Die Gründe dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen drückt, sind wirtschaftlich. "Die geldpolitische Stimulierung der Wirtschaft ist derzeit erforderlich, weil Wachstum und Preisdruck ...
Die Gründe dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen drückt, sind wirtschaftlich. "Die geldpolitische Stimulierung der Wirtschaft ist derzeit erforderlich, weil Wachstum und Preisdruck im Euroraum gering sind", erklärt Stefan Ruhkamp, ein Pressesprecher der EZB, die momentane Situation.
Durch den negativen Einlagenzins für Banken wird zusammen mit anderen geldpolitischen Maßnahmen bewirkt, dass Unternehmen und private Haushalte günstig an Kredite kommen. "Das unterstützt Konsum und Investition und hat den Unternehmen im Euroraum geholfen, Millionen neuer Arbeitsplätze zu schaffen", berichtet Ruhkamp.
Eine Deflation verhindern
Dem Finanzexperten zufolge schafft die Geldpolitik so die Voraussetzung für eine stabile Wirtschaft und dafür, dass die Inflationsrate im Euroraum wieder nachhaltig auf das Niveau von knapp zwei Prozent steigt. "Eine Inflationsrate von und zugleich nahe zwei Prozent sieht die EZB im Einklang mit ihrem Preisstabilitätsauftrag."
Dass die EZB eine Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt, erklärt Ruhkamp wie folgt: "Bei einer Inflationsrate von null Prozent wäre der Geldwert konstant. Sobald die null Prozent unterschritten werden, befinden wir uns allerdings in einer Deflation." Deshalb wird ein Abstand von zwei Prozent zur Nullrate angestrebt, denn bei einer Deflation wird die Wirtschaft ausgebremst: "Wer weiß, dass die Preise weiter fallen, schiebt Investitionen auf." Im Fall einer zu hohen Inflation könnten die Zinsen einfach so lange angehoben werden, bis die Wirtschaft ausgebremst wird. Bei einer Deflation dagegen würde sich die Regulierung deutlich schwieriger gestalten.
Freibetrag für Banken
Für die Banken ist der Strafzins eine Gewinneinbuße. "Die Profitabilität leidet und infolge kann es sein, dass weniger Kredite vergeben werden. Um diesen negativen Effekt zu verringern, haben wir den Banken einen Freibetrag eingeräumt", sagt Ruhkamp. Jede Bank muss eine Mindestreserve von einem Prozent aller Einlagen der Sparer bei der EZB halten. Der Freibetrag, für den die Banken keinen Strafzins zahlen müssen, beträgt das Sechsfache der jeweiligen Mindestreserve. cd