Ilan Katz - der Kosmopolit

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N eun Millionen Staatsbürger, davon einige hunderttausend mit etwas weniger Rechten und auch Pflichten. Eine Staatsreligion, ein andauerndes Feindbild, zur ...

N eun Millionen Staatsbürger, davon einige hunderttausend mit etwas weniger Rechten und auch Pflichten. Eine Staatsreligion, ein andauerndes Feindbild, zur Schau gestellte Gelassenheit, manchmal paranoid erscheinendes Überlegenheitsgefühl. Der 10-Tages-Tourist kann das alles mitbekommen. Die Reiseleitung hat nicht an Gesprächspartnern gespart. Eine der bemerkenswerten Stimmen war Ilan Katz.
Der Zuhörer konnte erkennen: da ist jemand mit 67 Jahren immer noch auf der Suche nach seiner Identität als Israeli und als Jude. "Man wird nicht gefragt, kann sich nicht wehren, ist einfach ein Mitglied des Judentums", das klingt fast ketzerisch, ist es aber nicht, sagt Ilan Katz.
Die Mutter war Deutsche und ist 1933 aus Berlin weggegangen. Der Holocaust hat der Familie nur sehr wenige Überlebende gelassen. Den Vater hat Ilan Katz nie kennengelernt. "Wir befinden uns immer noch im Befreiungskrieg" und das sei nach 70 Jahren Staat Israel eine deprimierende Feststellung, beklagte Katz auf der einen Seite, um dann die Sicherheitsstandards des Landes als notwendig für das Überleben zu beschreiben. Israelis gehen drei Jahre, Frauen zwei Jahre zum Militär. Orthodoxe und arabische Staatsbürger mussten das bisher nicht. Die Drusen können wählen. "Wenn Militärdienst Pflicht ist, sollten alle Dienst leisten müssen." Ilan Katz hat drei Kinder, eine Tochter und ein Sohn waren bereits im Krieg. Sie reden mit ihrer Familie nicht darüber. Als besorgter Vater fragt er sich, ob es nicht zu viel Patriotismus ist, wenn die Tochter in München mit Kind und Mann lebt und bis 50 Tage im Jahr als Reservistin im Einsatz ist. Ilan Katz ist oft in Deutschland, gerne auch in Ramsthal.