Flüchtlinge geben private Einblicke

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Das Buffet, das die Flüchtlinge vorbereitet hatten, schmeckte den Besuchern. Fotos: Helmut Will
Das Buffet, das die Flüchtlinge vorbereitet hatten, schmeckte den Besuchern. Fotos: Helmut Will
Sarmad aus Syrien freut sich in Maroldsweisach zu sein, würde aber gerne einmal in einer größeren Stadt wohnen.
Sarmad aus Syrien freut sich in Maroldsweisach zu sein, würde aber gerne einmal in einer größeren Stadt wohnen.
 
Mehdi Bagheri aus Afghanistan bringt Essen für das Buffet. "Gemacht hat das aber meine Frau", sagt er.
Mehdi Bagheri aus Afghanistan bringt Essen für das Buffet. "Gemacht hat das aber meine Frau", sagt er.
 
Ritaj Hamad ist 13 Jahre. Sie besucht das Gymnasium in Ebern und hat in fast perfektem Deutsch aus ihrer Heimat erzählt.
Ritaj Hamad ist 13 Jahre. Sie besucht das Gymnasium in Ebern und hat in fast perfektem Deutsch aus ihrer Heimat erzählt.
 

Fotos aus der zerbombten Heimat, Geschichten über die Flucht und das Leben in der neuen Heimat: Kriegsflüchtlinge haben in Maroldsweisach zusammen mit dem Asylhelferkreis einen beeindruckenden Abend veranstaltet.

Etwa 40 Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan leben nach Auskunft von Bürgermeister Wolfram Thein im Gemeindebereich Maroldsweisach. Am Donnerstag kamen sie mit ihren Betreuern des dortigen Helferkreises in die "Arche" der evangelischen Kirchengemeinde Maroldsweisach. Die "Arche", gedacht als Raum für Begegnungen, ist nicht mit dem "schwimmenden Kasten" der Arche Noah zu vergleichen, aber wäre sie ein Boot, hätte man dessen Untergang befürchten müssen, weil so viele Interessierte gekommen waren, dass die "Arche" restlos überfüllt war.
Über den guten Besuch freuten sich Bürgermeister Wolfram Thein und Pfarrer Martin Popp-Posekardt bei ihrer Begrüßung. Gespannt waren beide, was man heute über die Heimat der Flüchtlinge und deren Kultur erfahren würde. Martina Duczek, Diplomsozialarbeiterin bei Caritas, sagte, dass der Asylhelferkreis etwa zehn Aktive habe, die sich um Flüchtlinge kümmern. Diese Helferinnen und Helfer stellten dann die von ihnen betreuten Familien vor, gaben Unterstützung, als die Flüchtlinge selbst über ihr Land und ihre Flucht berichteten.
Den Anfang machte Ritaj Hamad. Sie ist dreizehn Jahre, kommt aus Syrien, ist seit vierzehn Monaten in Deutschland, besucht im Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern die siebte Klasse und spricht hervorragend die deutsche Sprache. "Gefallen tut es mir schon in Maroldsweisach, alle sind freundlich und nett, aber irgendwann möchte ich in einer größeren Stadt leben", sagte das Mädchen. Ihren Kurzvortrag hatte sie genau geplant und Punkt für Punkt vorgetragen. Von ihr gab es Fotos aus ihrem Heimatort nahe Damaskus und von ihrer Familie. "Immer wieder hörten wir Schüsse, hatten Angst", sagt die 13-Jährige.
Mohamet Utman kommt aus einem Ort in Syrien nahe der türkischen Grenze. Seine Bilder zeigten seinen ehemaligen Arbeitsplatz, der zerstört wurde, und weitere Fotos von Schrecken und Zerstörung.


Massaker der Taliban

Werner Thein vom Helferkreis stellte die von ihm betreute afghanische Familie Kakar vor. Thein berichtete von Massakern der Taliban und zeigte Bilder der Familie, die schlimme Szenen darstellten und schockierend wirkten. "Der größte Wunsch der Familie Kakar ist, dass es auf der ganzen Welt Frieden geben möge", sagte Werner Thein.
"Danke, dass ihr gekommen seid, um über uns etwas zu erfahren", sagte Familienvater Barakzin aus Herat in Afghanistan, der mit einer neunköpfigen Familien nach Deutschland gekommen ist. Bilder von Anschlägen zeigte die Familie Bagheri aus Afghanistan. Dort herrsche nunmehr seit 40 Jahren Krieg, und die Taliban, von denen auch Fotos zu sehen waren, würden Angst und Schrecken verbreiten.
Aus Rakka in Syrien, einer Hochburg des sogenannten Islamischen Staates (IS), stammt die Familie von Mohamet Alkardo, der im gebrochenen Deutsch seine Heimatstadt mit Fotos von Freunden zeigte. Auch dort zeichnet sich ein Bild großer Zerstörung ab.
Ein besonderer Fall ist der von Mohamet Haji aus Afghanistan. Er fühlt sich als Frau. "Das ist dort eine Schande", sagte Stefanie Schober vom Helferkreis, die den Leidensweg ihres "Schützlings" erörterte. Er wurde geschlagen, verfolgt und verstoßen, weshalb er geflohen ist.
Zehn Jahre alt ist Sarmad aus Syrien, der mit seinen Eltern und seinem fünfjährigen Bruder Darius seit vierzehn Monaten in Deutschland ist. Er besucht in Maroldsweisach die dritte Klasse der Grundschule. Über seine Lehrerin sagt er, dass sie sehr nett wäre und er Mathematik mag. Viele deutsche Freunde habe er, sein bester sei der achtjährige Bastian. "In Maroldsweisach ist nicht so viel los", sagt er. In einer größeren Stadt zu leben würde ihm gefallen und er wünsche sich, irgendwann mal in einem großen Haus zu wohnen. Während er das sagt, legt er den Arm um seinen kleinen Bruder und drückt ihn an sich.
Nach den Vorträgen der einzelnen Familien wurde das "bunte Buffet" eröffnet, welches von den Flüchtlingen vorbereitet worden war. Dicht gedrängt reichten die Einheimischen ihre leeren Teller, um sie mit den Köstlichkeiten der ausländischen Familien füllen zu lassen. Es war ein Augen- und Gaumenschmaus, was hier geboten wurde. Am Rande gab es noch viele Möglichkeiten, mit den Flüchtlingen, die mit "Kind und Kegel" gekommen waren, direkt ins Gespräch zu kommen, wobei immer wieder zu sehen war, dass die Kinder als Dolmetscher für ihre Eltern fungierten.