Ehrenamt Die 81-jährige Berlinerin engagiert sich auf vielfältige Weise in Gößweinstein. Aktuell kümmert sie sich vor allem um Flüchtlingsfamilien.
VON Carmen Schwind
und Gerhard Schmidt
Gößweinstein — Lilo Grunow empfiehlt, es einfach mal auszuprobieren: "Die Menschen sollten einmal darüber nachdenken, wie schön es ist, anderen zu helfen. Es macht uns selbst glücklich!" Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie lebt die Hilfsbereitschaft. Lilo Grunow wurde vor 81 Jahren in Berlin geboren und wohnt seit über 30 Jahren mit ihrem Lebensgefährten in Gößweinstein, wo sich Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) freut, eine derart engagierte Bürgerin in seiner Gemeinde zu wissen.
Die Berlinerin hatte einst in der Fränkischen Schweiz Urlaub gemacht und sich in die Gegend verliebt. Seitdem lebt sie hier - ganz bescheiden: "Ach was, für mich brauche ich doch nicht viel, icke verschenke lieber an andere." In Berlin ist sie beim Arbeiter-Samariter-Bund groß geworden. "Und seit meinem 19.
Lebensjahr bin ich Samariterin, doch die sterben leider langsam aus", meint die Seniorin.
In Gößweinstein hatte sie ein eigenes Schuhgeschäft und einen Fußpflegesalon. Jetzt bietet sie Wallfahrern an, ihre wunden Füße zu versorgen - ehrenamtlich. Wer möchte, kann eine Spende geben, wovon die Samariterin Verbandsmaterial kauft. Sie selbst ist evangelisch, "aber ich versorge auch katholische Füße", scherzt Lilo Grunow. Freunde hatten im Spaß vorgeschlagen, dass sie bei "Wetten, dass" mitmachen solle, denn sie könne doch wohl alle Füße an ihrem Geruch erkennen.
Stolz erzählt die Fußpflegerin: "Einmal bekam ich 50 Mark als Dank, da habe ich mir eine kleine Tasche dafür gekauft." Mittlerweile hilft sie schwerpunktmäßig Flüchtlingen. Da bettelt sie schon mal ihren Chef um Schuhe an.
Oder sie sammelt bei Nachbarn und fährt dann mit der Beute bei den Flüchtlingen vorbei. Für ein kleines Mädchen fand sie einfach kein geeignetes Paar, deshalb kaufte sie vom eigenen Geld welche. Es waren rote Schuhe. "Das Mädchen weinte vor Freude. Und das ist dann mein Lohn", erklärt Lilo Grunow ihre Leidenschaft fürs Helfen.
Zudem möchte Lilo Grunow in der Seniorenarbeit für Jürgen Kränzlein tätig sein. Sie stellt sich ihre Hilfe so vor: Wenn ein Partner krank ist, kommt die Samariterin und bleibt beim Kranken, damit der gesunde Partner zum Beispiel Einkäufe und Besorgungen machen kann. "Dr. Iris Zimmermann hat sich dafür eingesetzt, dass ein Syrer, der in seiner Heimat als Arzt gearbeitet hat, in Pottenstein ein Praktikum machen kann", erzählt Lilo Grunow. Diesen würde sie dreimal pro Woche zur Arbeit fahren und wieder holen.
Gröschel-Fanclub gegründet
Im Schützenverein und Sozialverband VdK Deutschland ist Grunow Schriftführerin und im Musikverein ist sie Mitglied. Außerdem gründete und führte sie zehn Jahre lang den Fanclub von Sänger Herbert Gröschel.
Manchmal gehe es ihr morgens nicht so gut, aber wenn sie weiß, dass Termine anstehen, reiße sie sich zusammen, sagt Lilo Grunow. Mit den Beschwerden des Alters habe auch sie zu kämpfen. "Wenn ich nicht helfen kann, dann macht mich das krank. Kann ich helfen und sehe die Freude des anderen, dann ist das mehr wert für mich als Geld", ergänzt sie und lacht.