Es ist ein bisschen wie bei Indiana Jones

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Natália dos Reis Goncalves

Ausgrabung Schüler entdecken bei Grabung in Mühlhausen historische Funde.

Natália dos Reis Goncalves Das Projekt-Seminar Geschichte des Gymnasiums Höchstadt ist auf Spurensuche in der ehemaligen Synagoge von Mühlhausen – und hat dabei gleich mehrere historische Funde gemacht. Was Schülerinnen und Schüler in den Pfingstferien unter Anleitung der Uni Bamberg freigelegt haben.

Ein bisschen fühlt es sich an wie bei Indiana Jones , wenn man beobachtet, wie die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Höchstadt mit Schaufeln in einer tiefen Grube graben, ausgehoben aus dem Boden eines historischen Gebäudes. Seit Beginn der Pfingstferien gräbt das P-Seminar Geschichte unter wissenschaftlicher Anleitung der Universität Bamberg in der ehemaligen Synagoge in Mühlhausen . Was zuvor monatelang vorbereitet wurde, ist nun Wirklichkeit: Schüler in Handschuhen und mit Zollstöcken, Eimer voller Erde und dazwischen Knochenreste, Keramikscherben und Holzsplitter.

Bima, Böden und ein Schuhteil

Doch nicht nur Kleinteile fördern die Schüler zutage. „Die Befunde sind sagenhaft“, freut sich der betreuende Lehrer Christian Plätzer. Tatsächlich wurde bei der Grabung das Fundament der ursprünglichen Bima entdeckt – der zentrale Platz für die Tora-Lesung. „Sie ist vollständig erhalten, wir können das Oktogon exakt vermessen“, erklärt auch Kristina Fleischmann vom Verein Forum Alte Synagoge .

Ebenso freigelegt wurden die Sandsteinplatten des ersten Synagogenbodens von 1755/56 – deutlich unter dem Niveau des heutigen Betonbodens. „Wir sind davon ausgegangen, dass der alte Boden komplett entfernt wurde“, sagt Plätzer, „dass er noch da ist, ist eine Überraschung.“

Neben den baulichen Strukturen tauchten auch alltagsgeschichtliche Spuren auf: Reste einer Schuhsohle aus Leder mit handgenähten Löchern, Tierzähne, rostige Nägel, bemalte Porzellanscherben und ein möglicherweise aufziehbares Kupferteil – vielleicht einst Teil einer Taschenuhr. „Alles, was auf die damalige Zeit hinweist, ist besonders spannend“, sagt Schülerin Sarah. „Aber eine Münze aus dem Jahr 1747 war schon das Krasseste.“

Präzise Dokumentation

Geleitet wird das Grabungsteam von Britta Ziegler vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Bamberg . Sie lobt die Arbeit der Jugendlichen: „Die Schüler haben den kompletten Aushub eigenständig gemacht. Alle Befunde werden exakt dokumentiert, fotografiert und nummeriert.“ Auch moderne Vermessungstechnik kommt zum Einsatz – ein CAD-Programm führt die Nachwuchsarchäologen durch den digitalen Grabungsplan.

Neben der Hauptfläche legte das Team in einem zweiten Schnitt nahe des früheren Eingangs ebenfalls eine Grabung an. Ziel ist es, die Fundamente der ursprünglichen Außenwand nachzuweisen – bevor das Gebäude in den 1970er Jahren zur Lagerhalle umfunktioniert wurde.

Ein Ort voller Fragen

Mit jedem Fund tun sich neue Fragen auf: Wurde die Bima beim Umbau 1833 überbaut oder versetzt? Wurde sie später noch genutzt oder aufgegeben? „Einige Dinge klären sich, andere werfen neue Rätsel auf – aber das ist normal“, sagt Plätzer. Die Synagoge war einst Zentrum einer jüdischen Reformgemeinde, was sich auch in der Innenarchitektur niedergeschlagen haben könnte. „Wir würden den Boden am liebsten komplett öffnen“, so Plätzer, um alle Fragen rund um die Geschichte des Gebäudes erforschen zu können. Allerdings wird eine Genehmigung durch das Landesamt für Denkmalpflege wohl nicht zustande kommen.

Tag der offenen Grabung

Vorerst bleibt die Grabung offen – zumindest bis zum Tag der offenen Grabung am Freitag, 28. Juni, von 13 bis 16.30 Uhr. An diesem Tag können Besucher die Funde in Augenschein nehmen und mit den Beteiligten ins Gespräch kommen. Ob die Grabung langfristig sichtbar bleibt, ist offen. Diskutiert wird etwa eine Glasabdeckung – doch die Feuchtigkeit im Gebäude erschwert eine dauerhafte Präsentation. Im Laufe des Jahres wird ein studentisches Forschungsteam rund um Britta Ziegler noch weitere Untersuchungen und Forschungen in der Synagoge durchführen, dann werden die Erkenntnisse wohl wieder verschüttet, eine übliche Vorgehensweise in der Archäologie, erklärt Grabungstechnikerin Ziegler.

Für Christian Plätzer steht fest: Das archäologische Arbeiten ist ein Gewinn für Schule, Wissenschaft und Erinnerungskultur. Sein P-Seminar-Projekt des Vorjahres wurde für seine Ausgrabung an der Höchstadter Stadtmauer mit einem Hauptpreis beim Landeswettbewerb „Erinnerungszeichen“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet im Juli in München statt.

Und auch die nächste Grabungsidee ist schon in Sicht: „Ich würde sehr gerne weitere archäologische P-Seminare anbieten“, sagt Plätzer. Vielleicht liegt der nächste Schatz ja schon unter dem Pausenhof.