es "furchtbar", wenn am Ende von den geteilten Lebensmitteln etwas übrig bleibt. Sie hat eine Maxime: Nichts in die Tonne werfen! Sie kocht ein, macht Marmeladen und entwickelt auch kreative Ideen. Schnippelpartys beispielsweise, wo übrige Lebensmittel in gemütlicher Runde aufgebraucht werden.Wenn Interesse besteht, würde Johanna Gopp ihre Erfahrungen zum Thema Lebensmittel-Teilen gerne auch in Münnerstadt weitergeben. Soweit es ihr möglich ist, würde sie den Aufbau einer entsprechenden Gruppe mit Rat zur Seite stehen.